Vom Trecker zum Allrounder, auch Feinspinner

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borekd
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Vom Trecker zum Allrounder, auch Feinspinner

Beitrag von borekd » 19.04.2017, 13:43

Eine sehr gute Freundin von uns wollte gern mit dem Spinnen anfangen, also bemühten wir uns um ein dafür geeignetes Gerät. Den Begriff „Anfängerspinnrad“ definierten wir dabei so:
- Einfach und leicht zu treten, der Antrieb (Tritt, Knecht, Schwungradachse) müssen spielfrei und gleichzeitig
leichtgängig sein
- Soll gleicher Maßen für feine als auch für dickere Garne zu gebrauchen sein
- Einzug soll im möglichst breiten Bereich ausreichend fein regulierbar sein
- Möglichst großes Fassungsvermögen der Spule
- Nicht zu großer Platzbedarf, robust, mit einem Auto gut zu transportieren
Zusätzlich sollte das Gerät in der Lage sein, das wachsende Können der Spinnerin möglichst lange zu begleiten, also nicht bereits nach den ersten Monaten seine Leistungsgrenzen erreichen.

In unserem recht umfangreichen Bestand haben wir ein modifiziertes Delft als ein vielversprechendes Objekt identifiziert. Das Rad wurde ziemlich am Anfang unserer „Spinnkariere“ zusammen mit einem Willy angeschafft und aufgearbeitet. Die beiden sollten sich die Spulen teilen und einander ergänzen.
Gesamtansich_nach_Umbau_1.jpg
Steckbrief Delft (modifiziert)

Bauart: Bock
Antrieb: einfädig mit 2 mm PUR-Riemen, Spulenantrieb, Einzeltritt
Schwungraddurchmesser: ca. 450 mm
Übersetzung(en): 4,5:1 / 6,5:1 / 9,5:1 / 12:1
Einzugsöffnung: ca. 16 mm
Spulenkapazität: ca. 400 – 450 g
Spindeldurchmesser: 6 mm
Wirtel-Spindel-Verbindung: keine, da Spulenantrieb
Lagerung Schwungrad: 2x Rillenkugellager
Lagerung Spinnflügel: Stahl auf Nylon (Spindel hinten) bzw. Delrin auf Leder (Einzugsrohr vorne)
Lagerung Spule: Delrin auf Stahl
Lagerung Tritt: Stahl auf Nylon
Lagerung Knecht: unten Lederlasche, oben Pendelkugellager
Flucht Schwungrad zum Wirtel/Spule: nicht einstellbar

Bemerkungen:
Eine Eigenbauhaspel mit ca. 1150 mm Umfang kann vorn direkt auf die Schwungradachse befestigt werden.
Robust und relativ kompakt, mit einem Auto noch gut zu transportieren, anfängertauglich.
Gesamtansich_nach_Umbau_2.jpg
Die beiden Räder habe ich hier http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 14&t=25236 bereits vor ca. 3 Jahren vorgestellt. Das Delft ist das dunkel gebeizte Rad, und die Fotos in diesem Thread stellen den Ausgangszustand vor dem aktuellen Umbau dar. Während das Willy (damals eher durch einen glücklichen Zufall) ziemlich gut gelungen war und bis heute zu dem engen Auswahlkreis bei meiner Frau gehört, kam sie mit dem Delft von Anfang an nicht sehr gut zurecht, und bald wurde es ausrangiert und abgestellt. Doch da beide Räder vom Prinzip her artverwandte Trecker sind, musste die Möglichkeit bestehen, die bei dem Willy erfolgreichen Lösungen auch auf das Delft zu übertragen.

