Gobelin-Stickständer
Verfasst: 02.03.2016, 14:34
Dieses Gerät ist bereits so alt, dass ich mittlerweile vergessen habe es gebaut zu haben. Erst durch den kürzlich veröffentlichten Bericht von Mathias über seinen Eigenbauwebrahmen kam die Erinnerung wieder, und zwar im Zusammenhang mit der Ähnlichkeit der Spannung sowohl der Stickarbeit als auch der Kette.
Ca. Mitte 1990-er Jahre zeigte mir meine Frau mit enormer Begeisterung in einem Handarbeitsgeschäft in Paris den dort als (?funktionsfähiges?) Deko ausgestellten historischen Stickständer. Weil es klar war, dass „wir“ auch sowas brauchen, habe ich mir das bis dahin mir völlig unbekannte Gerät gründlich angeschaut und (Konstrukteure klauen mit den Augen) das Prinzip eingeprägt. Damals gab es Ähnliches (wohl) noch nicht zu kaufen bzw. unsere damalige Hobbykasse hätte einen Kauf nicht erlaubt. Also musste es selbst gebaut werden, zum damaligen Zeitpunkt noch nur mit Handwerkzeugen und einigen wenigen handgeführten Maschinen. Zu dem Gestell und dem Rahmen möchte ich eigentlich nichts weiter schreiben, das kann man, denke ich, aus den Fotos herauslesen. Vielmehr soll es hier um die „Wickelmechanik“ gehen, denn die könnte man vielleicht vom Prinzip her auch an einem kleineren Webstuhl für den Kett- bzw. Warenbaum anwenden. Diese besteht aus je zwei Ratschen (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Knarre_(Werkzeug) ) pro Seite, die mit einem auf Maß zugeschnittenem Holzrundstab verbunden sind. Die Antriebe (das sind die Vierkantstummel) der Ratschen sind dabei in die Stirnseiten des Rundstabs hineingesteckt. Ich kann mich leider nicht mehr erinnern, wie ich konkret damals die Aufnahmen gestaltet habe. Mit Sicherheit aber stecken die Antriebe NICHT direkt im Holz, wahrscheinlich habe ich hier entweder passende Buchsen aus Vierkantrohr oder sogar abgesägte Stücke von den Stecknuss-Verlängerungen mit Epoxy eingeharzt. Rahmenseitig haben unsere Ratschen passend gekürzte runde Schäfte, mit denen sie in das Holz des Rahmens nur gesteckt (also nicht eingeklebt) sind. Die Handhabung der Mechanik ist simpel: Die Ratschenpaare sind für das Vor- oder Zurückspulen der Arbeit synchron (beide Paare in die gleiche Richtung) umzuschalten. Wenn man spannen möchte, schaltet man eines der beiden Paare gegenläufig zu dem anderen und dreht daran bis der Stoff gespannt ist. Unter Umständen muss man beim Entspannen zuerst ein wenig in die „verkehrte“ Richtung drehen, damit sich die belasteten Ratschen umschalten lassen (ähnlich wie beim Lenkradschloss im PKW). Für den Stickrahmen sind selbst die kleinsten Ratschen mit ¼ inch (6,35 mm Vierkant) Antrieb eigentlich überdimensioniert. Das bedeutet, dass man für diesen Zweck getrost die billigste Qualität wählen kann. Alles, was im Lieferzustand überhaupt funktionsfähig ist, reicht vollkommen. Falls man allerdings auf ähnlichem Prinzip die Bäume eines Webstuhls lagern wollte, sollte man vielleicht eher eine der beiden stabileren Größen ins Auge fassen, entweder 3/8 inch oder ½ inch (9,5 mm bzw. 12,7 mm Vierkant). Es gibt auch Ratschen mit Durchgangs-Vierkantloch bzw. Ringschlüssel mit eingebauter Ratsche, das könnte das Einsatzspektrum beim Zweckentfremden zusätzlich erweitern.
Sollte jemand diesen Weg gehen wollen (wohin auch immer), viel Spaß dabei.
Gruß
Borek
Ca. Mitte 1990-er Jahre zeigte mir meine Frau mit enormer Begeisterung in einem Handarbeitsgeschäft in Paris den dort als (?funktionsfähiges?) Deko ausgestellten historischen Stickständer. Weil es klar war, dass „wir“ auch sowas brauchen, habe ich mir das bis dahin mir völlig unbekannte Gerät gründlich angeschaut und (Konstrukteure klauen mit den Augen) das Prinzip eingeprägt. Damals gab es Ähnliches (wohl) noch nicht zu kaufen bzw. unsere damalige Hobbykasse hätte einen Kauf nicht erlaubt. Also musste es selbst gebaut werden, zum damaligen Zeitpunkt noch nur mit Handwerkzeugen und einigen wenigen handgeführten Maschinen. Zu dem Gestell und dem Rahmen möchte ich eigentlich nichts weiter schreiben, das kann man, denke ich, aus den Fotos herauslesen. Vielmehr soll es hier um die „Wickelmechanik“ gehen, denn die könnte man vielleicht vom Prinzip her auch an einem kleineren Webstuhl für den Kett- bzw. Warenbaum anwenden. Diese besteht aus je zwei Ratschen (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Knarre_(Werkzeug) ) pro Seite, die mit einem auf Maß zugeschnittenem Holzrundstab verbunden sind. Die Antriebe (das sind die Vierkantstummel) der Ratschen sind dabei in die Stirnseiten des Rundstabs hineingesteckt. Ich kann mich leider nicht mehr erinnern, wie ich konkret damals die Aufnahmen gestaltet habe. Mit Sicherheit aber stecken die Antriebe NICHT direkt im Holz, wahrscheinlich habe ich hier entweder passende Buchsen aus Vierkantrohr oder sogar abgesägte Stücke von den Stecknuss-Verlängerungen mit Epoxy eingeharzt. Rahmenseitig haben unsere Ratschen passend gekürzte runde Schäfte, mit denen sie in das Holz des Rahmens nur gesteckt (also nicht eingeklebt) sind. Die Handhabung der Mechanik ist simpel: Die Ratschenpaare sind für das Vor- oder Zurückspulen der Arbeit synchron (beide Paare in die gleiche Richtung) umzuschalten. Wenn man spannen möchte, schaltet man eines der beiden Paare gegenläufig zu dem anderen und dreht daran bis der Stoff gespannt ist. Unter Umständen muss man beim Entspannen zuerst ein wenig in die „verkehrte“ Richtung drehen, damit sich die belasteten Ratschen umschalten lassen (ähnlich wie beim Lenkradschloss im PKW). Für den Stickrahmen sind selbst die kleinsten Ratschen mit ¼ inch (6,35 mm Vierkant) Antrieb eigentlich überdimensioniert. Das bedeutet, dass man für diesen Zweck getrost die billigste Qualität wählen kann. Alles, was im Lieferzustand überhaupt funktionsfähig ist, reicht vollkommen. Falls man allerdings auf ähnlichem Prinzip die Bäume eines Webstuhls lagern wollte, sollte man vielleicht eher eine der beiden stabileren Größen ins Auge fassen, entweder 3/8 inch oder ½ inch (9,5 mm bzw. 12,7 mm Vierkant). Es gibt auch Ratschen mit Durchgangs-Vierkantloch bzw. Ringschlüssel mit eingebauter Ratsche, das könnte das Einsatzspektrum beim Zweckentfremden zusätzlich erweitern.
Sollte jemand diesen Weg gehen wollen (wohin auch immer), viel Spaß dabei.
Gruß
Borek