Kämmen vs. Kardieren
Moderator: Claudi
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Kämmen vs. Kardieren
spielt's eine Rolle?
Zweimal das gleiche Vlies, auf dem gleichen Spinnrad mit der gleichen Übersetzung im kurzen, drallabklemmenden Auszug gesponnen. Einmal war's gekämmt, einmal kardiert. Welches ist welches?
Ciao, Klara
Zweimal das gleiche Vlies, auf dem gleichen Spinnrad mit der gleichen Übersetzung im kurzen, drallabklemmenden Auszug gesponnen. Einmal war's gekämmt, einmal kardiert. Welches ist welches?
Ciao, Klara
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- susanne
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Re: Kämmen vs. Kardieren
rechts gekämmt, oder??
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Re: Kämmen vs. Kardieren
noch eine Stimme für rechts gekämmt 

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- Locke
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Re: Kämmen vs. Kardieren
Auch rechts gekammt. Die linke ist ja wie sagt man das wolliger in jedenfall nicht so glatt. 

Liebe Spinngrüsse von Josina
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- Boucle
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Re: Kämmen vs. Kardieren
So kann das täuschen... Ich habe einen Knoten ans zuerst gesponnene Garn gemacht - und das war das gekämmte, und zwei Knoten für das zweite Garn, das kardierte. Demnach ist links gekämmt und rechts kardiert. Ich finde das rechte Garn auf dem Foto allerdings auch glatter, es sieht "gekämmter" aus...
Wenn ich mir hier die zwei Fäden "live" anschaue, sind im kardierten (rechten) Garn ein paar kleine Klümpchen kurze Fusseln, die ich rausziehen kann, und auch noch ein winziges Dreckteilchen und beides ist im gekämmten nicht drin - ich hab' mich also mit den Knoten nicht vertan. Aber der Unterschied ist minimal.
Was mir bestätigt, was ich schon seit längerem denke: Der grosse Unterschied zwischen "woolen" und "worsted" kommt vom Ausgangsmaterial, nicht so sehr von der Verarbeitungsmethode. Kurze, stark gewellte Fasern geben ein fluffiges Garn, lange, glatte Fasern ein glattes.
Pongos Vlies ist ein mittellanges, mittelkrimpiges, das man gut sowohl kämmen als auch kardieren kann. Nur dass die Grannen- oder Stichelhaare (keine Ahnung, was das hier genau ist - jedenfalls nichts, was man um den Hals tragen möchte) sich strikt weigern, brav im Garn zu bleiben. Will jemand einen ultralieben (Flaschenbaby) Rasenmäherhammel?
Ciao, Klara
Wenn ich mir hier die zwei Fäden "live" anschaue, sind im kardierten (rechten) Garn ein paar kleine Klümpchen kurze Fusseln, die ich rausziehen kann, und auch noch ein winziges Dreckteilchen und beides ist im gekämmten nicht drin - ich hab' mich also mit den Knoten nicht vertan. Aber der Unterschied ist minimal.
Was mir bestätigt, was ich schon seit längerem denke: Der grosse Unterschied zwischen "woolen" und "worsted" kommt vom Ausgangsmaterial, nicht so sehr von der Verarbeitungsmethode. Kurze, stark gewellte Fasern geben ein fluffiges Garn, lange, glatte Fasern ein glattes.
Pongos Vlies ist ein mittellanges, mittelkrimpiges, das man gut sowohl kämmen als auch kardieren kann. Nur dass die Grannen- oder Stichelhaare (keine Ahnung, was das hier genau ist - jedenfalls nichts, was man um den Hals tragen möchte) sich strikt weigern, brav im Garn zu bleiben. Will jemand einen ultralieben (Flaschenbaby) Rasenmäherhammel?
Ciao, Klara
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Re: Kämmen vs. Kardieren
Ich hätte auch auf rechts getippt und staune nun mit offenem Mund..
Vielen Dank für deine Untersuchung. Hoch interessant.
Ich habe schon 4beinige Rasenmäher... aber mein Mann hatte als Kind ein Flaschenkind sogar im Haus, weil es so krank war. Der muss total knuffig gewesen sein.
Vielen Dank für deine Untersuchung. Hoch interessant.
Ich habe schon 4beinige Rasenmäher... aber mein Mann hatte als Kind ein Flaschenkind sogar im Haus, weil es so krank war. Der muss total knuffig gewesen sein.
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Re: Kämmen vs. Kardieren
Ganz ehrlich: ich hätte auf links getippt. Allerdings nicht wegen der Ausgewogenheit des Garns, sondern spontan wegen der Länge der Fasern am Fadenende... 
Für die Optik spielts vielleicht keine Rolle - aber für die Stabilität des Garns wohl, denke ich. Meine Singles aus Kammzug im langen Auszug sind trotz Flauschigkeit überraschend (naja, eben nicht überraschend) stabil, das krieg ich mit Kardiertem nicht so ohne weiteres hin.
Aber ich geb Dir recht, Klara: ohne das entsprechende Ausgangsmaterial, das nach dem Kamm bettelt (ich seh immernoch das Skuddenlamm vor mir, aus dem Sheepmama ein Tuch gemacht hat), ist der Unterschied vermutlich wirklich zu vernachlässigen...