Dieser Aufgabe versuchte ich wie folgt gerecht zu werden:

Antrieb

- Der Kurbelradius (und somit auch den Tritthub) wurde von 60 mm auf 40 mm radikal reduziert.
Befestigung_Kurbel_Skizze.jpg
Dafür habe ich eine neue Kurbel aus einer Passfeder mit dem Querschnitt 16x10 mm hergestellt. Die Befestigung der Kurbel an der Schwungradachse geschieht mit Hilfe einer M4-Schraube, die durch die radiale Gewindebohrung in dem Auge der Kurbel so tief eingedreht ist, bis sie sich am Grund des Sacklochs in der Schwungradachse abstützt. Der Kurbelzapfen besteht aus einer Schraube M8.
Kurbel_Knechtkopf.jpg
- Aus dem ursprünglichen Knecht habe ich nur den Mittelteil verwendet. Statt des oben abgesägten Teils habe ich ein kurzes Buchenbrett mit eingepresstem Pendelkugellager mit der Knechtstange verzapft und eingeharzt.
Knechtkopf.jpg
Kurbel_Knechtkopf_2.jpg
- Am unteren Ende habe ich den Knecht so weit gekürzt, dass der Tritt in dem unteren Totpunkt noch leicht ansteigt. Zusammen mit dem verringerten Tritthub trägt diese Maßnahme zum ergonomischen Treten bei. Die alte wackelige Verbindung mit einer Kordel zwischen dem Tritt und dem Knecht habe ich durch eine 4 mm dicke Lederlasche ersetzt.
Knechtbefestigung_unten.jpg
Die Lasche klemmt in einem in den Tritt unter 15° schräg eingesägten Schlitz, gesichert wird sie mit zwei Holzschrauben. In dem gekürzten Knecht kann sie in einem Schlitz um eine Achse aus einem Stück Messingrohr frei nach links und rechts schwenken.
Knechtbefestigung_unten_1.jpg
- Sowohl an der Trittlagerung (zwei Stahlzapfen in Nylonbuchsen) als auch an der von dem ersten Umbau auf eine Kugellagerung umgebauten Schwungradachse musste ich nichts verändern.

Den provisorisch zusammen gebauten Antrieb habe ich energisch angetreten und mit dem knapp 1 Minute langen Nachlauf im ungeschmierten Zustand war ich zufrieden.

Auf den kurz überlegten Umbau auf Doppeltritt habe ich dann doch (vorerst) verzichtet. Die neue Eigentümerin hat reichlich Vorerfahrung mit dem Treten einer Nähmaschine, und müsste sich beim Doppeltritt erst einmal umgewöhnen.

(wird fortgesetzt)
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Re: Vom Trecker zum Allrounder, auch Feinspinner

Beitrag von borekd » 19.04.2017, 14:00

Spulen

Die Qualität eines spulengetriebenen Spinnrads steht und fällt mit der Güte der Spulen. Nach dem Vermessen der drei vorhandenen Spulen wurde klar, das nur bei einer Spule die Lagerbuchsen ein angemessenes Spiel von ca. 0,1 mm haben. Die restlichen beiden Spulen haben also neue aus Delrin gedrehte Lagerbuchsen bekommen. Anschließend habe ich alle drei Spulen auf allen wesentlichen Flächen für einen guten Rundlauf überdreht.
Spulen_mod.jpg
In gleicher Einspannung habe ich an beiden Enden der Spule die jeweils kleinere Rille bündig mit dem alten Rillengrund abgedreht, und eine neue Rille in die so entstandene zylindrische Fläche 3 mm tief eingestochen. Der Querschnitt der neuen Rille ist mit anderen meinen Umbauten identisch, da mit dem gleichen Formstechstahl eingestochen.
Das Delft verfügt leider nicht über eine Spanneinrichtung der Antriebschnur. Die Riemenlänge wird passend zum kleinsten Rillendurchmesser gewählt (als Richtwert für die Vorspannung sind mir 4% der Riemenlänge bekannt). Beim Umlegen des Riemens auf eine größere Rille muss der Riemen überdehnt werden, und greift dann irgendwann viel zu „bissig“. Wenn allerdings der Riemen in den beiden kleinen Rillen bedingt durch den optimierten Rillenquerschnitt besser greift, kommt der Antrieb mit einer deutlich kleineren Vorspannung als die besagten 4% aus, und läuft leichtgängiger. Beim Umlegen auf die beiden größeren Rillen (diese haben gezielt ein anderes, rundes Profil) ist die Überdehnung dann auch entsprechend geringer. Im Endeffekt läuft eine so optimierte Spule mit jeder Übersetzung etwas leichtgängiger und angenehmer als vorher.

