welchen Wollkamm??

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

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Klara
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Re: welchen Wollkamm??

Beitrag von Klara » 07.03.2013, 14:40

Meine Kammköpfe sind einfach aus einem Stückchen Nadelholz-Vierkantleiste (ca. 3 x 3 cm) (hab' ich irgendwo gelesen, dass Hartholz leichter splittert als Nadelholz?), allerdings hab' ich die Löcher vorgebohrt (mit Bohrmaschine auf Ständer). Die Teile kann man so einfach oder kompliziert basteln, wie man will - meine fallen gegenüber den Indigo Hound noch mal gewaltig ab ;) Aber ich glaube, ich hab' mehr Zeit am PC mit der Suche nach zu kaufenden Minikämmen verbracht als ich nachher zum Bauen gebraucht habe. Die meiste Zeit braucht man fürs Anspitzen der Zinken: Bei Geräten mit relativ wenig Zinken - wie eben meine zweireihigen Minikämme, oder auch eine Blending Hackle - rentiert sich der Selbstbau eher als bei 5-reihigen grossen englischen Wollkämmen.

Die ganz entscheidende Frage ist die nach dem Werkzeug und der Werkstatt: Hat man schon eine weitgehend eingerichtete Werkstatt und muss nur noch vielleicht einen passenden Bohrer kaufen? Dann rentiert sich's wahrscheinlich schon (macht ja auch Spass). Wann man am Küchentisch basteln muss und erst noch die Bohrmaschine kaufen, und schon weiss, dass man die Bohrmaschine bestimmt nie mehr verwenden wird - dann rentiert sich's mit ziemlicher Sicherheit nicht.

Ciao, Klara

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Re: welchen Wollkamm??

Beitrag von thomas_f » 07.03.2013, 14:51

Bei Geräten mit relativ wenig Zinken - wie eben meine zweireihigen Minikämme, oder auch eine Blending Hackle - rentiert sich der Selbstbau eher als bei 5-reihigen grossen englischen Wollkämmen.
Die sind aber auch fertig gekauft weit billiger. Es ist wie bei allem Selbermachen: Zeit, Lust, Befriedigung am Selbergemachten, Geschick, Werkzeug, Experimentierfreude usw. -- das lässt sich alles nicht wirklich gut ausrechnen.

Beste Grüße -- Thomas

Klara
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Re: welchen Wollkamm??

Beitrag von Klara » 07.03.2013, 16:26

Nee, der Witz ist, dass zumindest bei Indigo Hound die "grossen" Kämme nicht so sehr viel teurer sind als die kleinen (weil die vermutlich nicht von Hand anspitzen). Bei Wingham kann's natürlich anders aussehen. Ich fand' eben Minikämme/Winkingerkämme unverhältnismässig teuer.

Sonst hast du Recht - obwohl man Werkzeug noch relativ gut ausrechnen kann (mal abgesehen vom schwer abschätzbaren Billigangebot-Risiko). Und da wir nicht wissen, wie's bei Chrispinn aussieht, muss sie oder er selbst entscheiden.

Ciao, Klara

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Re: welchen Wollkamm??

Beitrag von IngeE » 20.08.2015, 11:14

Hallo,
ich hole den Beitrag mal aus der Versenkung.
Ich habe hier superfeine Merinowolle - weitere acht Kilos sind bestellt -, die ich kämmen muss. Kardieren geht nicht zumal meine Trommelkarde auch nur für Karakulwolle gebaut ist.
Ich muss mich also nach Kämmen umsehen.
Wingham ist mir zu teuer.
Wie sind die Indigohoundkämme im Langzeiteinsatz? Halten sie? Sollte ich wenn, die feinen Kämme bestellen, vier- oder fünfreihig? Ich werde sie nur für die Merinowolle, der Herdendurchschnitt letztes Jahr 17 mic, und Jungbockmohair nutzen.
Welche anderen und bezahlbaren Varianten gibt es? Selbstbau schaff ich zeitlich nicht.
Liebe Grüsse
Inge

Klara
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Re: welchen Wollkamm??

