Mohair kardieren, bzw dafür vorbereiten

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

Antworten
spinnrocktanten
gewaschene Wolle
gewaschene Wolle
Beiträge: 33
Registriert: 21.07.2012, 07:15
Land: Schweden
Postleitzahl: 571 94
Wohnort: Nässjö

Mohair kardieren, bzw dafür vorbereiten

Beitrag von spinnrocktanten » 14.01.2014, 14:48

Bei mir wächst jetzt so schön langsam der Berg an Mohair und ich mache mir Gedanken, wie ich den rationell abarbeite. Ich habe gleich mal mit grösserer Ernüchterung festgestellt, dass Mohair mit meiner no-name Kardiermaschine, die mir bisher viel Freude beim kardieren von Schafwolle gemacht hat, nicht bzw. nur sehr schlecht und nach langem Zupfen zu kardieren geht. Ich habe jetzt erstmal für den Hausgebrauch das Mohair von Hand kardiert anschliessend versponnen und dann meine Liebe zu Weihnachten 'besockt'. Auf Dauer geht das aber nicht von Hand. Ich habe in diesem Forum auch schon mal rumgefragt, ob jemand Erfahrungen mit einem Woolpicker gemacht hat. Hat aber noch keiner.
Vielleicht muss ich mir eine andere Kardiermaschine anschaffen. Von Klara, auch Ziegenbesitzerin, habe ich erfahren, dass sie Mohair mit einer Louet kardiert, aber auch da muss gründlich vorgezupft werde.
Die Ziegenzüchter, von denen ich meine Tiere bekommen habe, schicken ihr Mohair gleich zur Spinnerei und konnten mir deshalb auch keine Tips zur Selbstverarbeitung geben.
Vielleicht hat ja hier jemand Erfahrung mit Mohair und kann mir ein paar Tips geben. Ich bin für alle Anregungen dankbar.

Klara
Boucle
Boucle
Beiträge: 4767
Registriert: 15.09.2006, 19:00
Land: Frankreich
Postleitzahl: 44670
Wohnort: Frankreich
Kontaktdaten:

Re: Mohair kardieren, bzw dafür vorbereiten

Beitrag von Klara » 14.01.2014, 15:46

Also, wie schon gesagt, ich zupfe von Hand vor. Langsam und geduldig, beim Fernsehen. Und weil das so ewig lange dauert, verarbeite ich viel weniger Mohair, als ich sollte. Dieses Jahr komme ich allerdings nicht mehr drum rum, Mohair-Halswärmer werden hoffentlich mein nächster Weihnachtsbestseller.

Die letzte Partie Mohair habe ich mit einem Schaukelpicker bearbeitet, allerdings der französischen "cardeuse de matelassier" (die viel gröber ist als ein Pat Green Triple Picker, dessen Wirkung auf meine Fasern mich auch brennend interessieren würde). Und ich frage mich ernsthaft, ob ich mir die Arbeit damit nicht eher erschwert habe, da die Knoten im Vlies eher festgezogen als aufgerissen werden. (Und wenn sie aufgerissen würden, würden die Fasern beschädigt - was ich sowieso befürchte.) Jedenfalls habe ich nach dem "picken" (hiesse das "wolfen" auf Deutsch?) noch von Hand gezupft (und noch einiges weggeworfen).

Über "Handkarden als Zupfhilfe" habe ich übrigens schon mal was geschrieben, die helfen, wenn das elektrostatisch aufgeladene Mohair an den Händen klebt.

Als ganz wichtig empfinde ich auch, Mohair supergründlich zu waschen, was ich ziemlich schwierig finde: Zupfen vor dem Waschen ist praktisch unmöglich, dementsprechend kleben die Locken im Wasser zuerst mal zusammen und es ist gar nicht so einfach, die Waschlösung überall hinkommen zu lassen. Am besten hilft noch Soda.

Ja, ich weiss auch, dass Mohair angeblich kein Lanolin enthält - aber mir ist relativ egal, wie der Kleber auf den Haaren heisst, er muss weg! Und mit meinem Spüli geht's nicht.

