Einzug stotternd- verstehe Deine Spinnradbremse
Verfasst: 25.11.2014, 20:10
Hallo Ihr lieben,
ein Phänomen bearbeitete ich heute intensiv.
Bei einem Reparaturrad beim ersten Diagnosespinnen pulsierte der Einzug schwellend von null bis Einzug. Sicher eine interessante Dynamik für Effektgarn o.ä., jedenfalls aber nicht normal und schon eine Frust-Ursache.
Beim näheren Betrachten und Erfühlen stand recht schnell fest, was war:
Das Spinnmaul war aus Holz und lagerte in einer U-Ledertasche, deren einer Schenkel als Lederlappen oben drüber lag. Hierrüber spannte sich eine Fadenbremse,
die gestreckt etwa mit 178° Spannwinkel kaum Bremskraft aufbaute. Dazu trug eine recht grobe Spulentoleranz von 6,5 zu 7,5mm mit 1mm Spiel und ein Bindfadenantrieb, Leder - Schnürsenkelknechtanbindung und Schrauben-Holzloch- Kurbelzapfen einen merklichen Unruhfaktor bei.
Was sehr schön war, die handwerkliche Radbaukunst ist sehr gut ausgeführt worden, es gibt auch nach Jahrzehnten kein Würmer und alle Holzverbindungen sind exzellent fest und passig.
Da die Lager-Paarung am Spinnmaul aus Holz zu Leder bestand, verursachte der Unterschied der Reibungkoeffizienten zwischen Haftreibung* zur Gleitreibung** diesen
pulsierenden Widerstand. * = die Kraft die man braucht, um von Stand loszugleiten ( Bodenabrisskraft), ** die Kraft, die man braucht, um vom Gleiten weiterzugleiten.
Die Massnahmen:
A
Spinnflügel, Achse reinigen und auspolieren, anschließend in Spinnwelle eingespannt, mit Körnerspitze im Spinnmaul auf der Drehbank zentriert, Spinnmaul abgedreht
auf das Mass, welches die zuvorangefertigte Stahlbuchse innen hat. Buchse mit Festsitz auf Holzzapfen - Spinnmaul auftreiben.
B
Spinnwelle genau vermessen, Spulen mit 10mm Taschen ausbohren, hierhinein Buchsen mit 6,6mm Bohrung einpressen. Laufspiel nun 0,1mm. C
Nun zerlegte ich die Bremse in ihrer Altanordnung, reinigte die Ledertasche und bohrte mittig rechts und links neben der Tasche je ein 3mm Loch durch den Holzarm.
Einen sauberen Bremsfaden knotete ich an der Originalstelle wieder an, zog ihn aber nach unten- fädelte in nach oben durch, umschlang den Lederlappen der abgedeckten neuen Stahl- Spinnmaul- Armierung und tauchte von oben nun wieder nach unten durch. Hier fand der Original Wickelstift der Bremse auf dem Kopf stehend seinen
neuen Platz. Hieran nun angebunden und aufgewickelt, spannt der Bremsfaden als Schlingelement etwa 1 Drittel des Spinnmaules und erzeugte eine sehr feinfühlige
Bremswirkung, so wie im Mechanik- Lehrbuch abgehandelt, vergl. Schlingfeder, Bandbremse, Pronischer Zaum. Dazu kommt, dass die Paarung von Lagermaterialien nun aus Stahl zu Leder besteht, welche mit zu den besseren gehört.
Jedenfalls ist der Unterschied von yh (*) zu ygl (**) recht klein und somit die Wellenbildung gegen Null gesetzt. So zeigt sich, wie ein überlegtes Kontruktiondetail schon vom Materialplan aus, die Funktion beeinflussen kann.
D
Ich spendierte noch einen 4 mm PUR Riemen. Das hatte den Vorteil, dass die Riemenspannung durch seine bekannte Elastizität rel. gering sein konnte ( im Gegensatz
zum vorhandenem Bindfadentrieb). Diese geringe Riemenkraft schont nun auch die Lageraufliegekraft am Spinnmal, bzw. am anderen Wellenende.
E
So ausgeführt, noch einige Tröpfchen Spezialöl auf die Ledertaschen, so dass diese leicht aufgesaugt sind und mutig angetreten - :o) , ein Glücksmoment!
leicht und gleichmäßig stellte sich der Einzug ein, kein Spulenklappern und ein angenehm fühlbarer Tretlauf.
Ich schreibe diese Details wie hier gerne auf, damit Ihr die Zusammenhänge der Spinnmechanik versteht. Das gibt bei eigenen Störungen genügend Sicherheit und Gelassenheit.
