Steppdecke nähen - welche Wolle

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

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Cherubina
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Steppdecke nähen - welche Wolle

Beitrag von Cherubina » 01.12.2014, 19:24

Hallo,

hat einer von euch Erfahrung mit dem Nähen von Steppdecken mit Wollfüllung? Ich verkaufe meine gewaschene und kardierte Wolle über ebay Kleinanzeigen und eine Interessentin für die Merinowolle möchte Decken damit nähen. Nun frage ich mich, ob ich ihr auch andere, weniger feine Wolle dafür anbieten kann. In meinen Augen ist die Merinowolle fast zu schade dafür ;-)
Was für Eigenschaften solle die Wolle haben? Darf sie leicht filzen oder sollte das nicht tun? Lange Fasern sind sicher von Vorteil, oder? Ein Bekannter hat sich die Decken mit Schnucken-Mischlingswolle füttern lassen und das ist schön flauschig warm. Muss wohl nicht unbedingt fein sein - was meint ihr?

LG
Cherubina
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Re: Steppdecke nähen - welche Wolle

Beitrag von nadelundfaden » 01.12.2014, 19:44

Ich würde mal Wolle in ein Stofftaschentuch einnähen und Waschversuche machen. Klumpt es?

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Re: Steppdecke nähen - welche Wolle

Beitrag von Lilith » 01.12.2014, 20:45

Ich habe mir vor Jahren so eine Woll-Steppdecke selbst gemacht und vor 3 Jahren dann nochmal eine für meinen Bruder. Meine ist von einem Milchschaf, für meinen Bruder hab ich das Vlies vom Finkhof gekauft. Beides ist nicht sonderlich feine Wolle, nichts was ich für ein feines Tuch oder so spinnen hätte wollen, höchstens für einen stabilen Outdoor-Pulli. Aber als Decke perfekt! Warm und kuschelig.
Allerdings habe ich die Decke nie gewaschen, nur im Frühling und im Herbst jeweils für einen schönen sonnigen Tag nach draußen gehängt zum auslüften. Sie hat noch nie gemüffelt.
Ich liebe das Teil und, als Antwort auf deine Frage, ich glaube nicht, dass feinere Wolle dabei irgendeinen Vorteil bringt. Also ja, Merino ist an dieser Stelle meiner Meinung nach eigentlich Verschwendung.

Spinnerte Grüße von
Lilith
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Re: Steppdecke nähen - welche Wolle

Beitrag von kalala » 01.12.2014, 22:50

das klingt ja total spannend!
Lilith, hast du eine Anleiung dafür gehabt? Oder magst du kurz beschreiben, wie du das gemacht hast? Mir kommen da gerade ganz faszinierende Ideen :D
Grüße von kalala

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Re: Steppdecke nähen - welche Wolle

Beitrag von shorty » 02.12.2014, 07:26

grober fidne ich nicht tragisch sofern die Grannen oder Stichelhaare nicht durchs Inlet kommen.. allerdigns fände ich z.B. weniger filzanfällig wie Milchschaf schon sehr dienlich.. sosnt hast Du relativ schnell auch ohne Waschen alleien durch die Reibung nen Klumpen.....
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Steppdecke nähen - welche Wolle

Beitrag von sockolade » 02.12.2014, 09:07

hallo ihr Lieben,
ich habe mal Shropshire für Kissenfüllungen verwendet. Es blieb nach dem Kardieren und Lagern im Karton, einfach in der Würfelform von ganz alleine und sprang wegen der starken Kräuselung von selbst wie ein Schaumgummi wieder zurück. Die Kissen habe ich verschenkt, aber es gab keine Klagen wegen Verbatzungen.
Ich glaube, der starke Crimp war von Vorteil.
Viel Erfolg!

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Re: Steppdecke nähen - welche Wolle

Beitrag von Amalie » 02.12.2014, 15:45

Merino wäre mir auch zu schade. Kratzige, grobe Wolle muß auch irgendwo hin, und in einer Decke ist sie doch ideal aufgehoben!
Starke Kräuselung und geringe Filzneigung halte ich für sehr vorteilhaft, denn shorty hat recht: Es kann auch ohne Waschen schon filzen. Körperwärme, Feuchtigkeit von Atemluft und Schweiß, dann vllt. noch ein unruhiger Schlaf... da fehlt zur Filzwerkstatt nur noch die Seife. ;)

Die Kräuselung sollte dafür sorgen, daß immer schön viel Luft im Vlies ist, und Luft ist bekanntlich _der_ isolierende Faktor. Deshalb tut man ja Vlies in eine Decke und nicht etwa... sagen wir... Walkloden. Oder eben Filz.