Ciao, Klara

versponnen
Andenzwirn
Andenzwirn
Beiträge: 1093
Registriert: 01.12.2009, 10:38
Land: Deutschland

Re: Mohair kardieren, bzw dafür vorbereiten

Beitrag von versponnen » 14.01.2014, 15:52

hallo, Früher habe ich die Mohairlocken nur ein wenig mit der flickkarde in den Spitzen etwas ausgebürstet, vorher aber immer in kleinen Partien heiß gewaschen und liegend getrocknet

und dann so aus der locke versponnen. Die Ziegen wurden von einer Bekannten gehalten, die sie 2mal im Jahr schur.
ich fand eben diesen blog..
http://sockpr0n.blogspot.de/2009/08/spi ... locks.html

nun spinne ich sie nicht mehr aus ges. Gründen.
liebe Grüße wiebke

Angoraziege
Kammzug
Kammzug
Beiträge: 358
Registriert: 15.01.2008, 23:08
Land: Deutschland
Postleitzahl: 36280
Wohnort: Oberaula/ Hessen

Re: Mohair kardieren, bzw dafür vorbereiten

Beitrag von Angoraziege » 03.02.2014, 13:58

Hallo Spinnrocktanten!

Auch ich hatte das gleiche Problem wie Du.
Ich wußte einfach nicht wie ich größere Mengen Mohair einfach verarbeiten und dann auch noch vermarkten kann.
Nachdem wir das Züchten aufgegeben haben, und wir nur noch einige Kreuzungstiere halten, hab ich eine Kardiererei gefunden, welche mir mein Mohair kardiert.
Ich wasche es nach dem Scheren und wenn alles trocken ist mache ich in der Kardiererei einen Termin.
Dann packe ich alles ins Auto und fahre nach Grünberg.
Der Herr Godosar kardiert mir schon seit ein paar Jahren meine Wolle und ich bin immer zufrieden.
Das Kardieren von reinem Mohair ist nicht so einfach, es fällt gerne beim auf das Vlies wickeln ab.
Ich bin mitlerweile dazu übergegangen, bei den ganz schwierigen Vliesen etwas Schafwolle mit unterzumischen.
Dann geht es besser.
Es muß aber trotzdem vorher immer gut gezupft werden, nicht so aufwendig wie bei der Trommelkarde, aber so das nichts verklebt.
Verfilzte Stellen gehen nicht.
Ich lasse alle Vliese einzeln kardieren, damit ich immer weiß welche Wolle von welchem Tier stammt.

http://www.wollkaemmerei-godosar.de/

Hier kannst Du mal anrufen.
Die sind wirklich sehr nett.

Liebe Grüße
Damaris

P.S. Wie viele Angoraziegen hast Du denn und wo kommst Du her?
Falls wir mal wieder einen Bock brauchen.
Du kannst mir auch gerne per PN schreiben.

spinnrocktanten
gewaschene Wolle
gewaschene Wolle
Beiträge: 33
Registriert: 21.07.2012, 07:15
Land: Schweden
Postleitzahl: 571 94
Wohnort: Nässjö

Re: Mohair kardieren, bzw dafür vorbereiten

Beitrag von spinnrocktanten » 10.02.2014, 11:34

@Angoraziege: Dass mit dem Bock wird nichts, ich lebe in Schweden.
Ich finde das Mohair von meinen Tieren nicht so schrecklich schwer zu kardieren. Leider geht es nicht mit meiner Trommelkarde (als gebrauchter Eigenbau gekauft). Wenn ich das Mohair nur gewaschen mit der Handkarde kardiere geht das eigentlich ganz gut. Und es lässt sich auch super spinnen. Aber um Mohair im grösseren Stil spinnfertig zu verkaufen muss ich eine rationellere Lösung finden. Ich will mit meiner Wolle doch gerne etwas mehr verdienen als so eine arme ausgebeutete Fabrikarbeiterin in Bangladesh. Dass ich trotzdem nicht auf den Stundensatz einer deutschen Putzfrau komme ist mir klar.

