Aus Fehlern lernt man!
Verfasst: 06.11.2015, 15:23
Hallo Ihr Lieben,
ich möchte mich hier einmal auf das Thema "Entwicklungstiefe" einspielen, die am konkreten Beispiel Spinnrad PERUGIA einmal dokumentiert
werden kann.
Dies aber nicht ohne an dieser Stelle mich bei den vielen aktiven Handspinner(innen)n mit ihren Anmerkungen über Vorlieben und Handhabung, Wunschtechnik und Alltagsgebrauch recht herzlich bedanken. Ohne Euch hätte ich das nicht geschafft.
Eigentlich sind doch wir alle praktizierenden Spinntechnikingenieure!
Nun zum Thema:
Schon im Jahr 2005 reifte der Gedanke, ein multifunktionales, einfaches, modernes Spinnrad zu entwickeln, welches viele (oder alle?) Erfordernisse abdeckt. Natürlich sollte es auch im guten Preis-Leistungverhältnis dastehen.
Letzteres erwies sich aber immer wieder als Stolperstein, da es sich gezeigt hat, mit handwerklicher Präzision zu arbeiten zeigt schnell Grenzen,
mit dem Budget auszukommen.
Da ich als Maschinenbauer zum Spinnhobby gekommen bin, schloss ich von vornherein die reine Drechselkunst aus. Ich hatte breitere Möglichkeiten in Material und Fertigung. Weiter stand natürlich auch mein Bestreben, nicht einfach vorhandenes mehr oder weniger zu kopieren- dafür achte ich lieber die alten Wege und Design's, die Handwerker aus zurückliegenden Generationen mit deren Möglichkeiten.
Also starte ich mit meinen Eindrücken und baute mein erstes Spinnrad für mich.
Ein T-Bockrad mit Doppeltritt und 2- fädig mit Bremsmöglichkeit mit Präzisionskugellagern sollte es schon sein. In etwa die Maße und das Gewicht konnte passig aus Beobachtungen abgegriffen werden. Es wurde fertig und sponn so lala.
Erste Vorstellungen im Reigen von Spinntreffen erzeugten so manchen kalten Schweißtropfen auf meiner Haut.
Und dann die Kommentare über zu kleine Spulen, über unleisen Lauf, hakeligen stop-go-Lauf, spielreiches Tretwerk, Eigenleben bei zunehmender
Spulenfüllung und-und-und... ich dachte manches mal... mön eh!
Da das PERUGIA so nun nicht unbedingt ein Renner wurde, begründete sich in viele Detailarbeiten, die da noch vor mir lagen. Die Jahre vergingen, ich sammelte Lösungen und baute um und auf und sah auch, dass die breite Zick-Zack-Spur für mein Rädchen immer gradliniger
wurde. Ich glaube, nun bin ich angekommen, zumindest was Funktionsreife und Spinnqualität beim Perugia angeht.
SOLL ab Idee:
Hierunter zitiere ich einmal die einzelnen Ansatzdetails:
Der Gestellbock-Gelenk
Aus Buche war schon klar, aber mit kräftigem Gelenk. Als Lösung kam ein kräftiges 2 wangiges Holzscharnier mit einer M8 Schraube mit einem
M8 Spannhebel zur Ausführung. Mit meiner Handkraft kein Problem, allerdings die zarte female Power scheiterte hier am Anzug zur Fixierung- das Rad sackte immer tiefer und klappte, wenn nicht kräftig nachgezogen, von alleine zusammen. Also mußte ein Sperrstift von unten her. Dieser hielt brav seine 90° Gestellanordnung, auch wenn nur leicht das Scharnier angezogen wurde. Aber auch hier scheiterten die Prinzessinnen mit Stift verloren, Stift nicht reingesteckt, Stift nicht beachtet usw.... was zu Holzbeschädigungen, Stiftverbiegen usw. führte.
Also auch noch nicht das Richtige! Die Trittlagerung
Gut dimensioniert waren die Tritte schon und gelagert auf einer 5mm Achse, 2 fach eingespannt, aber nur aufgesteckt in Nut-über-Draht-Technik. Dem schnellen Abnehmen geschuldet, neigte die Lagerung doch dazu, die Kurbelkräfte ganz gemein in Querkräfte zu wandeln, begleitet mit Anecken, Schlurf- und Klappergeräusche inbegriffen. Axiallager dazwiaschen und alle Varianten von geölten Filzringen erhöhten nur den Aufwand, ohne überhaupt ein Güteergebnis aufzuklappen.
Mit Filzauskleidung der 100mm langen Nuten und entsprechender Vorspannung, ging es dann irgendwie besser. Das Abnehmen der Tritte war jedoch nun passé, weil eine Sicherungsschraube mit Filz die Nut verschloss. Wieder den Ansatz von aufwandsarmer Einfachtechnik erschlagen.