Beitrag von Klara » 20.08.2015, 12:10

Wie lang ist deine Wolle? Merino ist ja normalerweise eher kurz, während die 4- und 5-reihigen englischen Wollkämme für Langwollen (10 - 20 cm) gebaut sind.

Wenn ich mich richtig erinnere, kämmt Margaret Stove (Merino: Handspinning, Dyeing and Working With Merino and Superfine Wools - das ist das Buch) strähnchenweise mit einem feinen Hundekamm. Schau' mal nach, ob Interweave nicht einen Auszug aus dem Video auf der Website oder YouTube hat. Wenn du unbedingt "echte" Wollkämme willst, würde ich rein gefühlsmässig für Merino eher nach superfeinen Minikämmen suchen.

Ansonsten, bei mir halten die Indigo Hound Kämme schon seit ca. 7 bis 8 Jahren. Was aber keine Kunst ist, ich benutze sie fast nie. Allerdings sehe ich auch keine Schwachstelle, warum sie nicht halten sollten.

Ciao, Klara

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Re: welchen Wollkamm??

Beitrag von kalala » 20.08.2015, 12:15

ich selbst habe die Wingham-Kämme und kenne die vom Wollwolf. Die von Wingham wären für deine Zwecke vermutlich ungeeignet, weil sie für lange Fasern gedacht sind (wie schon Klara schrieb). Die Wollwolf-Kämme wären da mein Mittel der Wahl- sie sind auch für feine und kurze Fasern gut nutzbar und stehen meiner Meinung nach in einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.
Zu den Indigo-Kämmen kann ich nichts sagen, die kenne ich nicht.
Grüße von kalala

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Re: welchen Wollkamm??

Beitrag von Asherra » 20.08.2015, 12:33

Wollwolff. Damit kämme ich Cormo, Bowmont, und wenn's sein muß auch Kamel. Es geht nicht extrem viel drauf, aber die Zinken stehen schön eng (läßt sich verstellen) und sie sind fein und spitz genug für feine Wolle.
Allerdings macht Locke für Locke gewaschen und einzeln aufgebürstet (ich nehm eine Hundebürste) wesentlich weniger Abfall und frau spart sich die Zeit beim Kämmen. Ich mach beides, je nach Wolle. Die Bowmont wollte gekämmt werden und hat selbst dabei noch Knöllchen produziert, während Cormo auf beide Arten sehr schön wird.

So oder so, 8kg Wolle waschen hört sich für mich nach Alptraum an, die Frage kämmen oder nur lockenweise auffächern ist da im Vergleich harmlos. :eek:

ETA: Mohair kämmen kannst du wahrscheinlich vergessen. Das haben wir letztens beim Spinntreffen probiert. Das Zeug war selbst für die wollwolffschen Kämme zu kurz und vor allem rutschig ohne Ende. Es ließ sich gar nicht von Kamm zu Kamm transferieren und was dann letztlich gekämmt war fiel beim dizzen einfach in kleinen Fetzen auseinander. Völliger Fehlschlag.

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Re: welchen Wollkamm??