Klara
Boucle
Boucle
Beiträge: 4767
Registriert: 15.09.2006, 19:00
Land: Frankreich
Postleitzahl: 44670
Wohnort: Frankreich
Kontaktdaten:

Re: Mohair kardieren, bzw dafür vorbereiten

Beitrag von Klara » 10.02.2014, 13:18

Wenn DAS dein Ziel ist, kannst du es vergessen. Ich weiss ja nicht, wie die Bezahlung für Fabrikarbeiterinnen in Banlgadesh jetzt liegt, aber im Verhältnis zu den Lebenshaltungskosten vermutlich höher als meine. Sooo furchtbar viel rentabler als Handkarden sind kleine Trommelkarden nämlich auch wieder nicht. Und soweit ich weiss, muss man bei allen (!) vorzupfen, bzw. wolfen (irgendjemand behauptet, man müsse nicht, aber thomas_f hat mit diesem Kardierer und Nicht-Vorzupfen keine guten Erfahrungen gemacht).

Wirklich rationell kardierst du nur im grossen Stil - Mini-Mill oder allermindestens einer von den grossen Pat Green Kardern für Heimindustrie. Und die kosten neu so viel, dass sie vollzeit laufen müssen, damit sie sich amortisieren. Wenn sie's dann überhaupt tun - es könnte einen Grund geben, warum viele Spinnereien zugemacht haben. Was unter Umständen eine Chance wäre - ab und zu werden Industriemaschinen gebraucht verkauft. Wenn man das nötige Fachwissen hat, die instand zu setzen und instand zu halten, und den Platz sie unterzubringen (und erst mal das Fahrzeug für den Heimtransport), dann kann das ein lohnender Kauf sein.

Kardierte Wolle zu verkaufen ist meiner Meinung nach die allerunrentabelste Version, da steht man in direkter Konkurrenz zur Industrie und der Käufer kann direkt die Preise vergleichen. Und dein kardiertes Mohair wird auch mit einem Pat Green Karder vermutlich nicht so schön wie ein Kammzug von Wingham (oder sonstwo). Ich verkaufe Mohair entweder roh, sortiert (15 Euro/kg), oder versponnen bzw. verstrickt mit entsprechendem Mehrwert. Wenn sich ein "snood", der 120 m Wolle verbraucht, für 40 - 50 Euro verkauft, dann bleibt was hängen. Zumindest, solange ich nicht die Zeit fürs Ziegen-Versorgen zähle.

Ciao, Klara

Benutzeravatar
shorty
Designergarn
Designergarn
Beiträge: 30170
Registriert: 23.01.2007, 18:03
Land: Deutschland
Postleitzahl: 82441
Wohnort: Oberbayern

Re: Mohair kardieren, bzw dafür vorbereiten

Beitrag von shorty » 10.02.2014, 13:23

Ich seh das wie Klara, die größte Gewinnspanne im Vergleich zum Aufwand ist sicherlich die Wolle roh zu verkaufen...
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

Klara
Boucle
Boucle
Beiträge: 4767
Registriert: 15.09.2006, 19:00
Land: Frankreich
Postleitzahl: 44670
Wohnort: Frankreich
Kontaktdaten:

Re: Mohair kardieren, bzw dafür vorbereiten

Beitrag von Klara » 10.02.2014, 13:38

Apropos: Ich habe mit jemandem gesprochen, der in England eine Mini-Mill hatte. Er sagte, dass der Betrieb einer Mini-Mill ist, wie in die Fabrik zum Arbeiten zu gehen: Jeden Tag ist man 8 Stunden von Maschinen umgeben und braucht solide Mechanikkenntnisse, um sie am Laufen zu halten.

Und jemand von Laines de Bretagne, der kurz an eine Mini-Mill gedacht hat, kam zu dem Schluss, dass sich die Geräte nur für hochwertige Fasern rentieren. Da würde Mohair zwar drunterfallen - aber gibt es in ganz Schweden genügend Angoraziegen und Alpakas, um eine Mini-Mill 300 Tage im Jahr am Laufen zu halten?

Ciao, Klara

Antworten

Zurück zu „Faseraufbereitung“