Wollkämme- Entscheidungskriterien

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von thomas_f » 21.01.2013, 19:23

OK, melde dich, wenn du wieder aufgetaut bist! :D Dann bringst du die Schönwolff-Kämme mit und wir machen eine Testreihe, ja? :)

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von shorty » 21.01.2013, 19:27

Oh das wäre sehr interessant.
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von Fiall » 21.01.2013, 19:34

Jaaa, macht mal! :)
GLG,

Veronika

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von wollgras » 21.01.2013, 20:02

Ich kann noch kurz etwas zu den (einreihigen) Louetkämmen sagen: ja, sie sind leider nur in Plastik eingelassen (heißt das so?). Ich kämme damit hauptsächlich meine letztes Jahr erworbene Texelwolle und muss sagen, dass der zweireihige Kamm dafür zu fein gewesen wäre, hatte also Glück bei der Kaufentscheidung, zumindest was das angeht.
Ich habe diese Kämme gewählt, da ich Gelenkprobleme habe und auch Bedenken wegen der Gewichte der Winghamkämme hatte. Die Louetkämme wiegen 70g das Stück, sind aber auch wirklich klein.
Der Vorteil dabei ist, dass ich bequem auf dem Sofa kämmen kann. Nachteil: man schafft nicht sehr viel, jeweils 3-5g Wolle, wobei 5g schon viel ist und die Kämme eigentlich zu voll sind. Und da man dann doch einiges an Kraft aufwenden muss, wäre ein größerer Kamm sicher ergonomisch gesehen sinnvoller. Wirklich viel Wolle habe ich objektiv daher noch nicht gekämmt.
Bin auch gespannt auf die Testreihe :D
Viele Grüße vom
wollgras

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von hirngespinst » 22.01.2013, 09:05

Thomas, das machen wir! Die Wolff-Kämme hatte ich gedanklich eh schon eingepackt, und unterschiedliche Wollproben.
Ich freu mich schon sehr !
Viele Grüße Wiebke

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von Klara » 31.01.2013, 22:48

thomas_f hat geschrieben:Klara, ich meinte dieses Video von Robin Russo. .... Sie ist (wie ich) überzeugt, dass Kämmen schneller geht als Kardieren und eine sauberere Faser zum Spinnen ergibt. ;)

Beste Grüße -- Thomas
Die sieht man mal, wie Überzeugungen täuschen können :D

Wenn man nämlich genau hinschaut (ein Auge auf dem Film, eines auf der Zeitanzeige) sieht man, dass Kämmen nicht schneller ist. Robin braucht 6 Minuten für ihre Wolle/Mohair-Mischung (aus gezupfter und vorgemischter Faser). Und das sind nicht mehr als maximal 5 g, würde ich schätzen. In 15 Minuten habe ich zwei Fasern zu einem 25-g-batt zusammenkardiert, ohne Eile.

Eine saubere Faser ergibt Kämmen allerdings schon, gebe ich zu (auch wenn das eine oder ander Knötchen durchrutscht - auch auf dem Film).

Fazit: Kommt drauf an, was man mischen will und welches Ergebnis man braucht oder will. Ich möchte meine Trommelkarde jedenfalls nicht missen - bin jetzt aber am überlegen, ob ich nicht noch zweireihige "Wikinger-Kämme" brauche ;) . Filme am PC (mit Internetverbindung) anzuschauen ist echt gefährlich...

(OT: Und falls sich jemand wundert, wie ich mit meiner schneckenlangsamen Modem-Verbindung zu einem Video-Download komme: Ich war heute mit dem Laptop bei MacDonald's mit Gratis-WLAN. Download-Produkte waren bis heute - 31.01.2013 - im Sonderangebot - eigentlich wollte ich ja ein Web-Video, aber bei "Weaving Well" war die Vorschau zu abschreckend. Und die paar Euro, die das Kämm-Video gekostet hat, ist es auf jeden Fall wert (McDo hat mehr von mir gekriegt als Interweave - aber man gönnt sich ja sonst nichts...) - Robin hat Tipps auf Lager, die bei Peter Teal im Buch irgendwo untergegangen sind. Ob seinerseits oder meinerseits weiss ich jetzt nicht, aber jedenfalls habe ich das Gefühl, dass mir das Video durchaus was bringt.)

Ciao, Klara

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von thomas_f » 01.02.2013, 09:53

In 15 Minuten habe ich zwei Fasern zu einem 25-g-batt zusammenkardiert, ohne Eile.
OK, aber das ist nicht der Job, den ich meinte (den ganzen Film habe ich nicht mehr im Kopp :fear: ). Mir gehts um die Zeit vom gewaschenen, getrockneten Vlies zum flüssig spinnbaren Vorgarn (oder wie man das auf deutsch nennt: Rolag bzw. Top). Ich glaube auch nicht, dass alle Kämme und Kämmchen von Frau Russo dabei so effektiv wie möglich sind. Auf meine Kämme gehen ja auch je nach Wolle 20 bis 30g, ohne Quetschen.