Der Radantrieb- Knechte
Die Übersetzung von Perugia wurde doch immer gelobt: 460mm zu 45mm ist erwachsen. Nur die vorgestellte Lösung mit M6 Winkelgelenken als Knechte und eine nur im Hartkunststoff gleitgelagerte Wippe auch im Verbund mit Gelenkaugenlagern aus Lagerkunststoff zeigten im dynamischen Bewegungskosmos immer einen geräuscherzeugenden Schubberbetrieb- letzteres an den Gelenkaugen aus Kunststoff ganz gemein. Der Ausgleich-Akt in der Lagerung ist sowohl eine Drehung im Bolzenlager ( Raddreh) als auch Einschrägen der Drehachse um wenige Grad bei der Trittauspendelung. Da die Lagerkugeln vorgespannt und spielfrei sind, reissen diese sich beim Auspendeln immer von der Haftreibung los ( mit einem Ruck) um sofort im Gleitreibungswechselspiel ein Knatschgeräusch zu erzeugen, dishamonisch und so auch alle Feenblicke abwenden lassen. Öl kommt in die wartungsfreien vorgespannten Auslenklager nicht zwischen, der Spalt ist zu und dicht. Der Radantrieb- Kurbelhebel & Stangenlängen
Ist 60mm Kurbellänge ideal? Eine Frage mit weitreichender Einbindung in das Hebelspiel. Die Wippe ist damit durch Tritthub fast im Wechsel in der gestreckten Stellung ( Vergleiche Fahrradpedal fast ganz oben beim Antritt), was zu Lastspitzen führte, die auch den Rundlauf störten.
Die Wechselstangen = Tritt zu Wippe waren gleich auf der richtigen Länge, das ist auch heute noch so i.O.. Nun hatte ich hier oberhalb der Wippe auch den Knecht zur Kurbel hin mit entsprechend kurzer Länge platziert, was zwar ging aber mit irren Auslenkbewegungen zum hakeligen Lauf beisteuerte. Eine Direkte Ankopplung unten am Tritt war in der ersten Beobachtung ein richtiger Weg, allerdings erforderte es unten dann auch die teuren und knatscherzeugenden Gelenkaugenklager. Der Spinnkopf mit Wahlbetrieb ( 2-fädig & Bremse)
Diese doch aufwendige Wahlmöglichkeit habe ich doch schon sehr früh wieder aus dem Einsatzpacket entfernt. Mo'm kommt einfach nicht
zurecht mit Wahlschnur, Wahlbremse und die in meiner Vorstellung nach festangebaut zu bleibenden Stationen, jeweils aber einzeln aktivierbar,
schuf einen gew. Grat an Unübersichtlichkeit & und Unsicherheit.
Der Spinnkopf mit der Spanneinstellung Riemen
Hier konstruierte ich einen soliden Doppelring als Tragegriff und verstellbare universelle Spanneinheit, welche doch Beachtung erfuhr, nur, ja nur....! Zarte Finger ziehen nicht fest und beim Anheben ist die ganze funktionierende Spinnriemen - Spannung dahinn...sch...., eiin altes bekanntes Problem, was schon am Gestellgelenk auftrat. Der Spinnkopf als einseitiger Freilagerer
Nur mit Lagerabstand kann der Drehlauf ordentlich laufen, allerdings setzt der Lagerhülsenabstand plus Wirtel, Spule und Flügel doch eine feste Grenze, was den Rundlauf und die Verbiegungsgefahr angeht. Der Spuleninhalt samt Flügel war nur mäßig bei eine 6 mm Welle. ...soon schönes Tretrad mit so einer Mickerspule... sind natürlich erst einmal fast entmutigende Kommentare, aber bilden sie doch den Stoff zur Evolution. Der Spinnkopf mit reinem Aluwirtel (45mm) und Spule aus Holz ( Rillscheibe 50mm)
Hier war ein derber Rückschlag im Spinnverhalten, der mich lange beschäftigte. Alu rutscht, Holz hängt, so sieht es der Antriebsfaden bei jeder Umdrehung und erzeugt ein fast unbeherrschbares Spinnverhalten. Nach vielen Versuchen kam erst eine Verbesserung, als ich den Aluwirtel nur noch als Nabe umbaute und eine Holzkranz mit Rille aufpresste. Nun ging es, nur vorbeschriebene Hakeleien usw. gaben immer noch ein grosses ganzes unsicheres Spinnen ab.
IST im aktuellem Jahr
Hierunter zitiere ich die Weiterentwicklung bis zum heutigem Stand.