Beitrag von IngeE » 20.08.2015, 13:42

So, ich habe mal schnell eine Locke gekämmt, die Fasern sind zw. 7 und 8 cm, also schon recht lang. Ich habe auch kürzere Lammwolle da, an die hab ich mich noch nicht getraut.
Die ersten 20g hatte ich auf Anraten einer Freundin aus einem anderen Forum ( Tante Google "Afrikanische Merinowolle") in Einzellocken auf dem Seifenstück geschrubbt..... Das war abendfüllend und war nach dem Kämmen trotzdem nicht so gut zu spinnen. Derzeit sprühe ich die Rohwolle mit wenig Oel/Wassergemisch ein, kämme mit einem feinen Hundekamm und ziehe danach durch einen Keramikknopf. Ich wasche dann nach dem Spinnen.
Die Kammsuche war auch lustig. Ich hatte die volle Aufmerksamkeit der gesamten Apotheke, als ich nach Läusekämmen gefragt hatte. Die waren aber nicht für mich brauchbar. Bei einem Plastikdiscounter habe ich dann einen Edelstahlhundekamm gefunden.
Die ganze Wollvorbereitung dauert trotzdem sehr lange, deshalb suche ich nach schnelleren Methoden.
Bei der Mohairwolle kämme ich nach dem Waschen nur die Spitzen aus und spinne dann. Gibt es bessere Methoden?
Kurze technische Frage, wie gross dürfen Fotos sein zum Einstellen ins Forum?
Liebe Grüsse
Inge

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Re: welchen Wollkamm??

Beitrag von shorty » 20.08.2015, 20:29

mmmhhh.. hast Du schon mal dran gedacht die Wolle zu kardieren wegzuschicken ??

nachgelesen, evlt regional schwieriger.. ?(


hab hier die Wollwolff Kammstation, kann mir aber nicht vorstellen für mich diese Menge zu kämmen...
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: welchen Wollkamm??

Beitrag von Troll » 20.08.2015, 23:27

Kurz gesagt: entweder hast du Lust zum kämmen oder du lässt es besser (machen ).
Ich hab hier selbstgebaute Kämme, die wunderbar ihren Zweck erfüllen. Es sind die klassischen Anfängerstücke, mit denen man auch Leute töten könnte. Aber sie erfüllen gut ihren Zweck ( Alpaka, Heidschnucke und Skudde ) Sie sind einreihig aus Birkenholz ( Kopf ) und Buche ( Stiel ). die Zinken sind riesennägel und entsprechend dick. Die Zinken stehen auch nicht exakt grade - handarbeit eben ;)
Ich geb zu, dass ich gern die zuvor gezeigten Kämme hätte ( egal welche :D ), aber die sind mir zu teuer ( Für das Geld bekommt man einen gebr. Webstuhl - hmmmmm )
Ich kann nur zustimmen, dass man möglichst viel Wollfett rauswaschen sollte, sonst wirds anstrengend.
Und jetzt der nicht ganz so erwünschte Teil ( du kannst soweit ich das sehe noch keine pn bekommen, richtig? Also hier :) )
Ich würde mich für 30,- von einem Paar trennen ( hab 2 Paare ). bei Intresse schick mir bitte eine mail annepunktATgmx.de, dann schick ich gern Fotos

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Re: welchen Wollkamm??

Beitrag von Fiall » 21.08.2015, 06:28

Ich hab hier auch noch an die 10kg deutsche Merino stehen und muss sagen, das wird ne Lebensaufgabe. Bereitest du gerne Wolle vor? Für mich ist das ne leidige Angelegenheit, die halt gemacht werden muss. Kiloweise mach ich das definitiv nicht mehr. Mal ein Portiönchen hier und da.

Meine Merino (deutsche, nicht so superfein), lässt sich auf den Wollwolf-Kämmen gut vorbereiten. Das Ergebnis spinnt sich fein. Aber ich vermute mal, du wirst feststellen, dass die Menge gaaar nicht schrumpfen will (und ich hab schon großzügig aussortiert). :)
GLG,

Veronika

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Re: welchen Wollkamm??

Beitrag von Klara » 21.08.2015, 16:46

Also ich würde die Merino auch erst mal möglichst fettfrei waschen. Und da ich faul bin, nicht strähnenweise auf einem Seifenstück, sondern im Moskitonetz mit viel Spüli oder (weniger) Soda. 8 cm wären für für 5-reihige Kämme zu wenig. Und auch mit grossen Kämmen braucht das Kämmen seine Zeit, wie du in einem meinem früheren Beiträge hier sehen kannst.