Außerdem kommts drauf an, welchen Anspruch der Spinner an die Garnvorbereitung stellt. Man kann ja ziemlich viel verspinnen (Hauptsache man entnimmt vorher das Schaf ;) ), aber schicke, gleichmäßige Rolags, die man im Spinnvergnügen mit dem Resultat der großen Handkämme vergleichen kann, entstehen nicht mal eben so.

Ich habe aber inzwischen auch gemerkt, dass das ganze sehr von der verfügbaren Wolle und dem gewünschten Garn abhängt. Bei kurzen Fasern fällt Kämmen von vornherein aus, bei (manchen) gemischt langen Fasern ergänzen sich Kämmen und Kardieren, bei manchen Tieren ist entweder Unterwolle oder Deckhaar garnicht zu gebrauchen, da braucht man die Kämme, um das Gute und Schöne vom Bäh zu trennen.

Oder, andersrum: Wer nur auf flauschig-weich aus ist, braucht keine Kämme, solange er sich denn die richtige Wolle aussucht. Wer mehr auf glatt-glänzend-strapazierfähig abzielt, gewinnt mit Kämmen. Wenn er sich denn die richtige Wolle aussucht. ;)

Die Zeitfrage ist dabei in der Tat letztlich eher akademisch, weil sie von so vielen anderen Faktoren abhängt. Der Große Münsterländer Kammtest mit Kaffee und Muffins :)) und vielen verschiedenen Fasern findet übrigens am Rosenmontag statt.
:freu:

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von hirngespinst » 01.02.2013, 10:32

thomas_f hat geschrieben: Der Große Münsterländer Kammtest mit Kaffee und Muffins :)) und vielen verschiedenen Fasern findet übrigens am Rosenmontag statt.
:freu:
Ich bin schon soooo gespannt !



Was die unterschiedlichen Wollen angeht, so ist es meiner Erfahrung nach auch sehr verschieden, wieviel Kämmabfall ich nach der Kämmerei habe. Bei Wensleydale-Lamm bleibt nur sehr, sehr wenig in den Kämmen hängen, bei Blackface bleibt ordentlich was drin (da ist man dann aber auch wirklich froh um das "Drinbleiben"). Um jetzt mal zwei extrem unterschiedliche Wollarten als Besipiele zu nehmen.


Viele Grüße
Wiebke

Klara
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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von Klara » 01.02.2013, 12:18

thomas_f hat geschrieben:... Mir gehts um die Zeit vom gewaschenen, getrockneten Vlies zum flüssig spinnbaren Vorgarn (oder wie man das auf deutsch nennt: Rolag bzw. Top)....
Mir schon auch. Aber erstens bin ich erst halb durch den Film, und zweitens ist bis jetzt nur die Woll-Mohair-Mischung direkt vergleichbar: Weil da auch Robin Russo gezupft hat. Sonst müsste ich zum Kardieren die Zupfzeit dazuzählen, und beim Zupfen schaue ich praktisch nie auf die Uhr und wiege auch nicht, wieviel ich da geschafft habe. Aber ich behaupte jetzt mal einfach, dass Kämme zum Mischen zweier Fasern nicht das optimale Werkzeug sind. Und eine gut gezupfte Faser kardiere ich natürlich auch viel schneller...

Vom Spinnvergnügen her empfinde ich keinen Unterschied zwischen einem Streifen eines trommelkardierten Vlieses (von Handkarden rede ich hier nicht) und einem Kammzug. Die Wollqualität ist entscheidend...

Schade, dass sie das Enthaaren von Quiviut nicht zeigen konnte (ihres war schon schön enthaart)...

Und interessant finde ich, dass Russo behauptet, dass man mit weniger Statik (reduziert durch Ölen oder mit Wasser bespritzen) auch weniger Abfall haben solle. Hat das schon mal jemand nachgeprüft?

Ciao, Klara

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von hirngespinst » 01.02.2013, 16:31

Klara, zum Mischen von verschiedenen Fasern würd ich wohl tendenziell auch eher Kardieren als Kämmen - aber das ist nun bei mir eher eine theoretische Überlegung, weil ich das bisher noch nicht getan habe.

Ich hab bisher nur zum Aufbereiten der Rohwolle gekämmt - und da haben Kämme eindeutig ganz erhebliche Vorteile gegenüber Kardiermitteln, wenn man sehr hetereogene Fasern hat oder solche mit Nachschnitt, weil man mit den Kämmen halt sehr gut sortieren kann.

