letztes Wochenende sassen mein Liebster und ich auf einem Kreativmarkt, und wemmer ein Spinnrad dabeihat, bleibt es nicht aus, dass da Menschen auf einen zukommen mit dem typischen Satz: "Ich habe da noch sowas auf dem Dachboden, wollen Sie sich das mal angucken?"
Nunja, heute war ich gucken, jetzt bin ich 60,- ärmer und - tadaa - um ein Ashford Traditional (einfädig) reicher.
Das arme Mädchen stand vermutlich jahrelang unbesponnen, ungeölt und ungeliebt auf einem staubigen Dachboden und davor - nach Anzahl und Verteilung der Wasserflecken auf dem unbehandelten Holz zu urteilen - im strömenden Regen, um auf die Sperrmüllabholung zu warten.
Im Moment liegt es zerlegt im Keller, bis vorhin war ich dabei, die Wasserflecken, Fliegenschisse und Macken aus dem Holz zu schleifen.
Ein Hoch auf den Grossen Handwerkergeist, der den Menschen den Dreieckschleifer geschenkt hat.
Die beiden linken Beine, die Längshölzer und der Tritt sind schon sauber geschliffen und frisch mit Danish Oil eingelassen, nicht zu fassen, wie schnell sich öggeliges graues verdrecktes Holz in einen kirschfarbenen Silberbuchenhingucker verwandeln kann...
Nun ein paar Fragen an die, die sich mit den Ashfords besser auskennen als ich:
Gibt es irgendeine Möglichkeit, das Schwungrad zwischen den beiden rechten Beinen auszuhängen? Ich würde gerne besser an die Innenseiten der Beine herankommen, um den Dreck da wegzuschleifen, ausserdem schrubbt sich das Schwungrad besser ab, wenn es ausgehängt ist.
Ich weiss nur nicht wie. Das Querholz zwischen den beiden rechten Beinen ist fest, das Schwungrad ergo auch. Gibts da 'nen Trick, den ich noch nicht kenne?
Woran erkenne ich, ob es sich um ein altes Traddi oder ein nicht so altes Traddi handelt, ausser an evtl. vorhandenen Kugellagern? Ich kann nämlich auf den ersten Blick keine finden, und das Schwungrad hat in der Nabe sowas wie Schmiernippel...
Gleich daran anschliessend: es war nur eine Spule mit dabei, gibts Unterschiede zwischen den alten und den nicht so alten Spulen, rein von der Grösse her, und kann man die notfalls nachbestellen?
Der Flügel hat einen Riss bekommen und ist mal notdürftig geflickt worden. Ausserdem ist vom Sperrholz eine Schicht abgeplatzt. Frage an die Holzwürmer: macht es Sinn, die Schicht sauber mit Cutter und Spachtel abzutrennen durch eine frische Lage Flugzeugsperrholz (0,4 oder 0,6mm, muss mal gucken, wie dick die Schicht ist, bekommen kann ich beides) zu ersetzen? Oder ist das Quatsch und ich solte gleich einen neuen Flügel bestellen?
TiteBond ist da, Holzfestiger (mit dem wir ausgezeichnete Erfahrungen für den Drechselkram gemacht haben) auch...
Mal sehen, vielleicht freunde ich mich mit den Ashfords ja auf die Art und Weise an. Zumindest weiss ich jetzt, nach den zwei Stunden im Keller, erstmal, warum ich die Kromski-Räder so mag...

Und - um der Frage gleich vorzubeugen: ja, die Wahrscheinlichkeit ist relativ hoch, dass das Mädchen irgendwann hier im Flohmarkt auftaucht...