LG zum ersten Teil von Jürgen ^..^
ich möchte mich hier einmal auf das Thema "Entwicklungstiefe" einspielen, die am konkreten Beispiel Spinnrad PERUGIA einmal dokumentiert
werden kann.
Dies aber nicht ohne an dieser Stelle mich bei den vielen aktiven Handspinner(innen)n mit ihren Anmerkungen über Vorlieben und Handhabung, Wunschtechnik und Alltagsgebrauch recht herzlich bedanken. Ohne Euch hätte ich das nicht geschafft.
Eigentlich sind doch wir alle praktizierenden Spinntechnikingenieure!
Nun zum Thema:
Schon im Jahr 2005 reifte der Gedanke, ein multifunktionales, einfaches, modernes Spinnrad zu entwickeln, welches viele (oder alle?) Erfordernisse abdeckt. Natürlich sollte es auch im guten Preis-Leistungverhältnis dastehen.
Letzteres erwies sich aber immer wieder als Stolperstein, da es sich gezeigt hat, mit handwerklicher Präzision zu arbeiten zeigt schnell Grenzen,
mit dem Budget auszukommen.
Da ich als Maschinenbauer zum Spinnhobby gekommen bin, schloss ich von vornherein die reine Drechselkunst aus. Ich hatte breitere Möglichkeiten in Material und Fertigung. Weiter stand natürlich auch mein Bestreben, nicht einfach vorhandenes mehr oder weniger zu kopieren- dafür achte ich lieber die alten Wege und Design's, die Handwerker aus zurückliegenden Generationen mit deren Möglichkeiten.
Also starte ich mit meinen Eindrücken und baute mein erstes Spinnrad für mich.
Ein T-Bockrad mit Doppeltritt und 2- fädig mit Bremsmöglichkeit mit Präzisionskugellagern sollte es schon sein. In etwa die Maße und das Gewicht konnte passig aus Beobachtungen abgegriffen werden. Es wurde fertig und sponn so lala.
Erste Vorstellungen im Reigen von Spinntreffen erzeugten so manchen kalten Schweißtropfen auf meiner Haut.
Und dann die Kommentare über zu kleine Spulen, über unleisen Lauf, hakeligen stop-go-Lauf, spielreiches Tretwerk, Eigenleben bei zunehmender
Spulenfüllung und-und-und... ich dachte manches mal... mön eh!
Da das PERUGIA so nun nicht unbedingt ein Renner wurde, begründete sich in viele Detailarbeiten, die da noch vor mir lagen. Die Jahre vergingen, ich sammelte Lösungen und baute um und auf und sah auch, dass die breite Zick-Zack-Spur für mein Rädchen immer gradliniger
wurde. Ich glaube, nun bin ich angekommen, zumindest was Funktionsreife und Spinnqualität beim Perugia angeht.
SOLL ab Idee:
Hierunter zitiere ich einmal die einzelnen Ansatzdetails:
Der Gestellbock-Gelenk
Aus Buche war schon klar, aber mit kräftigem Gelenk. Als Lösung kam ein kräftiges 2 wangiges Holzscharnier mit einer M8 Schraube mit einem
M8 Spannhebel zur Ausführung. Mit meiner Handkraft kein Problem, allerdings die zarte female Power scheiterte hier am Anzug zur Fixierung- das Rad sackte immer tiefer und klappte, wenn nicht kräftig nachgezogen, von alleine zusammen. Also mußte ein Sperrstift von unten her. Dieser hielt brav seine 90° Gestellanordnung, auch wenn nur leicht das Scharnier angezogen wurde. Aber auch hier scheiterten die Prinzessinnen mit Stift verloren, Stift nicht reingesteckt, Stift nicht beachtet usw.... was zu Holzbeschädigungen, Stiftverbiegen usw. führte.
Also auch noch nicht das Richtige! Die Trittlagerung
Gut dimensioniert waren die Tritte schon und gelagert auf einer 5mm Achse, 2 fach eingespannt, aber nur aufgesteckt in Nut-über-Draht-Technik. Dem schnellen Abnehmen geschuldet, neigte die Lagerung doch dazu, die Kurbelkräfte ganz gemein in Querkräfte zu wandeln, begleitet mit Anecken, Schlurf- und Klappergeräusche inbegriffen. Axiallager dazwiaschen und alle Varianten von geölten Filzringen erhöhten nur den Aufwand, ohne überhaupt ein Güteergebnis aufzuklappen.
Mit Filzauskleidung der 100mm langen Nuten und entsprechender Vorspannung, ging es dann irgendwie besser. Das Abnehmen der Tritte war jedoch nun passé, weil eine Sicherungsschraube mit Filz die Nut verschloss. Wieder den Ansatz von aufwandsarmer Einfachtechnik erschlagen.