Probelauf und seine Konsequenzen

Nach der Oberflächenbehandlung mit Spiritusbeize und Leinos Hartöl Spezial konnte ich nun das Rad zusammenbauen und meine Frau hat es Probe gesponnen. Sie lobte sofort die dramatisch verbesserten Eigenschaften des Antriebs (Zitat: „Vorher war es wie Treppen steigen und nur jede zweite Stufe nehmen dürfen, jetzt tritt sich´s sehr angenehm.“), klagte jedoch über den immer noch viel zu starken Einzug, trotz der komplett geöffneten Bremse. Auf dem Foto ist diese Spinnprobe das helle etwa 1 mm dicke Garn, es ist ein Polarfuchs-Kammzug.
Zwei_Spinnproben.jpg
Der Flügel hatte zu diesem Zeitpunkt noch zwei Reihen von dicken Schraubhaken. Zum Vergleich haben wir es noch einmal probiert, dieses Mal mit dem zum Glück vorhandenen alten Schiebehakenflügel vom Schwesterrad (Willy). Damals habe ich die beiden Flügel konstruiert und komplett identisch gebaut, der einzige Unterschied lag in der Bestückung einerseits mit den dicken Schraubhaken und andererseits mit zwei Schiebehaken. Jetzt erst war meine Testspinnerin vollkommen zufrieden, und erteilte dem Umbau eine Freigabe. Das bei der zweiten Probe gesponnene Garn ist das grau melierte Gotland, aus der Flocke etwa 0,5 mm dick gesponnen.

Im Nachhinein erkläre ich es mir so, dass das zusätzliche Gewicht der Schraubhaken (geschätzt etwas über 100 g) eine zusätzliche Massenträgheit bewirkte, die sich auf das systembedingt (spulengetrieben / flügelgebremst) mitgeschleppte Flügel als eine Bremse auswirkte. Eigentlich hätte ich schon vorher darauf kommen müssen, doch durch den Doppelversuch war es anschaulicher und einprägsamer.
Schiebekaken.jpg
Nach diesem überzeugenden Vergleich habe ich also schnell die Schraubhaken bis auf zwei ausgedreht, zwei Schiebehaken aus 1,6 mm Edelstahl-Schweißdraht gebogen und das Rad wurde fertig.
Gesamtansich_nach_Umbau_3.jpg
Hoffentlich hat die neue Eigentümerin nachhaltig viel Spaß damit.

Mein Profit von diesem Umbau war die Erfahrung, mit welchen Maßnahmen man einen Trecker zum Feinspinner „überreden“ kann. Die ursprüngliche Annahme, dass die beschriebenen Änderungen am Antrieb die Spinneigenschaften spürbar verbessern können, war also nur so weit richtig, dass das ergonomische Treten und die erhöhte Leichtgängigkeit bzw. die Spielfreiheit zwar wichtig sind, haben jedoch auf das Einzugsverhalten des Rades nur allenfalls unterstützend einen Einfluss. Ähnlich verhält sich es mit den schnelleren und rundlaufoptimierten Spulen. Erst das Abspecken des Flügels hat sich als eine gravierende Maßnahme erwiesen.
Spinnkopf.jpg
Doch das Ersetzen der zwei Hakenreihen durch zwei Schiebehaken hätte es allein bestimmt nicht getan, wenn der Flügel nicht von vornherein leicht gebaut gewesen wäre. Damals hatte ich noch keine praktischen Erfahrungen und daher holte ich mir Tipps dazu hauptsächlich in diesem Forum (Danke!). Demnach wurden die Flügel in Leichtbauweise erstellt, mit einem Querbalken und den Rundholmen aus ausgesuchtem Kiefernholz, einem Einzugsrohr aus Delrin und einer Spindel aus rostfreiem Edelstahl (Drehqualität 1.4305).
1_Spinnflügel_Delft.jpg
Die Skizze zeigt eine primitive aber einfach zu fertigende haltbare Konstruktion, einzig das Einzugsrohr ist ein komplexeres Drehteil. Dieses könnte man sicherlich auch einfacher gestalten, oder sogar das unten rechts skizzierte Original aus Buchenholz ändern und wiederverwenden.

