"Schnelle Küche"- effektive Tips zum Wiederrunddrehen
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"Schnelle Küche"- effektive Tips zum Wiederrunddrehen
Hallo Ihr Lieben,
Schnelle Küche weiss jeder, was gemeint ist. Leicht kommt dann auch negativer die "heisse Nadel" oder sogar "Pfusch" rüber.
Das lassen wir aber mal beiseite und nehmen das Erfolgsbehaftete dieses Beitrages einfach infomäßig auf.
Unter >der Zweck heiligt die Mittel< ist ja bei uns Spinnradreparatören oft genug .....Ende offen.
Eine Spinnfrau brachte mir Omis's Schätzchen mit dem Wunschkommentar... hat bis zuletzt drauf gesponnen.... und es sollte
wieder schön spinnen. Zwischen den Worten klang das übliche... Geld ist knapp.
Ich schaute mir das mittlerweile als Holzwurmjugendherberge eingerichtete Ziegenrad an und sah nur eine Möglichkeit
der "Ausstellungstauglichen Wiederinstandsetzung**** im Thema dieses Beitrages. ( ****also kein eigentlich von mir gelebtes Instandsetzen mit Neuaufbau usw. für ein Alltagsrad.)
Traurig wackelten alle Zapfverbindungen des Gestells und ein Bein war aufgegessen bis zum Knöchel. Das Speichenrad zwar wurmfrei
aber Speichen- Nabensitz mit gleichmäßiger schwammiger Wackelei an allen Sitzen.
Die Radachse war hübsch ballig und im Durchmesser arg tailliert mit entsprechender Klapperei.
Der Spinnkopf auch wurmfrei, nur die hintere Wellenspitze am Wirtel ( 2-fädiges Rad!) war rostig und schon 1 mm dünn abgenutzt.
In den Radlagerholmen türmten sich Nagelenden und Restleder in graphitartiger Konsistenz.
Der Spinnbock mit seiner Holzgewindespann- Einstellung war ein Opfer der hungrigen Holzwürmer geworden. Ohne Funktion.
Was nun Jürgen?
Ich entzapfte das Gestell und setzte alles ( brutal) frisch in Weissleim ein. Das abgenagte Bein erhielt eine 6 mm Durchmesser und 150mm Länge zentriert eingebohrte Stahlprothese. Den Freiraum füllte ich mit Clou Holzpaste und verputzte alles.
Sieht wieder ganz manierlich aus und steht wie ein Cockerspaniel bei " Achtung".
Das Speichenrad benetzte ich reichlich an den Wackelspalten mit 1 Teil Wasser + 1 Teil Weißleim verdünntem Ansatz und wischte nach
5 Minuten die ganze Schande wieder ab. Die 5 Minuten bewegte ich raumgreifend die triefende Masse, damit alle Spalte was abbekommen.
Oh Wunder, dank dem Quellprozess des Wassers und der Leimeinbringung in wasserdünner Konsistenz, war nach 10 Minuten alles fest :o).
Nach dem Abwischen und Abtrocknen war die eh schon vorhandene Patina wie vorher- vom Leimbad keine Spur.
Die beiden Lagerholme brachte ich mit Feile auf ein Gleichmaß, indem ich die Einlegespalte auf 8mm Breite auffeilte und die Auflagehöhe,
also den Grund der Schlitze, auf paralles Maß feilte.
Dan knipste ich 2 Stückchen Pneumatikschlauch mit D 8x1 mm in ca. 30mm Länge ab. Die ausgewaschene Achsseite passte genau in das 6mm Schlauchmaß innen rein. An der Kurbelseite auch! Um das Schlauchstück hinter die Kurbel zu bekommen., schlitzte ich mit einer Klinge
längs auf und stülpte das über.
In die angearbeiteten Lagerholme eingelegt, suchte sich das Rad selbst die richtige Lage, den Sperrsplint noch etwas nachgeschnitzt und schon konnte ich anschubsen. Das Rad lief sofort " Spielfrei" , rund und leicht ohne ein Geräusch.