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Re: Steppdecke nähen - welche Wolle

Beitrag von lavendelschaf » 02.12.2014, 19:25

Auch ich habe vor vielen Jahren beim Finkhof einmal ein passendes, großes, kardiertes Vlies gekauft. Dann habe ich es in einen alten Bettbezug (alte Damastwäsche von der Oma) gesteckt und das Ganze erst einmal unten zugenäht. Dann habe ich mit Leinenzwirn in regelmäßigen Abständen Punkt-Steppungen vorgenommen. D.h. ich habe so eine Art Sternchen von oben nach unten durch den kompletten Bezug mit Füllung genäht, so dass die Wolle nicht verrutscht. Das ist besonders wichtig. Es kann sonst dazu kommen, dass die Wolle klumpt. Dieses Steppbett ist durch die Handsteppung natürlich etwas "geschrumpft" und war etwas kleiner als die handelsüblichen 135 x 200 cm. Diese Bett-Decke hat viele Jahre gehalten. Gewaschen habe ich sie nicht. Es kommt ja sowieso noch ein ganz normaler Bettbezug um dieses Inlet. Und Federbetten oder gekaufte Woll-Steppbetten stopft man ja auch nicht in die Waschmaschine. Im Sommer habe ich sie häufig gelüftet wie ich das auch bei anderen Oberbetten mache. Soviel ich weiß, sind die Finkhofschafe keine besonderen Rassen.

Merino ist doch viel zu schade, außerdem filzt das extrem. Wolle von Milchschafen halte ich für besonders geeignet, also Schafrassen, deren Wollen wenig oder gar nicht filzen.

Lg Heike

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Re: Steppdecke nähen - welche Wolle

Beitrag von Sidhe » 02.12.2014, 19:39

Habt ihr die Vliese da schon in passender Größe kardieren lassen? Mit vielen kleinen Vliesen nebeneinander verrutscht das ja bestimmt auch automatisch, oder?
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Unbemerkt kommt alles, was Dauer haben wird."

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Re: Steppdecke nähen - welche Wolle

Beitrag von Spinnliesel » 02.12.2014, 20:33

Finkhof sind mal Bergschafe gewesen, das ist "rausgezüchtet"- jetzt sind es Merinos.

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Re: Steppdecke nähen - welche Wolle

Beitrag von shorty » 02.12.2014, 20:46

Aber die verarbeiten doch nicht nur Schafwolle vom eigenen Hof , oder?
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Re: Steppdecke nähen - welche Wolle

Beitrag von Klara » 02.12.2014, 21:29

In Frankreich macht man Steppdecken traditionell nicht mit kardiertem Vlies, sondern mit gezupfter Wolle (und das was ich gesehen habe, war kein Merino!), gleichmässig auf dem Stoff verteilt (der Stoff ist auf einem Rahmen aufgespannt).

Ciao, Klara

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Re: Steppdecke nähen - welche Wolle

Beitrag von shorty » 02.12.2014, 22:02

Hier ein Film von einer Schaferin in der Gegend hier.. sie verwendet Milchschafwolle so ab 19.30 gehts um die Betten ein bisserl :
https://www.youtube.com/watch?v=--LyK5-VWP8
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Re: Steppdecke nähen - welche Wolle

Beitrag von Lilith » 02.12.2014, 23:21

Ja, genau so wie Lavendelschaf das beschreibt hab ich das auch gemacht. Das Vlies sollte schon auf die gewünschte Größe kardiert worden sein, ein Zusammensetzen aus kleineren "Flicken" stelle ich mir schwierig vor. Hier mal ein paar Bilder aus der Entstehungsgeschichte der zweiten Decke. Leider hab ich keins, wo man die Punktsteppung sieht.

Traut euch da ruhig ran an die Deckenproduktion, es ist total einfach und lohnt sich absolut.
Viel Spaß und spinnerte Grüße von
Lilith
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Re: Steppdecke nähen - welche Wolle

Beitrag von Arachnida » 03.12.2014, 13:35

Kardierte Vliese kann man ja wie auch die Polyvliese für Quilts verarbeiten. Allerdings näht man den Rand dann erst ganz am Ende zu. Zuerst macht man sich das Sandwich (Oberstoff, Vlies, Unterstoff), dann steppt man es ab wie man will, dann wird die Kante grade geschnitten und zuletzt kommt ein Binding aussen rum (Schrägstreifen). Wichtig ist das Ganze vor dem Steppen zu heften damit nichts verrutscht. Und eine Nähmaschine mit Obertransport ist von Vorteil.
Mein neuer alter Blog: http://halessa.blogspot.com

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