Für die Optik spielts vielleicht keine Rolle - aber für die Stabilität des Garns wohl, denke ich. Meine Singles aus Kammzug im langen Auszug sind trotz Flauschigkeit überraschend (naja, eben nicht überraschend) stabil, das krieg ich mit Kardiertem nicht so ohne weiteres hin.
Aber ich geb Dir recht, Klara: ohne das entsprechende Ausgangsmaterial, das nach dem Kamm bettelt (ich seh immernoch das Skuddenlamm vor mir, aus dem Sheepmama ein Tuch gemacht hat), ist der Unterschied vermutlich wirklich zu vernachlässigen...
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Re: Kämmen vs. Kardieren
Ich hätte da mich jetzt nicht festlegen wollen.
Sehen zumindest auf dem Bild sehr ähnlich aus.
Ich denke es gibt Fasern, da ist der Unterschied sehr klein, und Fasern wo man das stärker sieht, bzw. wahrnimmt.
Faservorbereitung ist das eine, Ausgangsmaterial und Spinntechnik das andere.
Karin
Sehen zumindest auf dem Bild sehr ähnlich aus.
Ich denke es gibt Fasern, da ist der Unterschied sehr klein, und Fasern wo man das stärker sieht, bzw. wahrnimmt.
Faservorbereitung ist das eine, Ausgangsmaterial und Spinntechnik das andere.
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.
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Re: Kämmen vs. Kardieren
Der Vollständigkeit halber jetzt noch die Statistik:
Wenn ich mit 30 g gewaschener Pongo-Wolle anfange, brauche ich 17 Minuten für 18 g Kammzug, oder 15 Minuten für 28 g kardiertes Vlies (inklusive Zupfen). Wobei in den 30 g nur so insgesamt 10 Dreckteilchen waren - bei stark eingestreuter Wolle ist Kämmen vermutlich sogar schneller.
Ciao, Klara
Wenn ich mit 30 g gewaschener Pongo-Wolle anfange, brauche ich 17 Minuten für 18 g Kammzug, oder 15 Minuten für 28 g kardiertes Vlies (inklusive Zupfen). Wobei in den 30 g nur so insgesamt 10 Dreckteilchen waren - bei stark eingestreuter Wolle ist Kämmen vermutlich sogar schneller.
Ciao, Klara
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Re: Kämmen vs. Kardieren
Kann ich so nicht bestätigen.Klara hat geschrieben: Was mir bestätigt, was ich schon seit längerem denke: Der grosse Unterschied zwischen "woolen" und "worsted" kommt vom Ausgangsmaterial, nicht so sehr von der Verarbeitungsmethode. Kurze, stark gewellte Fasern geben ein fluffiges Garn, lange, glatte Fasern ein glattes.
Ich habe die Proben nicht mehr hier, aber ich hatte gut erkennbare Unterschiede. Wenn man noch entsprechend woolen oder worsted spinnt, kommt der Unterschied noch mehr raus.
Ich denke aber wie shorty, dass das Ausgangsmaterial stark beeinflusst, wie (groß) der Unterschied zwischen Kardieren und Kämmen ausfällt.
Bei der Gotlandpelzschafwolle z.B. würde ich mal kaum Unterschied postulieren. Oben angesprochene Proben kamen von einem Merino-Schwarzkopf-Mischling.
Aber es ist auch bei der Gotlandperlzschafwolle ein deutlicher Unterschied zu sehen, ob man woolen oder worsted spinnt - hätte ich nun nicht gedacht, beobachte es aber gerade am Rad.