Der Radantrieb- Knechte
Die Übersetzung von Perugia wurde doch immer gelobt: 460mm zu 45mm ist erwachsen. Nur die vorgestellte Lösung mit M6 Winkelgelenken als Knechte und eine nur im Hartkunststoff gleitgelagerte Wippe auch im Verbund mit Gelenkaugenlagern aus Lagerkunststoff zeigten im dynamischen Bewegungskosmos immer einen geräuscherzeugenden Schubberbetrieb- letzteres an den Gelenkaugen aus Kunststoff ganz gemein. Der Ausgleich-Akt in der Lagerung ist sowohl eine Drehung im Bolzenlager ( Raddreh) als auch Einschrägen der Drehachse um wenige Grad bei der Trittauspendelung. Da die Lagerkugeln vorgespannt und spielfrei sind, reissen diese sich beim Auspendeln immer von der Haftreibung los ( mit einem Ruck) um sofort im Gleitreibungswechselspiel ein Knatschgeräusch zu erzeugen, dishamonisch und so auch alle Feenblicke abwenden lassen. Öl kommt in die wartungsfreien vorgespannten Auslenklager nicht zwischen, der Spalt ist zu und dicht. Der Radantrieb- Kurbelhebel & Stangenlängen
Ist 60mm Kurbellänge ideal? Eine Frage mit weitreichender Einbindung in das Hebelspiel. Die Wippe ist damit durch Tritthub fast im Wechsel in der gestreckten Stellung ( Vergleiche Fahrradpedal fast ganz oben beim Antritt), was zu Lastspitzen führte, die auch den Rundlauf störten.
Die Wechselstangen = Tritt zu Wippe waren gleich auf der richtigen Länge, das ist auch heute noch so i.O.. Nun hatte ich hier oberhalb der Wippe auch den Knecht zur Kurbel hin mit entsprechend kurzer Länge platziert, was zwar ging aber mit irren Auslenkbewegungen zum hakeligen Lauf beisteuerte. Eine Direkte Ankopplung unten am Tritt war in der ersten Beobachtung ein richtiger Weg, allerdings erforderte es unten dann auch die teuren und knatscherzeugenden Gelenkaugenklager. Der Spinnkopf mit Wahlbetrieb ( 2-fädig & Bremse)
Diese doch aufwendige Wahlmöglichkeit habe ich doch schon sehr früh wieder aus dem Einsatzpacket entfernt. Mo'm kommt einfach nicht
zurecht mit Wahlschnur, Wahlbremse und die in meiner Vorstellung nach festangebaut zu bleibenden Stationen, jeweils aber einzeln aktivierbar,
schuf einen gew. Grat an Unübersichtlichkeit & und Unsicherheit.
Der Spinnkopf mit der Spanneinstellung Riemen
Hier konstruierte ich einen soliden Doppelring als Tragegriff und verstellbare universelle Spanneinheit, welche doch Beachtung erfuhr, nur, ja nur....! Zarte Finger ziehen nicht fest und beim Anheben ist die ganze funktionierende Spinnriemen - Spannung dahinn...sch...., eiin altes bekanntes Problem, was schon am Gestellgelenk auftrat. Der Spinnkopf als einseitiger Freilagerer
Nur mit Lagerabstand kann der Drehlauf ordentlich laufen, allerdings setzt der Lagerhülsenabstand plus Wirtel, Spule und Flügel doch eine feste Grenze, was den Rundlauf und die Verbiegungsgefahr angeht. Der Spuleninhalt samt Flügel war nur mäßig bei eine 6 mm Welle. ...soon schönes Tretrad mit so einer Mickerspule... sind natürlich erst einmal fast entmutigende Kommentare, aber bilden sie doch den Stoff zur Evolution. Der Spinnkopf mit reinem Aluwirtel (45mm) und Spule aus Holz ( Rillscheibe 50mm)
Hier war ein derber Rückschlag im Spinnverhalten, der mich lange beschäftigte. Alu rutscht, Holz hängt, so sieht es der Antriebsfaden bei jeder Umdrehung und erzeugt ein fast unbeherrschbares Spinnverhalten. Nach vielen Versuchen kam erst eine Verbesserung, als ich den Aluwirtel nur noch als Nabe umbaute und eine Holzkranz mit Rille aufpresste. Nun ging es, nur vorbeschriebene Hakeleien usw. gaben immer noch ein grosses ganzes unsicheres Spinnen ab.
IST im aktuellem Jahr
Hierunter zitiere ich die Weiterentwicklung bis zum heutigem Stand.
LG zum ersten Teil von Jürgen ^..^