Gruß
Borek
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Re: Vom Trecker zum Allrounder, auch Feinspinner

Beitrag von Basteline » 19.04.2017, 18:40

Ich selber habe (leider) sehr wenig Ahnung und Wissen über diese ganzen technischen Finessen, die du uns liebenswerterweise ausführlich und sogar mit Skizzen hier zeigtst. Aber lese es immer wieder mit Freude, wenn du uns an deinen Basteleien teilhaben lässt. :))
Aus teils hässlichen Entlein hast du manch einen schönen Schwan entstehen lassen.
Die anderen hier anwesenden Spinnradbastler ebenfalls. Auch ein Kompliment an diese Fraktion.
Bei dir habe ich mir nun auch mal den Wohnort rausgesucht und , tja.... soooo sehr weit weg wohnst du eigentlich nicht von Wesseling. Hihi....dann wüsste ich wo ich Räder hinbringen kann..... 8) :lol:
Mache weiter so, es erfreut einen sehr, dass einige Frauen so handwerklich begabte und interessierte Männer haben!!
Liebe Grüße
Basteline

.....und laßt uns spinnend die Welt umgarnen.

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Re: Vom Trecker zum Allrounder, auch Feinspinner

Beitrag von lisel » 20.04.2017, 20:17

Hallo Borek,

ich habe mit viel Spaß und Wissendrang diesen Beitrag zum „Trimmen“ eines Delft gelesen.
Der Begriff Trecker für diese Rad scheint in Spinnkreisen fast gebräuchlich zu sein.
Ein schweres solides Rad (uns zu schwer für Transporte), auch kleinkindersicher (es verzeiht fast alles) und eine riesen Spulenkapazität (deswegen bis mir was anderes eingefallen ist, bis zum Auszug aus unserem Haushalt, die Zwirnmaschine der Wahl).

Es war das 1. Rad überhaupt bei uns im Haushalt, es wurde zwar komplett gekauft/geliefert, aber in Einzelteilen mit fast Brennholzqualität.
Bei Dir gab es ja beim Erwerb einige fehlende Teile wie Flügel und so gab es mehrere Umbaustadien an Deinem Rad.
In Phase 1 der neue Flügel und die Haspel zum Andocken aufs Schwungrad, was ich persönlich schon neidisch gelesen hatte.

Um Deine Änderungsarbeiten mal im Vergleich zu zeigen, habe ich mal einige Fotos von unserem Original Delft hier hingestellt.
Mit diesen Vergleichsbildern sieht man den erheblichen Umfang Deiner sehr gelungen Umbau- und Anpassarbeiten.

Das Rad hat wie Du gut beschreibst im Werkszustand einen ziemlich großen Tritthub, was auf Dauer nicht für jeden Spinner angenehm ist.
Dazu mal die Fotos Ansicht komplett und Kurbel des Delft ab Werk:
Delft von vorn.JPG
Delft Kurbelarm.JPG
Im umgebauten Zustand mit kleinerem Hub und Winkel des Tritts sicher um Ellen besser als die Werksausrüstung.

