Spulen für Woolee Winder
Verfasst: 09.01.2015, 19:51
Den Woolee Winder sehe ich als die mit Abstand sinnvollste Zusatzeinrichtung zum Spinnrad. Es hat daher nicht lange gedauert, bis der erste WW den Weg zu uns fand, und mittlerweile sind es zwei: Ein kleiner, ursprünglich für Ashford Joy, arbeitet am modifizierten Traditional (und ausnahmsweise auch am Traveller) und ein großer für Louet an einem stark modifizierten Willy (siehe hier: http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 14&t=25236).
Allerdings schreckt neben dem hohen Preis + Versandkosten + Zollgebühren auch die Tatsache ab, dass in einem WW-Set nur 1 Spule enthalten ist, sozusagen als Basisausstattung. Zusätzliche Spulen kann man zwar nachbestellen, nur kommt man damit schnell in preisliche Bereiche, die durchaus abschreckend wirken. Für mich war dies ein klares Signal zum Selbermachen. Die WW-Spule unterscheidet sich von einer normalen Spule in nur drei Kriterien:
- Sie hat an einem oder beiden Enden ein Zahnrad.
- Der Zwischenraum zwischen den beiden Spulscheiben muss dem Verstellweg des WW´s entsprechen.
- Die Position von diesem Zwischenraum entlang der Flügelachse muss mit der des WW´s übereinstimmen.
Das zweite und dritte Kriterium haben lediglich etwas mit der Geometrie des Flügels zu tun, man kann sie vom Original abmessen und umsetzen. Dennoch ist das Anfertigen einer Skizze empfehlenswert, denn so wird die Wahrscheinlichkeit eines Fehlers deutlich geringer.
Bezüglich des Zahnrads ist es vorteilhaft zu wissen, wie eine Verzahnungsgeometrie definiert ist. Das Grundsätzliche hierzu findet man im angehängten pdf-Dokument auf den ersten vier Seiten.
An drei verschiedenen WW´s die ich vermessen habe (Joy, Louet, Kromski zweifädig) hatten die Zahnräder das Modul m=0,8. Die Zähnezahl des Zahnrads an der Spule war beim Joy und Kromski jeweils 22 Zähne, das Louet hatte 24 Zähne. Während ich beim Joy die Zahnräder noch selbst im Teilverfahren gefräst habe (das war langwierig und erforderte spezielle Zusatzeinrichtungen und Werkzeuge, daher lassen wir es hier besser weg), konnte ich für die Spulen für den Louet-WW preiswerte und qualitativ ausreichend gute Zahnräder bei http://www.gears24.com kaufen. Diese Zahnräder (Artikel-Nr. DS0-8-24) haben eine einseitige Nabe (Bund) und eine zu ihr gut rundlaufende Bohrung von D=5 mm. Da die Spindel vom Louet-WW einen Durchmesser von ¼ Zoll (entspricht 6,35mm) hat, habe ich die Zahnräder in der Drehe in eine Spannzange am Bund gespannt, die Bohrung mit einem vierschneidigen Fingerfräser auf 6mm aufgebohrt und auf 6,4mm gerieben. Nach dem Ausspannen habe ich die fertige Bohrung von der Rückseite (=Nabenseite) von Hand so tief um ca. 0,5mm aufgeweitet, bis vorn nur noch ca. 2 bis 3 mm von dem „Lagersitz“ übrig blieben. So wird die Reibung im Lager reduziert bzw. beim leicht schräg in der Spule eingeklebten Lager kann letzteres einfacher durch Aufreiben gängig gemacht werden.