Das ist sicher den Pneumatikschlauch geschuldet. Dieser besteht aus PA = Polyamid, also Nylon, ein klassisches Lagermaterial für Stahlwellen.
Den Spannschlitten verpasste ich eine neue Holzspindel mit der paarigen Mutter aus meiner "Mottenkiste". Es ist ja alles aus Holz und
mit Säge, Raspel und leim kann man die Teile prima anpassen für eine Reparatur.
Den Spinnkopf reinigte und polierte ich achsmäßig noch und schuf einen neuen Lagepunkt, indem ich die Konuszapfen am Spinnmaul
etwas verdrehte. Hier fixierte ich den neuen Laufpunkt durch einen Stecksplint aus Holz. Dieser muß nun halt mit abgenommen werden beim Spulenwechsel. Die Spule bekam noch 2 neue Gleitlager angepasst. Flachszwirn als 8-Riemen aufgelegt und schon ist alles wieder gut.
ES LEBT!
Bilder einzustellen bringt nichts, da da nichts zu erkennen währe.
Ich meine, die Info zum Thema, bringt der Text auch über.
Schönen Abend noch!
LG von Jürgen ^..^
Schnelle Küche weiss jeder, was gemeint ist. Leicht kommt dann auch negativer die "heisse Nadel" oder sogar "Pfusch" rüber.
Das lassen wir aber mal beiseite und nehmen das Erfolgsbehaftete dieses Beitrages einfach infomäßig auf.
Unter >der Zweck heiligt die Mittel< ist ja bei uns Spinnradreparatören oft genug .....Ende offen.
Eine Spinnfrau brachte mir Omis's Schätzchen mit dem Wunschkommentar... hat bis zuletzt drauf gesponnen.... und es sollte
wieder schön spinnen. Zwischen den Worten klang das übliche... Geld ist knapp.
Ich schaute mir das mittlerweile als Holzwurmjugendherberge eingerichtete Ziegenrad an und sah nur eine Möglichkeit
der "Ausstellungstauglichen Wiederinstandsetzung**** im Thema dieses Beitrages. ( ****also kein eigentlich von mir gelebtes Instandsetzen mit Neuaufbau usw. für ein Alltagsrad.)
Traurig wackelten alle Zapfverbindungen des Gestells und ein Bein war aufgegessen bis zum Knöchel. Das Speichenrad zwar wurmfrei
aber Speichen- Nabensitz mit gleichmäßiger schwammiger Wackelei an allen Sitzen.
Die Radachse war hübsch ballig und im Durchmesser arg tailliert mit entsprechender Klapperei.
Der Spinnkopf auch wurmfrei, nur die hintere Wellenspitze am Wirtel ( 2-fädiges Rad!) war rostig und schon 1 mm dünn abgenutzt.
In den Radlagerholmen türmten sich Nagelenden und Restleder in graphitartiger Konsistenz.
Der Spinnbock mit seiner Holzgewindespann- Einstellung war ein Opfer der hungrigen Holzwürmer geworden. Ohne Funktion.
Was nun Jürgen?
Ich entzapfte das Gestell und setzte alles ( brutal) frisch in Weissleim ein. Das abgenagte Bein erhielt eine 6 mm Durchmesser und 150mm Länge zentriert eingebohrte Stahlprothese. Den Freiraum füllte ich mit Clou Holzpaste und verputzte alles.
Sieht wieder ganz manierlich aus und steht wie ein Cockerspaniel bei " Achtung".
Das Speichenrad benetzte ich reichlich an den Wackelspalten mit 1 Teil Wasser + 1 Teil Weißleim verdünntem Ansatz und wischte nach
5 Minuten die ganze Schande wieder ab. Die 5 Minuten bewegte ich raumgreifend die triefende Masse, damit alle Spalte was abbekommen.