Recht aufschlussreich fand ich da "Spinning for Lace" von Marageth Stove, die da im Video erwähnt, dass man durch den soz. worsted backdraw den Crimp glattzieht, bevor der Drall in die Fasern läuft. Hat was...
Ich habe Coburger Vlies und Kammzug hier gehabt - WELTEN! Allerdings auch nicht aus derselben Herde und maschinell hergestellt. Sollte ich vvlt. mal händisch von persönlich bekannter Schafwolle nachholen.

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- Vorgarn
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Re: Kämmen vs. Kardieren
Nachtrag, fällt mir grade noch ein: Megadeutlicher Unterschied zwischen kardierter Wolle und gekämmter war bei mir auch bei brauner Milchschafwolle festzustellen, da war die Spinntechnik gleich, Ergebnisse deutlich verschieden. Und da war's mir wichtig, dass die Wolle nicht zu haarig wird - daher alles gekämmt.
Wenn ich da eine weiße Merinoschwarzkopf dazugesellen will, die ähnlich glatt ist, muss ich dafür nicht kämmen, da genüt das Kardieren.
Bestätigt wieder, dass die Unterschiede zw. gekämmter und kardierter Wolle von der Rasse (etc) abhändig sind.
Sicher auch noch relevant: Ich habe bei der Milchschafwolle pro Kammzug 3x gekämmt, bevor ich die Fasern abgezogen habe. Ich hatte geschätzte 60-70% "Abfall" (natürlich nicht für die Tonne, sondern noch gut verspinnbar für haarigere Projekte).
Wenn ich da eine weiße Merinoschwarzkopf dazugesellen will, die ähnlich glatt ist, muss ich dafür nicht kämmen, da genüt das Kardieren.
Bestätigt wieder, dass die Unterschiede zw. gekämmter und kardierter Wolle von der Rasse (etc) abhändig sind.
Sicher auch noch relevant: Ich habe bei der Milchschafwolle pro Kammzug 3x gekämmt, bevor ich die Fasern abgezogen habe. Ich hatte geschätzte 60-70% "Abfall" (natürlich nicht für die Tonne, sondern noch gut verspinnbar für haarigere Projekte).
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- Locke
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Re: Kämmen vs. Kardieren
Ich habe am Samstag ungewaschene Milchschafwolle ohne Einstreu und Nachschnitt kardiert indem ich die Locken mit leicht aufgefächerter Schnittseite eingelegt habe. Wie heißt das Ergebnis? Roh kardierter Kammzug? Es ist Rohwolle, wurde kardiert, aber alle Fasern liegen in gleicher Richtung wie beim Kammzug. Das Ganze habe ich 2x gemacht. Für 100gr habe ich tatsächlich eine Stunde gebraucht, aber das Resultat kann sich sehen lassen. Trotzdem überlege ich, ob ich nicht lieber wasche und die Wolle dann zu Godosar´s zum Kardieren schicke. Ich war im vergangenen Jahr mal dort, da braucht man für ein Kg keine 20 Minuten. Aber ich spinne doch so gern Rohwolle, die empfinde ich als viel lebendiger.
LG
Edelgard
LG
Edelgard