Bea / Medík
Verfasst: 05.02.2014, 13:04
Vor rund 5 Jahren, als es klar wurde, dass meine Frau definitiv das Spinnen für sich entdeckt hatte, lebten wir noch in einem spinnradlosen Haushalt. Doch das sollte sich bald ändern.
Die Konsequenz der Spinnradpreise und der Überlegungen, wie ich ihr möglichst schnell helfen kann, war eine Suchaktion bei ebay. Diese wurde von zwei mehr als preiswerten Erfolgen gekrönt: Ein Delft (oder irgendein Klon davon), bis auf den Flügel komplett, sogar mit 4 Spulen. Und ein Torso von einem Willi-Klon, hier war nur das Grundgerüst mit dem Schwungrad und dem Tritt dabei. Die Idee war, dass sich diese beiden bauartverwandten Spinnräder (beide mit Flügelbremse) die Spulen teilen werden, durch die unterschiedlichen Schwungraddurchmesser (450 bzw. 500mm) sollte der Bereich der erzielbaren Übersetzungen erweitert werden.
Das Delft (siehe Fotos oben, später auf den Namen „Bea“ getauft) habe ich komplett zerlegt, neue Schwungradwelle gedreht und Kugellager eingebaut. Die Welle wurde nach vorn verlängert, damit hier bei Bedarf eine (selbstgebaute) Haspel aufgeschraubt werden kann. Dadurch sollte bei abgenommener Antriebsschnur möglich sein, direkt auf dem Spinnrad die Spule abzuhaspeln, vorzugsweise per Fußantrieb. Dafür musste auch eine für das Spinnen abzunehmende Spulenbremse vorgesehen werden. Die Spulen bekamen auf jeder Seite je eine zusätzliche Rille eingestochen, um die Möglichkeiten in Richtung „schnell“ zu erweitern. Zwei von den Abmessungen her fast identische Spinnflügel habe ich aus Holz (wegen der geringeren Massenträgheit ausnahmsweise aus Weichholz), Edelstahl und Kunststoff (Delrin) gebaut.
In dem Schwungrad vom Willi-Torso (mittlerweile trägt dieses Rad den Namen „Medík“) waren bereits zwei Kugellager eingebaut, allerdings waren sie nicht besonders leichtgängig und wurden durch neue der Bauart ZZ (mit nichtschleifenden Metalldichtscheiben) ersetzt. Beim Betrachten forderte mich dieses Rad förmlich dazu auf, einen Doppeltritt einzubauen. Also wurde aus einem Reststück Bodendiele aus Eiche sowohl der Tritt als auch die zwei Knechte ausgesägt, und aus zwei Gewindebolzen und einem Stück Edelstahl-Flachprofil die Kurbel angefertigt. Als Lagerung für die Kurbelzapfen habe ich in die Knechte Pendelkugellager eingepresst. Diese Art Lagerung muss sein (wenn man fachmännisch korrekt arbeiten möchte), weil die Knechte beim Treten nicht nur links-rechts, sondern auch vor-zurück ausschwenken. Die Befestigung der Knechte an den Tritten aus dickem Leder muss diese doppelte Schwenkbewegung ebenfalls erlauben. Auf dem Foto kann man sehen, dass während der Lederstreifen vom rechten Tritt fast senkrecht steht, ist der vom linken Tritt deutlich nach hinten gebogen. Obwohl Pendelkugellager bauartbedingt offene Lager sind, gab es über Jahre hinweg nie ein Problem mit deren Verschmutzung (dies war ursprünglich meine große Sorge). Durch das Vermessen des Spinnrads musste ich feststellen, dass die Spinnachse nicht exakt rechtwinklig zu der Schwungradebene steht. Um es auszugleichen, wurde eine exzentrische Lagerschale aus Delrin gefertigt. Die Materialwahl war allerdings ein Irrtum, denn das bereits fertige Einzugsrohr ebenfalls aus Delrin war. Diese Materialpaarung war nicht reibungsgünstig und bereits nach kurzer Laufzeit war ein Abrieb zu sehen. Daher klebte ich ein Stück dünnes Leder in die Lagerschale hinein, und das Laufverhalten verbesserte sich schlagartig.
Zum damaligen Zeitpunkt (und auch heute immer noch) habe ich mir viel Inspiration als anonymer Mitleser in diesem Forum geholt, dafür an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.
Wird fortgesetzt.