Mohair kardiere ich entweder mit der Trommelkarde, oder ich zupfe es nur auf (wenn ich "haariges" oder "lockiges" Garn will). Über die Länge von Mohair kann man pauschal gar nichts sagen - das reicht bei mir von ca. 7 bis 15 cm, je nach Futter (mit viel Eiweiss werden die Haare länger und dicker). Rutschig ist es allerdings immer, wenn gut gewaschen - bei mir zerfallen schon die kardierten Batts, ich weiss nicht, ob ich Kämmen überhaupt schon probiert habe...

Ciao, Klara

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Re: welchen Wollkamm??

Beitrag von wollwolff » 21.08.2015, 20:00

An Klara und die,
welche nicht so über die Wollkämme aus Vlotho informiert sind:

Hier eine paar Themen dazu ( gleiche Technik)

http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 49#p479575
http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 19&t=26265



Hier noch ein paar Worte zum technischen Aufbau: Schräge der Nadeln = 80°
Wechselmagazin, Basis Bestückung 4 Reihen in 4 unterschiedl. Längen
Wechsel auch auf 1-2-3 Reihigkeit möglich, dank der Füllleisten im Reservemagazin
bei Kammstation.
Einzelteile einzeln beziehbar, also Nadelleisten, Reservemagazine für individuelle
Spezialeinstell- Nadelset ( Wollsorten, Tiere usw.)
Nadeln nur in 2 mm länge, eingestemmt in MS Schiene, geklemmt
Nadelpaket gestützt mit Versteifungsschieber gegen Nadelverbiegen
Nadelmaterial, Kohlenstoffstahl, Oberflächenhart, zäher Kern
Spitzen Enden = ab ca 15 mm einsetzende ballige Ausbildung auf 0,5 mm Stirn,
diese angespitzt wie ein Körnerkegel
ca. 0,5 bis 0,8 mm lang

Noch Fragen offen?

LG von Jürgen

IngeE
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Re: welchen Wollkamm??

Beitrag von IngeE » 21.08.2015, 22:53

Ganz lieben Dank an alle,
ich schaffe es heute nicht mehr zu antworten, muss morgen früh um halb fünf aufstehen und dann geht es nach Windhoek zum Biomarkt, gestern und heute packen und checken, morgen kaputt und Sonntag gehts weiter.
Liebe Grüsse
Inge

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Re: welchen Wollkamm??

Beitrag von IngeE » 30.08.2015, 12:33

Ihr habt mich jetzt erst mal ins Grübeln gebracht.
Kämmen weiter - kostengünstig- mit Hundekamm oder neue Kämme besorgen?
Ich denke schon, dass mit Wollkämmen gekämmte Wolle sich gleichmässiger verspinnen lässt, ich kämpfe mit den Knubbeln, die von den Spitzen entstehen. Ja, und dann das Waschen! Ausser Einzellocken waschen habe ich noch keine gangbare Methode gefunden, die Wolle filzt schon beim Ansehen.
Ja Jürgen, die Kämme und ihre Fertigung hatte ich mir im Vorfeld auch schon angesehen und war beeindruckt!
Willem hat mir gemailt, dass er mir 10 (!) kg Wolle schickt. Nun muss ich einen Plan machen.
Eigentlich will ich hier mit den Frauen ( ohne Arbeit und Einkommen) die Wolle verarbeiten und was Verkaufbares draus herstellen. Aber das sind bisher ungelegte Eier, denn erst muss ich selbst zurechtkommen, bevor ich solche Projekte anpacke.
Ich muss morgen oder Dienstag nach Windhoek meine Käsekulturen abholen und könnte dann auch einen Brief mit Wolle losschicken.
Jürgen, darf ich den Brief an Dich adressieren? Dann kann der Fachmann mal schauen, wies gehen kann. Kann ich eigentlich die Wolle vorm verschicken vakuumieren, dass der Brief nicht zu dick wird?
Liebe Grüsse
Inge

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