Ich habe hier z.B. Lama. Mit Nachschnitt und noch dazu vom Lamahalter sehr - ähm, nunja - enthusiastisch *hüstl* vorgewaschen. Ohne Kämme ist das zum Wegwerfen, mit Kämmen gelingt es mit etwas Geduld, das Deckhaar und den Nachschnitt von der Unterwolle zu trennen und hat dann einen netten watteweichen Flausch zum Spinnen.

Viele Grüße
Wiebke

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von Klara » 01.02.2013, 20:53

Stimmt, für Wolle, die eigentlich auf den Misthaufen gehört, sind Kämme fantastisch - so die Wolle lang genug ist. Ich hab' gerade einjähriges Mohair mit extrem viel Einstreu getestet - da hat's mir um die 9 (von 14) weggeworfene Gramm nicht mal leid getan...

Ich hab' eben nur was gegen so Pauschalaussagen wie "Kämmen ist schneller als Kardieren". Manchmal ja, manchmal nein...

Ciao, Klara

PS: Ein englischer Wollkamm von Indigo-Hound, 5-reihig, wiegt knapp 480 g

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von thomas_f » 02.02.2013, 14:14

Und interessant finde ich, dass Russo behauptet, dass man mit weniger Statik (reduziert durch Ölen oder mit Wasser bespritzen) auch weniger Abfall haben solle. Hat das schon mal jemand nachgeprüft?
M.E. gehört das in den Bereich Mythen und Sagen. Das kommt viel mehr auf die Art der Wolle und vor allem auch die eigene Definition von "Abfall" an. Bei sehr trockener Heizungsluft stehen manche Wollen in alle Richtungen, da hilft Wasser aus dem Zerstäuber. Öl bekommen unsere Wollen immer vor dem Kämmen oder Kardieren (es sei denn, es wird mal wieder vergessen :rolleyes: ), denn das macht das Leben viel leichter. Wer braucht schon einen Tennisarm, oder wie das heißt. Ich kardiere allerdings nur mit Handkarden, das ist auch mein Vergleich von Zeit und Aufwand.

Aber dass der Zeit-Vergleich von sehr vielen Parametern abhängt und so pauschal nicht gezogen werden kann, habe ich ja schon bestätigt.

Re Mischen mit Kämmen: Mit Kämmen kann man ähnliche Fasern (gleich dick, gleich lang, gleich gekräuselt, unterschiedliche Farben) sehr intensiv mischen, so dass hinterher eine überraschend homogene Farbe entsteht. Strähnchen wie beim Kardieren gehen eher nicht, ebensowenig das Kombinieren von physikalisch unterschiedlichen Fasern. Die würde man getrennt Kämmen und dann die beiden Kammzüge parallel nehmen und auf doppelte Länge ausziehen und dabei etwas Drall einfügen, z.B. mit einem Stock, einer großen Handspindel oder einem großen Spindelrad. Oder einen sehr breiten, kurzzinkigen einzelnen stationären Kamm benutzen (engl. Hackle), aber ob das Ergebnis dann noch Kammzug ist? Habs noch nicht probiert.

Beste Grüße -- Thomas

Klara
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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von Klara » 02.02.2013, 19:51

Klar KANN man mischen - das führt Russo ja vor. Aber ich denke eben, mit einer Trommelkarde geht's schneller.

Das mit dem bespritzen habe ich gestern mal ausprobiert - gab aber nur nasses Mohair, dass ich dann nicht wegpacken konnte. Und eigentlich sollte es bei geschätzten 90 % Luftfeuchtigkeit (die hatte ich im Büro auf dem Hygrometer) statische Aufladung auch nicht so das grosse Problem sein. Ohne Spritzwasser ging's eher besser.

Wie ölst du?

Ciao, Klara

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von italia » 04.02.2013, 00:08

Hallo,wie ist das kämmen von Alpaka und Merinos,sind
die Fasern nicht zu kurz?
Habe mir das Vidio in angeschaut und denke es ist ein-
facher zu kämmen als kadieren,da ich alle beide nicht
besitze ziehe ich die Kämmstation vor da sie auch nicht
viel kostet.Was meint ihr?
Grüße
italia

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von shorty » 04.02.2013, 07:13

Na ja so viel billiger sind gute Wollkämme wenn Du zwei mehrreihige incl Station nimmst aber auch nicht.
Handkarden sind deutlich billiger ;-)

Es ergibt einfach ein anderes Produkt.

Alpaka ist ja von der Faserlänge doch relativ lang ;-)

Es ist eher ne Frage welche Wolle man häufig verarbeitet, und ob man lieber Kammzug oder Vlies spinnt.Habe beides würde aber nicht sagen kämmen ist einfacher.
Beides birgt Fehlerquellen.
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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