Wollkämme - welche für welchen Zweck?

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

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Re: Wollkämme -- welche für welchen Zweck?

Beitrag von thomas_f » 25.11.2010, 13:07

Ah, verstehe, danke.

In ihrem Kämm-Video sagt Kattugla ja, sinngemäß, dass sie mit den Kämmen die Wolle in lange Fasern und kürzere trennt, wobei die kürzeren nicht etwa Abfall sind. Ich stelle mir das in meinem jugendlichen Übermut ungefähr so vor, dass die langen Fasern nach dem Kämmen "worsted" versponnen werden und ich die "Kämmreste" kardiere und "woolen" verspinne. Ob und wie beide wieder zusammengeführt werden können, oder ob das überhaupt wünschenswert wäre, muss sich dann zeigen. Zwirnen wäre eine Möglichkeit, Weben eine weitere: Kette "worsted", Schuss "woolen". Aber all das ist Zukunftsmusik; die Experimente stecken noch in ihren Anfängen :)

Beste Grüße -- Thomas
BTW: Richi hat mir ihr Buch von Peter Teal verkauft :gut: :danke: :bussi:

Klara
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Re: Wollkämme -- welche für welchen Zweck?

Beitrag von Klara » 25.11.2010, 15:57

Ob die kürzeren Haare Abfall sind oder nicht, hängt wohl davon ab, wieviel Pflanzenkram noch mit drinhängt. Alden Amos empfiehlt, das was im Kamm zurückbleibt, seinem liebsten Spinnfeind zu schenken...

Ciao, Klara

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Re: Wollkämme -- welche für welchen Zweck?

Beitrag von thomas_f » 26.11.2010, 11:07

Wow. Nun habe ich das Buch von Peter Teal, dem Godfather des Wollekämmens und kann es nur schlecht aus der Hand legen. So ein enthusiastische Perfektionist! Danke Richi!

Er ist auch der Meinung, dass Wolle wie die unserer Blackies in lange und kurze Fasern aufgeteilt werden sollte, die langen für das worsted gesponnene Garn, die kurzen, um sie zu kardieren und woolen zu verspinnen (gibt es da eigentlich deutsche Wörter?). Auch die Möglichkeit, die beiden Qualitäten in Kette (worsted) und Schuss (woolen) wieder zu kombinieren, erwähnt er. Und er trägt eine Strickjacke aus worsted gesponnenem Garn.

Und eine kurze aber sehr gehaltvolle und pingelig genaue Anleitung zum Bauen von Wollkämmen ist natürlich auch drin. Alles nicht Hi-Tec, im Gegenteil, das Buch ist ursprünglich von 1976, dafür halt eher eine handwerkliche Herausforderung. Er nimmt Schweißdrähte (ohne Kupferbeschichtung!) für die Zinken. (Wobei er empfiehlt, die Spitzen in Wasser zu tauchen, falls sie beim Schleifen blau werden -- ich habe mal gelernt, dass das deutlich zu spät ist, dass der Stahl schon weich geworden ist, wenn er blau anläuft?)

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Wollkämme -- welche für welchen Zweck?

Beitrag von thomas_f » 26.11.2010, 11:24

Alden Amos empfiehlt, das was im Kamm zurückbleibt, seinem liebsten Spinnfeind zu schenken...
Jau, das ist auch einer, der 'ne deutliche Meinung zu allem hat, nicht wahr? Habe ihn bisher noch nicht gelesen, aber einiges über sein Buch. Ich gehe mal davon aus, dass ein glasklares "kommt drauf an" die Sache eher trifft. ;)

Kommt auf die Wolle an und darauf, wie ich kämme: Wenn ich kämme, um die längsten Fasern auszusortieren, kann ich ja entscheiden, wo ich aufhöre: nehme ich nur die längsten 30% oder ziehe ich aus, bis fast nichts mehr auf dem Kamm ist? In letzterem Fall hat Amos sicher recht, aber im ersten würde ich mir die "Rest"-Wolle noch mal genauer anschauen. Was die Wolle angeht, entscheidet auch die Homogenität des Ausgangsmaterials: habe ich ein Gemisch aus Grannenhaaren, langstapeliger Wolle und kurzem Flaum oder eher eine durchweg gleichmäßige Länge ohne Deckhaar? Im ersten Fall lohnt sich das Trennen per Kamm, im zweiten Fall trenne ich nur gute Fasern vom Müll, à la Amos. Soweit mein -- zugegeben theoretisches -- Vorverständnis ;) .

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Wollkämme -- welche für welchen Zweck?

Beitrag von Claudi » 26.11.2010, 11:31

Hi Thomas!
ich habe mal gelernt, dass das deutlich zu spät ist, dass der Stahl schon weich geworden ist, wenn er blau anläuft?)
Wenn man ihn dann läßt, ist er wirklich weich, aber durch das Abschrecken in Wasser wird das gestoppt.
Eine blaue Anlaßfarbe ist da aber hinterher die härtere Variante, je nach Stahlsorte wäre das z.B. für ein Stanzwerkzeug deutlich zu spröde.
Bei Wikipedia ist dazu eine brauchbare Farbtabelle. *klugscheißmodusaus*
Ganz
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Re: Wollkämme -- welche für welchen Zweck?