Unser Rad hatte dann eine Knecht-Tritt-Verbindung in PU bekommen. Womit ich mal eine Frage loswerden möchte. Ich habe an fast gleichen Spinnradmodellen (Tradi) einmal Leder und dann eins in PU ausgerüstet. Subjektiv habe ich das Gefühl in PU wird durch die größere Steifigkeit auch Druck bei Aufwärtsbewegung aufgebaut und das Rad läuft aus dem Stand leichter an. Ist dies wirklich so und wäre dann der Einsatz von PU in vielen Fällen besser?
Delft Knecht_Trittverbindung in PU.JPG
Da das Delft, sowie auch Dein Rad keine Riemenspanneinrichtung hat, ist die Wahl der richtigen Riemenlänge nicht ganz einfach.
Auch haben wir den Riemen bei Nichtgebrauch auf der Flügelachse „geparkt“ aus Angst vor dem Ausleiern.
Ich habe damalig an die Nachrüstung einer Spannrolle gedacht, aber kein Normteil gefunden.
Nun habe ich natürlich noch nie bewusst ein Rad mit kugelgelagerter Spannrolle gesehen, aber was spricht dagegen?

Der entscheidende Unterschied wegen Einzug ist sicher der Spinnflügel.
Der ist im Original ein richtiges Riesending.
Nicht nur dass er fast nie symmetrisch läuft, wegen Verzug (Jürgen hat ja grade dazu einen Beitrag zum Richten ähnlicher Schichtholzflügel geschrieben) sondern er ist schön groß und schwer.
Delft Spinnflügel.JPG
Eigentlich hast Du ja den Flügel 2xabgespeckt.
Einmal bei der Grundsanierung und nun noch mal.
Vielleicht war es mit heutigem Blick gut, dass damals keiner dabei war, sonst hättest Du es vielleicht nicht so intensiv gemacht.

Ich denke auch die wesentlichste Veränderungen die zu einem anderem Einzugsverhalten geführt hat, sind sicher Deine Flügeländerungen.
Klar alles andere waren auch sinnvolle, richtige und sauber ausgeführte Änderungen.
So die Diätkur für die Spulen, neue Übersetzungen etc.

Wie immer eine sehr hübsche und saubere Arbeit. Auch super beschrieben. Danke!

Wir wünschen der neuen Besitzerin viel Spaß und Freude mit dem „getunten“ Rad.

Viele Grüße aus Dresden
Technik der Lisel

PS: wieder zu lang und zu viel von mir geschrieben
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Viele Grüße von Lisel :wink:

borekd
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Re: Vom Trecker zum Allrounder, auch Feinspinner

Beitrag von borekd » 21.04.2017, 12:52

Basteline hat geschrieben:... Hihi....dann wüsste ich wo ich Räder hinbringen kann..... 8) :lol:
...
Hallo Basteline,
an Interesse und Hilfsbereitschaft mangelt es bei mir nicht, mein Problem ist die Zeit. D.h., dass man sich bei mir wohl auf noch längere Wartezeiten einlassen müsste als bei Tom Walter. Das willst Du Dir bestimmt nicht antun.

Gruß
Borek

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Re: Vom Trecker zum Allrounder, auch Feinspinner

Beitrag von Basteline » 21.04.2017, 13:42

borekd hat geschrieben:
Basteline hat geschrieben:... Hihi....dann wüsste ich wo ich Räder hinbringen kann..... 8) :lol:
...
Hallo Basteline,
an Interesse und Hilfsbereitschaft mangelt es bei mir nicht, mein Problem ist die Zeit. D.h., dass man sich bei mir wohl auf noch längere Wartezeiten einlassen müsste als bei Tom Walter. Das willst Du Dir bestimmt nicht antun.

