(Stufen-)Wirtel für höhere Ansprüche
Verfasst: 03.11.2014, 20:40
Stufenwirtel
Die Vorteile von mehreren Übersetzungsstufen in einem Spinnradantrieb braucht man wohl in einem Fachforum nicht zu erläutern. Bereits an alten Spinnrädern findet man in den meisten Fällen Wirtel mit zwei Rillen. Hinzu kommt, dass man gern ein leichtgängiges Spinnrad haben möchte, und daran hat das Rillenprofil einen nicht unbedeutenden Anteil.
Die gute Nachricht ist, dass man beides haben kann. Die schlechte Nachricht ist (?ist sie denn wirklich so schlecht?), dass man i.d.R. auf Selbsthilfe angewiesen ist.
Das Prinzip
(Achtung, es wird theoretisch, aber nur wenig und kurz.)
In diversen alten Threads hier kann man Hinweise bezüglich eines Vergleichs zwischen einem Spinnradantrieb und dem in der Industrie immer noch geläufigem Keilriementrieb lesen. Diese Hinweise sind insofern richtig und wertvoll, dass sie an das Prinzip der Kraftübertragung in einem Riementrieb erinnern, nämlich an die zwingend erforderliche Reibung des Riemens an der Riemenscheibe. Bezogen auf den bei uns (aber auch z.B. bei den Uhrmacherdrehstühlen) üblichen Rundriemen sieht es in der Rille des Wirtels etwa so aus, wie es in der folgenden Skizze gezeichnet ist: Die linke Hälfte zeigt den Zustand ohne jegliche Vorspannung, rechts sieht man übertrieben dargestellt die Deformation des Riemens, wenn der Antrieb gespannt ist. Nahe dem Rillengrund ist zusätzlich dieselbe Problematik für eine Leinen- oder Baumwollschnur gezeigt, so wie sie üblicher Weise bei dem zweifädigen Antrieb vorkommt. Der Riemen bzw. die Schnur werden in der Rille „verkeilt“, dadurch entsteht selbst bei einer relativ geringen Vorspannkraft (und somit leichtgängiger) ziemlich viel Reibung in der Rille, und der Antrieb kommt zustande.
Würde dagegen der Riemen flach auf einem zylindrischen Rillengrund liegen (so wie es bei manchen Schwungrädern der Fall ist), müsste man für eine vergleichbare Reibung wesentlich straffer (und somit schwergängiger) spannen. Im anderen Extremfall, wenn der Flankenwinkel der Rille extrem spitz wäre, würde sich der Riemen bei geringster Vorspannung zu fest in der Rille verkeilen, möglicher Weise sogar so fest, dass der Antrieb blockiert wäre.
Daraus geht hervor, dass es offensichtlich einen optimalen Flankenwinkel geben muss, bei dem eine zuverlässige Mitnahme bei der geringsten Vorspannung erfolgt. Beim bereits erwähnten Keilriementrieb beträgt dieser Winkel ca. 40°, bei dem Rundriementrieb eines Uhrmacherdrehstuhls sind es ca. 45°. Man hätte also einen erprobten Richtwert, dem man versuchen könnte zu folgen. Doch wenn man versucht mit dem Flankenwinkel von 40° einen z.B. in 5mm Durchmesserschritten gestuften Wirtel eine Skizze (z.B. 10-fach vergrößert auf Millimeterpapier) so zu zeichnen, dass jeweils die eine Flanke verlängert diese Stufe bildet, stellt man schnell fest, dass man rein geometrisch auf einer Wirtellänge von z.B. 20mm nicht so viele Übersetzungsstufen unterbringen kann, wie man erwartet hat. Erst beim auf knapp 30° reduzierten Winkel sind es 4 bis 5 Stufen, und damit lässt sich schon leben. Ergänzend möchte ich noch erwähnen, dass sich neben dem Rillenprofil auch noch der Umschlingungswinkel und die Materialeigenschaften des Riemens bzw. der Antriebsschnur entscheidend an den Antriebseigenschaften (Leichtgang/Schwergang, Durchrutschen/Mitnahme) beteiligen. Ohne auf diese Einflüsse hier näher eingehen zu wollen, möchte ich aus praktischer Erfahrung empfehlen, bei Problemen oder nur Unzufriedenheit verschiedene Antriebselemente zu testen (die Unterschiede sind manchmal überraschend groß) bzw. – falls konstruktiv möglich – den Achsabstand zwischen dem Schwungrad und dem Spinnflügel versuchen zu vergrößern.