Beitrag von thomas_f » 26.11.2010, 11:53

Danke, sehr lehrreich! Uns wurde seinerzeit beigebracht, dass beim Stecheisen- und Bohrerschärfen die Abschreckgeschwindigkeit nicht reicht, wenn man die heißgewordene Schneide einfach ins Wasser stippt, so dass sich nach dem Blaugewordensein die Standzeit enorm verringern würde.

Beim Wollkamm ist es ja aber andererseits nicht sooo wichtig, dass die äußerste Spitze die höchste Härte aufweist. Beim Eindringen in Wolle wird sie bestimmt nicht so schnell abstumpfen wie ein Stecheisen beim Bearbeiten von Hartholz. Die langen dünnen Zinken müssen doch vor allem am anderen Ende, wo sie aus dem Holz austreten, federnd elastisch sein, denn da treten die größten Hebelkräfte auf. Die teilweise mitgelieferten Zinkengeradebiegewerkzeuge sind ja auch Röhrchen, mit denen man dort am Zinkengrund herumbiegen kann.
*klugscheißmodusaus*
Äh, war der denn an? :D Ich merk' doch sowas gar nicht; bin neu hier und habe den Schalter noch nicht gefunden ...

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Wollkämme -- welche für welchen Zweck?

Beitrag von Claudi » 26.11.2010, 11:59

Danke, sehr lehrreich! Uns wurde seinerzeit beigebracht, dass beim Stecheisen- und Bohrerschärfen die Abschreckgeschwindigkeit nicht reicht, wenn man die heißgewordene Schneide einfach ins Wasser stippt, so dass sich nach dem Blaugewordensein die Standzeit enorm verringern würde.
Jepp, ist schon richtig so. Liegt zum einen daran, daß die Schneide so dünn ist, daß die Hitze schon drinne ist, wenn man die Farbe sieht. Zum anderen ist das auch ein eher spezieller Werkzeugstahl.
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Re: Wollkämme -- welche für welchen Zweck?

Beitrag von Richi » 26.11.2010, 21:53

thomas_f hat geschrieben:Wow. Nun habe ich das Buch von Peter Teal, dem Godfather des Wollekämmens und kann es nur schlecht aus der Hand legen. So ein enthusiastische Perfektionist! Danke Richi!
Ach das ist ja schön, dass dir das Buch gut gefällt. Dann ist es bei dir wesentlich besser aufgehoben als bei mir :]

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Re: Wollkämme -- welche für welchen Zweck?

Beitrag von Sanja » 26.11.2010, 22:50

thomas_f hat geschrieben:Jau, das ist auch einer, der 'ne deutliche Meinung zu allem hat, nicht wahr?
Aber sowas von! ;) Es lohnt sich, ihn zu lesen, aber alles glauben muss ich dann ja doch nicht, ne?!? 8)

Wieder mal ein spannendes Thema, schreibt mal schön weiter, ich lerne hier wieder ganz viele interessante Sachen. 8) :gut:

Liebe Grüße und gute Nacht! ;)
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Re: Wollkämme -- welche für welchen Zweck?

Beitrag von Klara » 21.03.2011, 20:08

Klara hat geschrieben: Ich vermute aber, dass du mit Englischen Wollkämmen, wie schon angesprochen, die weiche Unterwolle komplett entfernst und die dann übrig bleibenden Grannenhaare nur noch für Teppiche taugen...
thomas_f hat geschrieben:Wenn ich kämme, um die längsten Fasern auszusortieren, kann ich ja entscheiden, wo ich aufhöre: nehme ich nur die längsten 30% oder ziehe ich aus, bis fast nichts mehr auf dem Kamm ist?
Ich hatte mich getäuscht, Thomas hat Recht: Man kann beim Kämmen mit englischen Wollkämmen tatsächlich einiges an Unterwolle mitnehmen. Ich hab' nämlich heute 1-jährige Thônes et Marthod zu 90 g Kammzug (allerding ist wohl das Loch iin meinem Diz zu gross - der Kammzug ist viel dicker als bei Peter Teal) verarbeitet. Ca. 30 g "Abfall" - ohne Pflanzenkram, deshalb werde ich selber noch versuchen, ihn zu kardieren - sind dabei übriggeblieben. Und eine kleine Handvoll eingestreuter Halswollenabfall - ca. die Hälfte der Wolle. Was aber nicht so schlimm ist, da ich die ganz weggeworfen hätte, wenn ich jedes Heufitzelchen vor dem Kardieren hätte raussammeln müssen.

Ciao, Klara

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Re: Wollkämme -- welche für welchen Zweck?

Beitrag von Landogar » 20.04.2012, 11:00

Hallo zusammen

Ich würde in diesem Faden hier gerne nochmal auf das Eingangsposting vom Thomas zurückkommen.

Wie wirken sich jetzt eigentlich die einzelnen Parameter der Kämme auf das Endergebnis aus?

Was ich bisjetzt an Informationen zusammentragen konnte:

Kleiner Zinkenabstand trennt bei doublecoated Grannen und Unterwolle effektiv von einander.
Großer Zinkenabstand vermischt bei gleicher Anzahl an Kämmdurchgängen beide Wollen eher miteinander.

Wie verhält es sich jetzt aber mit der Anzahl der Zinkenreihen?

Das Buch von Peter Teal habe ich mir schon bestellt, aber würde gerne auch noch andere Meinungen und persönliche Erfahrungen dazu hören.

Was mich noch interessieren würde wie sich zum Beispiel Kattugla´s Kämme verhalten, da ich ja selbst auch im FrüMi/VöWaZ unterwegs bin.

LG Lando

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