Die so vorbereiteten Zahnräder werden in die Spulen genauso eingeklebt, als wären es nur Lagerhülsen, denn im Prinzip erfüllen sie auch diese Funktion. Zu der Herstellung der Spulen muss man nicht so viel schreiben. Die Spulscheiben werden genauso gedreht, wie ich es für den Sonata-Jumbowirtel hier http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 19&t=26273 beschrieben habe. Lediglich die Rillen habe ich mit dem von dort bekannten Formstechstahl zwar rechtwinklig eingestochen, allerdings war der Stahl dabei um 9° nach links geschwenkt (9° entsprechen einem Verstellschritt meines Wechselstahlhalters). Der Grund dafür ist, dass dadurch bedingt die Rillen enger zusammenrücken, und man kann eine mehr einstechen. Die Spulenkerne sind aus einem Buchenrundstab D16mm. Das ist eigentlich viel zu dünn, aber ich wollte einen Teil der Reste von den schön geraden Speichen des Great Wheel (siehe hier http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 19&t=25001) verarbeiten. Die Stäbe habe ich wegen der größeren Genauigkeit von beiden Seiten gebohrt. In jeweils derselben Einspannung habe ich auch den Außendurchmesser sparsam überdreht, um ihn wirklich zylindrisch zu haben und beim Andrehen der Absätze am AD spannen zu können. Buchenrundstäbe sind in Wirklichkeit fertigungsbedingt leicht oval bzw. haben einen Versatz um 0,2 bis 0,4mm, und das könnte den Rundlauf der fertigen Spule ruinieren. Die Absätze an den Enden des Spulenkerns müssen länger angedreht werden, damit sie aus der jeweiligen Spulscheibe nach außen 2mm hinausragen. Das muss deswegen sein, weil die käuflichen Zahnräder eine Zahnbreite von nur 4mm aufweisen (statt 5mm des Originals) und gleichzeitig haben sie in jeder Stirnfläche eine Vertiefung von 1mm. Die abgebildeten Spulen (die helle Spule ist das vermutlich aus Ahorn gefertigte Original, die dunkle ist der Eigenbau aus Eiche/Buche) sind bei uns am flügelgebremsten Medík (ein stark modifiziertes Willy) im Einsatz. Bei seinem 500 mm großen Schwungrad erreicht man folgende Übersetzungen:
Spule 1: 25:1 / 20:1 / 16,7:1 / 6,8:1 / 6,3:1 / 6:1
Spule 2: 14,3:1 / 12,5:1 / 11,1:1 / 10:1 / 9,1:1 / 8,3:1
Von der Spule 1 habe ich 3 Stück gebaut. Da die Originalspulen mit ihren (leider nur zwei) Übersetzungen von 12,8:1 und 8,8:1 den mittleren bis langsamen Geschwindigkeitsbereich noch akzeptabel abdecken, wurde Spule 2 zu Gunsten anderer Vorhaben vorläufig in der Warteschleife geparkt.
Wem also die Anzahl der Spulen zum vorhandenen WW nicht ausreicht, der kann z.B. basierend auf der Anleitung von Jürgen (http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 14&t=26318) statt der Lagerhülsen gekaufte und nachbearbeitete Zahnräder einsetzen. Die einzige Voraussetzung ist, dass das Zahnrad von seinen Abmessungen her zu der Verzahnung und der Geometrie des WW´s passt. Beim zweifädigen bzw. beim Spulenantrieb lässt sich dabei gleichzeitig das Einsatzspektrum des Spinnflügels durch andere Übersetzungen (= durch andere Wirkdurchmesser der Spulenrillen) erweitern.
Gruß
Borek
(wird fortgesetzt)
Mehr zu Getrieben: https://xdoc.pl/me-15-folien-zahnraeder.html
Allerdings schreckt neben dem hohen Preis + Versandkosten + Zollgebühren auch die Tatsache ab, dass in einem WW-Set nur 1 Spule enthalten ist, sozusagen als Basisausstattung. Zusätzliche Spulen kann man zwar nachbestellen, nur kommt man damit schnell in preisliche Bereiche, die durchaus abschreckend wirken. Für mich war dies ein klares Signal zum Selbermachen. Die WW-Spule unterscheidet sich von einer normalen Spule in nur drei Kriterien:
- Sie hat an einem oder beiden Enden ein Zahnrad.
- Der Zwischenraum zwischen den beiden Spulscheiben muss dem Verstellweg des WW´s entsprechen.
- Die Position von diesem Zwischenraum entlang der Flügelachse muss mit der des WW´s übereinstimmen.
Das zweite und dritte Kriterium haben lediglich etwas mit der Geometrie des Flügels zu tun, man kann sie vom Original abmessen und umsetzen. Dennoch ist das Anfertigen einer Skizze empfehlenswert, denn so wird die Wahrscheinlichkeit eines Fehlers deutlich geringer.
Bezüglich des Zahnrads ist es vorteilhaft zu wissen, wie eine Verzahnungsgeometrie definiert ist. Das Grundsätzliche hierzu findet man im angehängten pdf-Dokument auf den ersten vier Seiten.
