Hallo Arachnida,
Dir ist ein sehr schönes Spinnrad mit interessanten und in ihrer Mischung sehr seltenen Konstruktionsmerkmalen zugelaufen. Das Aufarbeiten lohnt sich auf jeden Fall.
Mit dem Tipp zum Tränken/Verfestigen mit Epoxidharz ist mir Liseltechnik zuvor gekommen. Allerdings gibt es hierbei eine Reihe von wichtigen Sachen zu beachten, damit die Arbeit am Ende vom Erfolg gekrönt wird:
1)Der Begriff "Epoxidharz" ist ähnlich vielfältig wie der Begriff "Kunststoff". Auf
keinen Fall sollte man für solche Zwecke den sog. 2-komponentenkleber nehmen. Zum Tränken sind eigentlich nur Laminierharze geeignet, die je nach den Eigenschaften vom Harzgemisch und von dem zu verfestigenden Holz auch millimetertief in das Holz eindringen können.
2)Auch Laminierharze gibt es in einer sehr großen Vielfalt, die für uns Laien schwer überschaubar ist. Die wichtigen Merkmale sind in Deinem Fall die Verarbeitungstemperatur (diese sollte besonders für ungeübte Anweder wie mich und - das unterstelle ich jetzt - Dich auch, möglichst niedrig sein) und die Topfzeit (= die Zeit, die nach dem Anrühren bis zum Anfang des Abbindens zur Verfügung steht), die möglichst lang sein sollte. Die mechanischen Eigenschaften nach dem Aushärten spielen eine untergeordnete Rolle, die reichen sowohl für eine Spinnradreparatur als auch für Modellbauzwecke immer aus. Hochwertige teuere Harzsysteme mit Luftfahrtzulassung brauchen wir nicht zwingend.
3)Für meine Modellbauzwecke verarbeite ich aus o.g. Gründen (niedrige zulässige Verarbeitungstemperatur, lange Topfzeit) dieses Produkt:
https://www.ebay.de/itm/Laminierharz-GF ... 74|iid%3A1
Der Link soll ein Beispiel sein, sowohl bezüglich des Harzsystems an sich als auch bezüglich der Bezugsquelle. Andere Produkte mit ähnlichen Eigenschaften aus anderen Quellen sind bestimmt genauso gut.
4)Epoxidharze und besonders ihre Ausdunstungen während der Arbeit damit und auch später beim Aushärten sind giftig, und bei häufiger und intensiver Arbeit damit besteht die Gefahr von Reizugen und Beschädigungen der Haut und der Atemwege. Der Härter darf nicht mit der Haut in Kontakt kommen, und die Dämpfe (die man tückischer Weise nicht sehen und nicht riechen kann) sollten nicht eingeatmet werden. Ich trage konsequent Einweghandschuhe bei der Verarbeitung, und die Arbeit verrichte ich entweder im Freien oder in unserer Garage beim geöffneten Tor und Fenstern. Dort lasse ich auch die fertig behandelten Bauteile aushärten (das dauert Stunden bis Tage). Daher bin ich auf relativ warmes und trockenes Wetter angewiesen, und aus letzterem Grund verwende ich ein Harzsystem, das auch bei relativ niedrigen Temperaturen zuverlässig aushärten kann.
Es gibt auch die sog. Reparaturharze für Anwendungen im Holzbootsbau, die sogar angeblich auch bei nur ca. 10°C in der Lage sind verlässlich und vollwertig auszuhärten. Von diesen habe ich nur gehört dass es sie gibt, und habe damit keine praktischen Erfahrungen.
Eine Alternative zum Epoxi-Laminierharz wäre für Deinen Zweck das Einkomponenten-Polyurethanharz G4 von der Firma Voss Chemie. Damit grundiere ich seit Jahren die Holzrümpfe meiner Schiffsmodelle (in bis über 10 Schichten, die ersten stark verdünnt, die letzten unverdünnt), und ich schwöre darauf. G4 dringt sehr tief in das Holzgefüge hinein (bei einem Versuch mit einem 2mm dicken Mahagonibrett habe ich es auf der einen Seite mit einem Pinsel aufgetragen, nach ca. 5 Minuten war auch die andere Seite feucht), stinkt fürchterlich, ist aber (zumindest offiziell) deutlich weniger gefährlich als Epoxidharz, und härtet abhängig von der Luftfeuchtigkeit in nur 6 Stunden aus. Das Aushärten findet als eine Reaktion mit der Luftfeuchtigleit statt. Darin besteht auch die Gefahr, dass bei zu wenig Feuchtigkeit diese Reaktion entweder schleppend oder gar nicht stattfindet. Bei zu feuchter Luft verläuft sie gagegen stürmisch, es bilden sich Tausende kleine Bläschen auf der Oberfläche, die nach dem Anschleifen zu kleinen Kratern werden. Die Glätte der Oberfläche geht damit verloren, und man muss aufwändig und intensiv schleifen, denn G4 ist sehr hart. Auch ist G4 leider nicht UV-fest und vergilbt stark, das kann man allerdings mit einem abschließenden Deckanstrich z.B mit der UNI-Siegel PU-Parkettversiegelung (von Jansen) verhindern.
Diese beiden Systeme (Epoxi und G4) vetragen sich miteinander leider überhaupt nicht, man muss sich für eines davon entscheiden.
Keines der beiden Systeme ist mit einem Holzkit auf Dispersionsbasis kombinierbar, sie verbinden sich einfach nicht dauerhaft. Die Wurmlöcher kannst Du aber mit Epoxi einfach verfüllen, hierfür würde sich der 2-komponentenkleber aufgrund seiner Dickflüssigkeit eignen. Dieser härtet entweder glasklar oder leicht gelblich aus, und nach dem Verschleifen und darüber Lackieren sieht die Fläche wieder glatt und homogen aus. Das habe ich bei Reparaturen an hölzernen Modellrümpfen schon sehr häufig gemacht.
Falls Du Dein Rad mit Farbe behandeln möchtest, kannst Du das dünnflüssige Laminierharz mit Microballons (=winzige Glaskugeln mit ca. 0,2 bis 0,3 mm Durchmesser) und Baumwollflocken andicken, und das Gemisch als (weiße) Spachtelmasse verwenden. Diese lässt sich besser schleifen als ausgehärtetes Harz oder G4, dennoch ist sie härter als das Holz (siehe Hinweis von lisel).
Entschuldige bitte den ausufernden Umfang, der trotz der Tatsache, dass ich weit über 90% weggelassen habe, zu Stande kam.
Gruß
Borek