Gruß
Borek
Ach... Das machst du doch mit Links...so flott wie du das Willi und das Delft modernisiert hast. ;)
Das sollte sich der Herr Wernekinck mal ansehen und ne Scheibe von abschneiden.
Ich hatte ihn auf der H&H/Köln kennen gelernt und der war dort mit seinen alten Delts und einer Ziege vertreten.
Und die Mädels aus der hiesigen Spinngildengruppe habe diese Räder besponnen und vorgeführt.
Ich selber habe mcih auch eine Zeitlang dort spinnend aufgehalten. Und es hat sich mal wieder bestätigt, dass ich durch den, für mich, ungünstigen Tritt Hüftschmerzen bekomme.
Anscheinend trägt Herr W. sich mit dem Gedanken seine Räder doch nochmal zu produzieren.
Aber ganz ehrlich? Da muss er einiges dran tun, damit sie auf dem heutigen Spinnradmarkt mithalten können.
Oder er stellt DICH als Radbauer ein. :))
Liebe Grüße
Basteline

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Re: Vom Trecker zum Allrounder, auch Feinspinner

Beitrag von borekd » 21.04.2017, 14:11

Hallo Liseltechnik,

vielen Dank für Deine Ergänzung, Deine Anmerkungen und Fotos waren wiederum für mich recht interessant. Einiges habe ich sofort wiedererkannt, z.B. die fürchterliche Kurbel oder den im unteren Totpunkt nach unten hängenden Tritt (bei unserem Exemplar war Letzteres so schlimm, dass wir unter das hintere Bein einen Holzklotz unterlegen mussten, damit der Tritt nicht jedes Mal auf den Boden aufschlägt).

Insgesamt wurde mir durch Deinen Beitrag erst bewusst, dass sich bei unserem Delft wohl um irgendeinen Nachbau gehandelt haben musste. Z.B. war das Schwungrad bei uns nicht etwa aus Vollholz mit echten Speichen gebaut, sondern aus einer Platte (wohl Multiplex) als ein Teil ausgeschnitten, mit zwei zusätzlichen kleinen Scheiben als Nabe.

Auch der Spinnflügel musste bei uns völlig anders konstruiert gewesen sein, dass kann ich allerdings nur anhand des Einzugsrohrs mit der Spindel vermuten, denn mehr war nicht dabei. Dieses Torso habe ich in dem letzten Bild unten rechts mit skizziert. Wenn ich in den nächsten Tagen dazu komme, kann ich davon auch noch ein Foto machen.

Die Idee mit der Spannrolle habe ich in der Vergangenheit sogar umgesetzt, allerdings nicht am Delft, sondern am Schwesterrad (Willy). Das ging 100% daneben, der Riemen blieb keine zwei Schwungradumdrehungen auf der Rolle und sprang ständig ab. Also wurde der Riemen statt dessen immer mehr und mehr gekürzt, so wie die Spulen immer schneller und schneller wurden.

Die Haspel direkt auf der Schwungradachse war auch nicht unbedingt der große Hit. Mit dem ursprünglich angedachten Fußantrieb war sie uns in der Praxis viel zu schnell, mit der Handkurbel ging es, allerdings musste man das Spinnrad dafür entweder auf den Tisch stellen, oder sich davor hinknien und zusätzlich gebückt kurbeln. Der Widerstand des damals noch nicht so leichtgängigen Antriebs musste so oder so zusätzlich überwunden werden. Für die neue Besitzerin hat die Anordnung vorerst aber den Vorteil, dass überhaupt eine Haspel vorhanden ist.

