Altes Metall-Spinnrad Alu und Stahl

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Altes Metall-Spinnrad Alu und Stahl

Beitrag von Beyenburgerin » 24.11.2012, 20:23

Hier mal ein eigener Thread zu diesem außergewöhnlichen Spinnrad.
Es ist das gleiche Modell wir hier auf dem zweiten und vierten Foto http://woll-as.blogspot.de/2011/03/meta ... aspel.html , welches sich in einem Museum im Baltikum befindet. Meiens habe ich über Ebay gekauft, es stammt aus der Nordheide. Die Oma des Verkäufers stammt aus Ostpreussen. Ob das Spinnrad ihr gehörte, weiß er nicht. Ich dachte zunächst an ein in der DDR produziertes Spinnrad aus den 50igern oder 60igern. Da es aber offene Kugellager auch schon in den 30igern gab, könnte es älter sein. spinnkopf, Spinnflügelarme, Wirtel und Spulen sind aus Aluminium. Der senkrechte Holm und die Beine aus Stahl. Das Trittbrett ist aus Holz.

Hier sind zunächst ein paar Fotos vor Beginn der Restaurierung

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Der Knecht ist endet am unteren Ende in einer Kugel und wird in einer Art Blattfeder eingeklemmt.

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LG Brigitte
Zuletzt geändert von Beyenburgerin am 24.11.2012, 21:38, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Metall-Spinnrad Alu und Stahl

Beitrag von Beyenburgerin » 24.11.2012, 20:26

Nach Beginn der Restaurierung.
Das Spinnrad war kaum zu bewegen, wie festgefressen. Stahlteile waren stark angerostet. Göga hat die offenen Kugellager mit Kaltreiniger gereinigt und neu gefettet. Die Metallteile wurden mit einen Drahbürstenaufsatz auf der Bohrmaschine gereinigt. Zum Vorschein kam eine schwarze Lackierung auf dem Stahl. Abschließende Schleifarbeiten auf Stahl und Holz sind aber typische Draußenarbeiten, die müssen warten, bis es im Frühjahr wärmer wird.

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Messinghülse um das Einzugsloch herum, Kardangelenk, um den Spinnkopf zu schwenken und die Spulen zu wechseln.

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schwenken kann man den Spinnflügel, wenn man den Stift hinter dem Spinnflügel erst nach oben und dann nach hinten zieht. Dann wird das hintere Ende der Spinnflügelachse freigegeben.

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Das Spinnrad ist relativ leicht. Es wiegt nur ca. 4 kg!!!! Man kann es relativ leicht zerlegen, so dass es auch als Reiserad taugen würde.
Es läuft traumhaft leicht und nahezu geräuschlos. Meine Spinnschwestern, die es heute beim Spinntreffen getestet haben, werden sicherlich berichten.
Warum wir so ein tolles Spinnrad nicht mehr gebaut? :eek: Wir haben schon gerätselt, wie man so ein Spinnrad nachbauen könnte. Aber einfach wird das wohl nicht.

LG Brigitte
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Re: Metall-Spinnrad Alu und Stahl

Beitrag von Claudi » 24.11.2012, 21:01

Brigitte hat Recht, es ist eine echt schöne Rarität.
Dazu läuft es nach der dreiviertel Instandsetzung (Feinschliff und Polierarbeiten fehlen noch) sowas von rund, leicht und sanft. Das hätte ich einem Rad aus Metall wirklich nicht zugetraut.

Etwas herumgerätselt haben wir, ob die einzelnen Elemente speziell für das Rad gegossen wurden, oder ob man Gußstücke zweckentfremdet hat, die eigentlich für andere Verwendungszwecke gedacht waren.

Mir haben es die neckischen Spulen mit den Lochkreisen besonders angetan.
Ganz
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Grüßis die Claudi

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Re: Altes Metall-Spinnrad Alu und Stahl

Beitrag von Ines » 24.11.2012, 22:57

Hallo,
ich hatte heute auch Gelegenheit, auf diesem Metallspinnrad zu spinnen. In der Tat läuft es sehr leicht und nahezu geräuschlos. Für mich war das erstaunlich, weil ich ohne jede Ahnung von Metallrädern irgendwie erwartet hatte, dass es etwas schwergäng läuft und vielleicht quietscht. Ein tolles Ding und schön leicht dazu.
Bin mal gespannt, wie es sich nach der besagten "Draußenaktion" im Frühjahr wohl entwickelt. Ich find es sieht jetzt schon recht gut aus.
Wünsch Euch was.
LG
Inés
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Re: Altes Metall-Spinnrad Alu und Stahl

Beitrag von Beyenburgerin » 25.11.2012, 12:43

In diesem Thread http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 88#p407788 steht jetzt etwas mehr Hintergrund zum Spinnrad. "B" steht für Breco Reichspatent. Es ist also tatsächlich aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg. Anjelaschaf64 würde es sogar in den 20igern ansiedeln.