Oh Wunder, dank dem Quellprozess des Wassers und der Leimeinbringung in wasserdünner Konsistenz, war nach 10 Minuten alles fest :o).
Nach dem Abwischen und Abtrocknen war die eh schon vorhandene Patina wie vorher- vom Leimbad keine Spur.
Die beiden Lagerholme brachte ich mit Feile auf ein Gleichmaß, indem ich die Einlegespalte auf 8mm Breite auffeilte und die Auflagehöhe,
also den Grund der Schlitze, auf paralles Maß feilte.
Dan knipste ich 2 Stückchen Pneumatikschlauch mit D 8x1 mm in ca. 30mm Länge ab. Die ausgewaschene Achsseite passte genau in das 6mm Schlauchmaß innen rein. An der Kurbelseite auch! Um das Schlauchstück hinter die Kurbel zu bekommen., schlitzte ich mit einer Klinge
längs auf und stülpte das über.
In die angearbeiteten Lagerholme eingelegt, suchte sich das Rad selbst die richtige Lage, den Sperrsplint noch etwas nachgeschnitzt und schon konnte ich anschubsen. Das Rad lief sofort " Spielfrei" , rund und leicht ohne ein Geräusch.
Das ist sicher den Pneumatikschlauch geschuldet. Dieser besteht aus PA = Polyamid, also Nylon, ein klassisches Lagermaterial für Stahlwellen.
Den Spannschlitten verpasste ich eine neue Holzspindel mit der paarigen Mutter aus meiner "Mottenkiste". Es ist ja alles aus Holz und
mit Säge, Raspel und leim kann man die Teile prima anpassen für eine Reparatur.
Den Spinnkopf reinigte und polierte ich achsmäßig noch und schuf einen neuen Lagepunkt, indem ich die Konuszapfen am Spinnmaul
etwas verdrehte. Hier fixierte ich den neuen Laufpunkt durch einen Stecksplint aus Holz. Dieser muß nun halt mit abgenommen werden beim Spulenwechsel. Die Spule bekam noch 2 neue Gleitlager angepasst. Flachszwirn als 8-Riemen aufgelegt und schon ist alles wieder gut.
ES LEBT!
Bilder einzustellen bringt nichts, da da nichts zu erkennen währe.
Ich meine, die Info zum Thema, bringt der Text auch über.
Schönen Abend noch!
LG von Jürgen ^..^
- Mobaan
- Flocke
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Re: "Schnelle Küche"- effektive Tips zum Wiederrunddrehen
Vielen Dank für die aufschlussreiche Ausführung.
Mit dem verdünnten Leim bringst du mich auf eine Idee! :o))
Mit dem verdünnten Leim bringst du mich auf eine Idee! :o))
- lisel
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Re: "Schnelle Küche"- effektive Tips zum Wiederrunddrehen
Hallo Jürgen,
Netter Beitrag!! Schade bestimmt mit Fotos noch anschaulicher.
Mit dem verdünnten Leim kannte ich schon (wegen der Felgen an Schwungrädern) aber der Rest war teilweise völlig neu für mich.
Nächstes Mal sind Deine Hinweise auch bei mir hoffentlich noch in der "Trickkiste" vorhanden.
Grüße aus Dresden Technik der Lisel
Netter Beitrag!! Schade bestimmt mit Fotos noch anschaulicher.
Mit dem verdünnten Leim kannte ich schon (wegen der Felgen an Schwungrädern) aber der Rest war teilweise völlig neu für mich.
Nächstes Mal sind Deine Hinweise auch bei mir hoffentlich noch in der "Trickkiste" vorhanden.

Grüße aus Dresden Technik der Lisel
Viele Grüße von Lisel 

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- Faden
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Re: "Schnelle Küche"- effektive Tips zum Wiederrunddrehen
Danke,
ich liebe diese Krimis!
Weiße Grüße aus dem Wald!
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Weiße Grüße aus dem Wald!