Zu der Tritt-Knecht-Verbindung kann ich grundsätzlich sagen, dass nicht Leder gleich Leder und nicht PUR gleich PUR ist. Ich habe Reststücke von Leder (vermutlich Sohlenleder weil sehr steif) von dem Schuhmacher aus dem Nachbardorf in verschiedenen Dicken geschenkt bekommen. Davon erschien mir das 4 mm dicke Leder als der richtige Kompromiss zwischen steif auf Knickbelastung und flexibel in der Biegung. Das Material ist so fest, dass ich die erforderlichen Löcher bohren konnte statt sie zu stanzen/lochen. Neben ebay kann man es auch im Spezialhandel online kaufen, ist allerdings nicht gerade billig, Beispiellink:
https://schuhbedarf.de/
Weil das mit den Lederlaschen ziemlich optimal funktionierte, habe ich mit PUR-Riemen als Verbinder nur eine Erfahrung vom Sonata. Dort sind welche mit milchig-halbtransparenter Optik und einem D=8 mm verbaut, sie sind sehr lang (geschätzt so um 60 mm), und durch ihre Biegung erlauben sie das Zusammenklappen des Reiserades. Deswegen kann man sie weder mit Deinen kurz herausragenden Verbindern noch mit meinen Lederlaschen vergleichen. Darüber hinaus haben auch PUR-Riemen unterschiedliche Materialeigenschaften siehe z.B. hier:
http://www.technische-daten.ribes.de/Ru ... aten1.html
Wie ich schon schrieb, spielt neben der Materialgüte die auskragende Länge eine entscheidende Rolle, sowohl beim Leder als auch beim PUR. Ich denke nicht, dass eines der Werkstoffe objektiv besser wäre als der andere. Subjektiv gefällt mir Leder besser, rein optisch.

Gruß
Borek

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Re: Vom Trecker zum Allrounder, auch Feinspinner

Beitrag von borekd » 21.04.2017, 15:08

Basteline hat geschrieben:...Ach... Das machst du doch mit Links...so flott wie du das Willi und das Delft modernisiert hast. ;)
...
Nur an den hier beschriebenen Kleinigkeiten war ich fast zwei Monate dran. Nebenher habe ich mein Beruf zwar ausüben dürfen, dafür war aber im "Gärtchen" (1800qm, die Bezeichnung kommt von meiner Frau) im Winter nichts zu tun und unser fast 400 Jahre altes Baudenkmal zickte auch nicht. Und meine eigenen Hobbys musste ich in dieser Zeit links liegen lassen.
Der erste Umbau vor Jahren dauerte noch länger. Unter "flott" verstehe ich etwas anderes.

Leider muss ich bei meiner Aussage bleiben, tut mir Leid.

Gruß
Borek

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Re: Vom Trecker zum Allrounder, auch Feinspinner

Beitrag von Basteline » 21.04.2017, 20:34

Schade, dass du meine Postings so ernst nimmst, wo ich sie doch mit einem Zwinkersmilie versehen habe und dich nur ein wenig necken wollte.
Und deine Arbeiten so klasse finde, das sie besser sind als so manches was die großen Hersteller so auf den Markt bringen. :(
Und ich dich damit auf einem Podest gehoben habe....
Liebe Grüße
Basteline

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Re: Vom Trecker zum Allrounder, auch Feinspinner

Beitrag von borekd » 24.04.2017, 13:31

Hier kommt noch das versprochene Foto von dem damals mitgekauften Bruchteil eines Spinnflügels:
Einzugsrohr_Delft.jpg
Das Teil ist ziemlich groß und massiv und aus Buchenholz gefertigt. Von den zwei seitlich am Einzugsrohr angeordneten etwa 10 mm breiten Nuten schließe ich bei dem ursprünglichen Flügel auf eine Konstruktion mit Flachholmen, ungünstiger in Bezug auf den Luftwiderstand beim Rotieren geht es wohl kaum.

Dafür liegt es erstaunlich gut in der Hand und die damit verbundene Spindel ist ziemlich gerade. In einigen wenigen Einzelfällen wurde ich kurzfristig, mit diesem Teil in der Hand, zu einer Lazykate umfunktioniert.

Gruß
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Re: Vom Trecker zum Allrounder, auch Feinspinner

Beitrag von lisel » 24.04.2017, 13:56

Habe ich so auch noch nicht gesehen. Der Einzug bei den Delft-Rädern kenne ich eigentlich nur als ein Plasteformteil.
Diese Formteile sind ja oft bei "Marianne aus Holland" als Ersatzteil noch zu bekommen.
59b88a29f31671db56e0a0a78f8f2f1f.jpg
Grüße aus Dresden
Technik der Lisel
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Viele Grüße von Lisel :wink:

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