Gruß
Borek
(wird fortgesetzt)
Die Vorteile von mehreren Übersetzungsstufen in einem Spinnradantrieb braucht man wohl in einem Fachforum nicht zu erläutern. Bereits an alten Spinnrädern findet man in den meisten Fällen Wirtel mit zwei Rillen. Hinzu kommt, dass man gern ein leichtgängiges Spinnrad haben möchte, und daran hat das Rillenprofil einen nicht unbedeutenden Anteil.
Die gute Nachricht ist, dass man beides haben kann. Die schlechte Nachricht ist (?ist sie denn wirklich so schlecht?), dass man i.d.R. auf Selbsthilfe angewiesen ist.
Das Prinzip
(Achtung, es wird theoretisch, aber nur wenig und kurz.)
In diversen alten Threads hier kann man Hinweise bezüglich eines Vergleichs zwischen einem Spinnradantrieb und dem in der Industrie immer noch geläufigem Keilriementrieb lesen. Diese Hinweise sind insofern richtig und wertvoll, dass sie an das Prinzip der Kraftübertragung in einem Riementrieb erinnern, nämlich an die zwingend erforderliche Reibung des Riemens an der Riemenscheibe. Bezogen auf den bei uns (aber auch z.B. bei den Uhrmacherdrehstühlen) üblichen Rundriemen sieht es in der Rille des Wirtels etwa so aus, wie es in der folgenden Skizze gezeichnet ist: Die linke Hälfte zeigt den Zustand ohne jegliche Vorspannung, rechts sieht man übertrieben dargestellt die Deformation des Riemens, wenn der Antrieb gespannt ist. Nahe dem Rillengrund ist zusätzlich dieselbe Problematik für eine Leinen- oder Baumwollschnur gezeigt, so wie sie üblicher Weise bei dem zweifädigen Antrieb vorkommt. Der Riemen bzw. die Schnur werden in der Rille „verkeilt“, dadurch entsteht selbst bei einer relativ geringen Vorspannkraft (und somit leichtgängiger) ziemlich viel Reibung in der Rille, und der Antrieb kommt zustande.
Würde dagegen der Riemen flach auf einem zylindrischen Rillengrund liegen (so wie es bei manchen Schwungrädern der Fall ist), müsste man für eine vergleichbare Reibung wesentlich straffer (und somit schwergängiger) spannen. Im anderen Extremfall, wenn der Flankenwinkel der Rille extrem spitz wäre, würde sich der Riemen bei geringster Vorspannung zu fest in der Rille verkeilen, möglicher Weise sogar so fest, dass der Antrieb blockiert wäre.
Daraus geht hervor, dass es offensichtlich einen optimalen Flankenwinkel geben muss, bei dem eine zuverlässige Mitnahme bei der geringsten Vorspannung erfolgt. Beim bereits erwähnten Keilriementrieb beträgt dieser Winkel ca. 40°, bei dem Rundriementrieb eines Uhrmacherdrehstuhls sind es ca. 45°. Man hätte also einen erprobten Richtwert, dem man versuchen könnte zu folgen. Doch wenn man versucht mit dem Flankenwinkel von 40° einen z.B. in 5mm Durchmesserschritten gestuften Wirtel eine Skizze (z.B. 10-fach vergrößert auf Millimeterpapier) so zu zeichnen, dass jeweils die eine Flanke verlängert diese Stufe bildet, stellt man schnell fest, dass man rein geometrisch auf einer Wirtellänge von z.B. 20mm nicht so viele Übersetzungsstufen unterbringen kann, wie man erwartet hat. Erst beim auf knapp 30° reduzierten Winkel sind es 4 bis 5 Stufen, und damit lässt sich schon leben. Ergänzend möchte ich noch erwähnen, dass sich neben dem Rillenprofil auch noch der Umschlingungswinkel und die Materialeigenschaften des Riemens bzw. der Antriebsschnur entscheidend an den Antriebseigenschaften (Leichtgang/Schwergang, Durchrutschen/Mitnahme) beteiligen. Ohne auf diese Einflüsse hier näher eingehen zu wollen, möchte ich aus praktischer Erfahrung empfehlen, bei Problemen oder nur Unzufriedenheit verschiedene Antriebselemente zu testen (die Unterschiede sind manchmal überraschend groß) bzw. – falls konstruktiv möglich – den Achsabstand zwischen dem Schwungrad und dem Spinnflügel versuchen zu vergrößern.
Gruß
Borek
(wird fortgesetzt)