Wenn Spinnräder nach fast 100 Jahren noch so traumhaft laufen, dann muss man die wieder bauen. Ob das Patentamt in München weiß, was mit dem Patent passiert ist? Und wer das Patent geerbt hat?

B für Breco. Und man sieht die Macken im Guss, was auf Guss in Formsand hinweist. Bei Spritzguss gäbe es diese Macken nicht. Aber in den 1920igern gab es wohl noch keinen Spritzguss.

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Das ultimative Reiserad. In wenigen Sekunden auf 60 x 40 x 15 cm zusammengelegt und nur 4 kg schwer.

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LG Brigitte
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Re: Altes Metall-Spinnrad Alu und Stahl

Beitrag von Sephrenia » 25.11.2012, 16:43

Das Rad sieht ja wieder Spitze aus, wie gut, dass du so einen talentierten Mann hast!

Ich habe ein fast identisches Rad (nur die Spulen scheinen anders auszusehen) vor 2 Jahren auf einem Spinntreffen fotografiert, die Besitzerin datierte es in die 30er Jahre:

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LG Kiki

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Re: Altes Metall-Spinnrad Alu und Stahl

Beitrag von pantoffelschnecke » 27.11.2012, 19:03

Brigittes Rad ist wirklich eine Wucht, sowohl optisch (und das, obwohl es noch gar nicht ganz fertig ist) als auch vom Spinnen her. Es ist total leichtläufig und seeehr fein einzustellen, wir haben alle gestaunt beim Ausprobieren. Der Faden wird von ganz alleine extrem dünn. Ich finde die Optik des Rades einfach klasse, mir gefallen die klaren Linien und eben die Funktionalität. Sollte man wirklich wieder auflegen, zu einem realistischen Preis würde das sicherlich eine gute Alternative sein. Und mal ehrlich, diese Plastikrohr-Spinnräder aus Amerika sind ja ähnlich schlicht und funktional, aber wenn ich die Wahl hätte, dann wäre es bei mir definitiv so ein Metallrädchen.
Alles Liebe von Anna

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Re: Altes Metall-Spinnrad Alu und Stahl

Beitrag von Anjelaschaf64 » 29.11.2012, 23:37

Hallo zusammen, ich habe heute beim Patentamt in München angefragt wie das mit so alten Patenten ist. Hier mein text:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich wende mich an Sie in einer vielleicht außergewöhnlichen Sache und hoffe, dass Sie uns helfen können.

Wir beschäftigen uns seit vielen Jahren mit dem Handspinnen auf alten, historischen und modernen Spinnrädern. Einige von uns besitzen alte Spinnräder der Firma Breco-Spinner. Wir nehmen mal an, dass diese Spinnräder aus den 20ziger oder 30ziger Jahren stammen. Genau wissen wir das nicht.
An einem Spinnrad ist eine Reichpatentnummer auf einem kleinen Metallschildchen.
Und ein Spinnrad dieses Herstellers ist zum zusammenklappen. Es ist so genial konstruiert, das wir das Spinnrad gerne nachbauen würden. Ist es möglich über die uns bekannte Reichspatent Nummer, die Konstruktionspläne des zusammenklappbaren Spinnrades zu finden?
Dürften wir diese Pläne benutzen? Bitte klären Sie uns auf, wie es funktioniert, damit wir dieses Herrliche Spinnrad nachbauen dürfen und was es kosten würde.

Vielen Dank für ihre Informationen.


I.A. Anjelaschaf64


Mit freundlichen Grüßen

Anjelaschaf64


jetzt bin ich sehr gespannt auf deren Antwort.
Zuletzt geändert von Claudi am 30.11.2012, 08:42, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Den Klarnamen aus dem Posting durch den Forennick ersetzt. GLG die Claudi
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