LG von Jürgen ^..^
ein Phänomen bearbeitete ich heute intensiv.
Bei einem Reparaturrad beim ersten Diagnosespinnen pulsierte der Einzug schwellend von null bis Einzug. Sicher eine interessante Dynamik für Effektgarn o.ä., jedenfalls aber nicht normal und schon eine Frust-Ursache.
Beim näheren Betrachten und Erfühlen stand recht schnell fest, was war:
Das Spinnmaul war aus Holz und lagerte in einer U-Ledertasche, deren einer Schenkel als Lederlappen oben drüber lag. Hierrüber spannte sich eine Fadenbremse,
die gestreckt etwa mit 178° Spannwinkel kaum Bremskraft aufbaute. Dazu trug eine recht grobe Spulentoleranz von 6,5 zu 7,5mm mit 1mm Spiel und ein Bindfadenantrieb, Leder - Schnürsenkelknechtanbindung und Schrauben-Holzloch- Kurbelzapfen einen merklichen Unruhfaktor bei.
Was sehr schön war, die handwerkliche Radbaukunst ist sehr gut ausgeführt worden, es gibt auch nach Jahrzehnten kein Würmer und alle Holzverbindungen sind exzellent fest und passig.
Da die Lager-Paarung am Spinnmaul aus Holz zu Leder bestand, verursachte der Unterschied der Reibungkoeffizienten zwischen Haftreibung* zur Gleitreibung** diesen
pulsierenden Widerstand. * = die Kraft die man braucht, um von Stand loszugleiten ( Bodenabrisskraft), ** die Kraft, die man braucht, um vom Gleiten weiterzugleiten.
Die Massnahmen:
A
Spinnflügel, Achse reinigen und auspolieren, anschließend in Spinnwelle eingespannt, mit Körnerspitze im Spinnmaul auf der Drehbank zentriert, Spinnmaul abgedreht
auf das Mass, welches die zuvorangefertigte Stahlbuchse innen hat. Buchse mit Festsitz auf Holzzapfen - Spinnmaul auftreiben.
B
Spinnwelle genau vermessen, Spulen mit 10mm Taschen ausbohren, hierhinein Buchsen mit 6,6mm Bohrung einpressen. Laufspiel nun 0,1mm. C
Nun zerlegte ich die Bremse in ihrer Altanordnung, reinigte die Ledertasche und bohrte mittig rechts und links neben der Tasche je ein 3mm Loch durch den Holzarm.
Einen sauberen Bremsfaden knotete ich an der Originalstelle wieder an, zog ihn aber nach unten- fädelte in nach oben durch, umschlang den Lederlappen der abgedeckten neuen Stahl- Spinnmaul- Armierung und tauchte von oben nun wieder nach unten durch. Hier fand der Original Wickelstift der Bremse auf dem Kopf stehend seinen
neuen Platz. Hieran nun angebunden und aufgewickelt, spannt der Bremsfaden als Schlingelement etwa 1 Drittel des Spinnmaules und erzeugte eine sehr feinfühlige
Bremswirkung, so wie im Mechanik- Lehrbuch abgehandelt, vergl. Schlingfeder, Bandbremse, Pronischer Zaum. Dazu kommt, dass die Paarung von Lagermaterialien nun aus Stahl zu Leder besteht, welche mit zu den besseren gehört.
Jedenfalls ist der Unterschied von yh (*) zu ygl (**) recht klein und somit die Wellenbildung gegen Null gesetzt. So zeigt sich, wie ein überlegtes Kontruktiondetail schon vom Materialplan aus, die Funktion beeinflussen kann.
D
Ich spendierte noch einen 4 mm PUR Riemen. Das hatte den Vorteil, dass die Riemenspannung durch seine bekannte Elastizität rel. gering sein konnte ( im Gegensatz
zum vorhandenem Bindfadentrieb). Diese geringe Riemenkraft schont nun auch die Lageraufliegekraft am Spinnmal, bzw. am anderen Wellenende.
E
So ausgeführt, noch einige Tröpfchen Spezialöl auf die Ledertaschen, so dass diese leicht aufgesaugt sind und mutig angetreten - :o) , ein Glücksmoment!
leicht und gleichmäßig stellte sich der Einzug ein, kein Spulenklappern und ein angenehm fühlbarer Tretlauf.
Ich schreibe diese Details wie hier gerne auf, damit Ihr die Zusammenhänge der Spinnmechanik versteht. Das gibt bei eigenen Störungen genügend Sicherheit und Gelassenheit.
LG von Jürgen ^..^