Gruß
Borek
P.S. Die Fotos vom "Medík" zeigen nicht den ursprünglichen Flügel, sondern den aktuell weiter verbesserten Zustand.
Die Konsequenz der Spinnradpreise und der Überlegungen, wie ich ihr möglichst schnell helfen kann, war eine Suchaktion bei ebay. Diese wurde von zwei mehr als preiswerten Erfolgen gekrönt: Ein Delft (oder irgendein Klon davon), bis auf den Flügel komplett, sogar mit 4 Spulen. Und ein Torso von einem Willi-Klon, hier war nur das Grundgerüst mit dem Schwungrad und dem Tritt dabei. Die Idee war, dass sich diese beiden bauartverwandten Spinnräder (beide mit Flügelbremse) die Spulen teilen werden, durch die unterschiedlichen Schwungraddurchmesser (450 bzw. 500mm) sollte der Bereich der erzielbaren Übersetzungen erweitert werden.
Das Delft (siehe Fotos oben, später auf den Namen „Bea“ getauft) habe ich komplett zerlegt, neue Schwungradwelle gedreht und Kugellager eingebaut. Die Welle wurde nach vorn verlängert, damit hier bei Bedarf eine (selbstgebaute) Haspel aufgeschraubt werden kann. Dadurch sollte bei abgenommener Antriebsschnur möglich sein, direkt auf dem Spinnrad die Spule abzuhaspeln, vorzugsweise per Fußantrieb. Dafür musste auch eine für das Spinnen abzunehmende Spulenbremse vorgesehen werden. Die Spulen bekamen auf jeder Seite je eine zusätzliche Rille eingestochen, um die Möglichkeiten in Richtung „schnell“ zu erweitern. Zwei von den Abmessungen her fast identische Spinnflügel habe ich aus Holz (wegen der geringeren Massenträgheit ausnahmsweise aus Weichholz), Edelstahl und Kunststoff (Delrin) gebaut.
In dem Schwungrad vom Willi-Torso (mittlerweile trägt dieses Rad den Namen „Medík“) waren bereits zwei Kugellager eingebaut, allerdings waren sie nicht besonders leichtgängig und wurden durch neue der Bauart ZZ (mit nichtschleifenden Metalldichtscheiben) ersetzt. Beim Betrachten forderte mich dieses Rad förmlich dazu auf, einen Doppeltritt einzubauen. Also wurde aus einem Reststück Bodendiele aus Eiche sowohl der Tritt als auch die zwei Knechte ausgesägt, und aus zwei Gewindebolzen und einem Stück Edelstahl-Flachprofil die Kurbel angefertigt. Als Lagerung für die Kurbelzapfen habe ich in die Knechte Pendelkugellager eingepresst. Diese Art Lagerung muss sein (wenn man fachmännisch korrekt arbeiten möchte), weil die Knechte beim Treten nicht nur links-rechts, sondern auch vor-zurück ausschwenken. Die Befestigung der Knechte an den Tritten aus dickem Leder muss diese doppelte Schwenkbewegung ebenfalls erlauben. Auf dem Foto kann man sehen, dass während der Lederstreifen vom rechten Tritt fast senkrecht steht, ist der vom linken Tritt deutlich nach hinten gebogen. Obwohl Pendelkugellager bauartbedingt offene Lager sind, gab es über Jahre hinweg nie ein Problem mit deren Verschmutzung (dies war ursprünglich meine große Sorge). Durch das Vermessen des Spinnrads musste ich feststellen, dass die Spinnachse nicht exakt rechtwinklig zu der Schwungradebene steht. Um es auszugleichen, wurde eine exzentrische Lagerschale aus Delrin gefertigt. Die Materialwahl war allerdings ein Irrtum, denn das bereits fertige Einzugsrohr ebenfalls aus Delrin war. Diese Materialpaarung war nicht reibungsgünstig und bereits nach kurzer Laufzeit war ein Abrieb zu sehen. Daher klebte ich ein Stück dünnes Leder in die Lagerschale hinein, und das Laufverhalten verbesserte sich schlagartig.
Zum damaligen Zeitpunkt (und auch heute immer noch) habe ich mir viel Inspiration als anonymer Mitleser in diesem Forum geholt, dafür an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.
Wird fortgesetzt.
Gruß
Borek
P.S. Die Fotos vom "Medík" zeigen nicht den ursprünglichen Flügel, sondern den aktuell weiter verbesserten Zustand.