An drei verschiedenen WW´s die ich vermessen habe (Joy, Louet, Kromski zweifädig) hatten die Zahnräder das Modul m=0,8. Die Zähnezahl des Zahnrads an der Spule war beim Joy und Kromski jeweils 22 Zähne, das Louet hatte 24 Zähne. Während ich beim Joy die Zahnräder noch selbst im Teilverfahren gefräst habe (das war langwierig und erforderte spezielle Zusatzeinrichtungen und Werkzeuge, daher lassen wir es hier besser weg), konnte ich für die Spulen für den Louet-WW preiswerte und qualitativ ausreichend gute Zahnräder bei http://www.gears24.com kaufen. Diese Zahnräder (Artikel-Nr. DS0-8-24) haben eine einseitige Nabe (Bund) und eine zu ihr gut rundlaufende Bohrung von D=5 mm. Da die Spindel vom Louet-WW einen Durchmesser von ¼ Zoll (entspricht 6,35mm) hat, habe ich die Zahnräder in der Drehe in eine Spannzange am Bund gespannt, die Bohrung mit einem vierschneidigen Fingerfräser auf 6mm aufgebohrt und auf 6,4mm gerieben. Nach dem Ausspannen habe ich die fertige Bohrung von der Rückseite (=Nabenseite) von Hand so tief um ca. 0,5mm aufgeweitet, bis vorn nur noch ca. 2 bis 3 mm von dem „Lagersitz“ übrig blieben. So wird die Reibung im Lager reduziert bzw. beim leicht schräg in der Spule eingeklebten Lager kann letzteres einfacher durch Aufreiben gängig gemacht werden.
Die so vorbereiteten Zahnräder werden in die Spulen genauso eingeklebt, als wären es nur Lagerhülsen, denn im Prinzip erfüllen sie auch diese Funktion. Zu der Herstellung der Spulen muss man nicht so viel schreiben. Die Spulscheiben werden genauso gedreht, wie ich es für den Sonata-Jumbowirtel hier http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 19&t=26273 beschrieben habe. Lediglich die Rillen habe ich mit dem von dort bekannten Formstechstahl zwar rechtwinklig eingestochen, allerdings war der Stahl dabei um 9° nach links geschwenkt (9° entsprechen einem Verstellschritt meines Wechselstahlhalters). Der Grund dafür ist, dass dadurch bedingt die Rillen enger zusammenrücken, und man kann eine mehr einstechen. Die Spulenkerne sind aus einem Buchenrundstab D16mm. Das ist eigentlich viel zu dünn, aber ich wollte einen Teil der Reste von den schön geraden Speichen des Great Wheel (siehe hier http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 19&t=25001) verarbeiten. Die Stäbe habe ich wegen der größeren Genauigkeit von beiden Seiten gebohrt. In jeweils derselben Einspannung habe ich auch den Außendurchmesser sparsam überdreht, um ihn wirklich zylindrisch zu haben und beim Andrehen der Absätze am AD spannen zu können. Buchenrundstäbe sind in Wirklichkeit fertigungsbedingt leicht oval bzw. haben einen Versatz um 0,2 bis 0,4mm, und das könnte den Rundlauf der fertigen Spule ruinieren. Die Absätze an den Enden des Spulenkerns müssen länger angedreht werden, damit sie aus der jeweiligen Spulscheibe nach außen 2mm hinausragen. Das muss deswegen sein, weil die käuflichen Zahnräder eine Zahnbreite von nur 4mm aufweisen (statt 5mm des Originals) und gleichzeitig haben sie in jeder Stirnfläche eine Vertiefung von 1mm. Die abgebildeten Spulen (die helle Spule ist das vermutlich aus Ahorn gefertigte Original, die dunkle ist der Eigenbau aus Eiche/Buche) sind bei uns am flügelgebremsten Medík (ein stark modifiziertes Willy) im Einsatz. Bei seinem 500 mm großen Schwungrad erreicht man folgende Übersetzungen:
Spule 1: 25:1 / 20:1 / 16,7:1 / 6,8:1 / 6,3:1 / 6:1
Spule 2: 14,3:1 / 12,5:1 / 11,1:1 / 10:1 / 9,1:1 / 8,3:1
Von der Spule 1 habe ich 3 Stück gebaut. Da die Originalspulen mit ihren (leider nur zwei) Übersetzungen von 12,8:1 und 8,8:1 den mittleren bis langsamen Geschwindigkeitsbereich noch akzeptabel abdecken, wurde Spule 2 zu Gunsten anderer Vorhaben vorläufig in der Warteschleife geparkt.
Wem also die Anzahl der Spulen zum vorhandenen WW nicht ausreicht, der kann z.B. basierend auf der Anleitung von Jürgen (http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 14&t=26318) statt der Lagerhülsen gekaufte und nachbearbeitete Zahnräder einsetzen. Die einzige Voraussetzung ist, dass das Zahnrad von seinen Abmessungen her zu der Verzahnung und der Geometrie des WW´s passt. Beim zweifädigen bzw. beim Spulenantrieb lässt sich dabei gleichzeitig das Einsatzspektrum des Spinnflügels durch andere Übersetzungen (= durch andere Wirkdurchmesser der Spulenrillen) erweitern.
Gruß
Borek
(wird fortgesetzt)
Mehr zu Getrieben: https://xdoc.pl/me-15-folien-zahnraeder.html