Moswolt-Tuning

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Marvin
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Re: Moswolt-Tuning

Beitrag von Marvin » 17.01.2021, 11:06

Hallo Borek,
auf Wunsch von Jedrik schreibt jetzt der Mechaniker selbst.
borekd hat geschrieben:
31.12.2020, 13:25
Wie groß sind denn die Spulen?
Formatfüllend :) Es bleibt nur wenig Platz zum "Rangieren", überall gibt es Kollisionen, und die Verfahrwege reichen einfach nicht aus. Zudem sollten Kugellager eingebaut werden, ein Drehen zwischen Spitzen schied also auch aus.
Die kugelgelagerten Spulen laufen recht ruhig, bei "höheren" Drehzahlen (für eine Radfahrerin auch mit dem Moswolt möglich) macht sich auch eine kleine Unwucht bemerkbar, was wohl bei volleren Spulen kaum vermeidbar ist. Auch ist der Flügel mit seinem Schiebehaken noch nicht perfekt ausgewuchtet, nur provisorisch auf zwei Stäbe aufgelegt und im leichteren Holm eine auf das richtige Gewicht gekürzte Fahrradspeiche untergebracht.

Danke für das Angebot für die Spulenkonstruktion! Hier kommt aber auch ein (antikes) Konstruktionsprogramm zum Einsatz, siehe unten. Ist immer gut, wenn man das verfügbare Material sichten und gleich damit konstruieren kann.

Zum Knecht:
Nachdem das untere Lager erstmal ruhiggestellt ist, hört man jetzt wieder das obere Lager klappern, Zeit für eine richtige Lösung. Ein Pendelkugellager 6-19-6mm sollte hinein, nur dürfte die Belastung durch eine 19mm Bohrung im 11,5x28mm-Profil des Knechts zu hoch sein. Also mußte das Lager seitlich angebracht werden, und zwischen Knecht und Schwungrad war ja noch Platz dafür. Die Konstruktion wurde beim Louët abgekupfert und eine Lagerschale aus POM mit Schnappverschluß gedreht, die in die vorhandene 10mm-Bohrung geschraubt wird. Als Gegenstück mußte eine M8-Schraube herhalten, die das Kugellager hält und in die ins Schwungrad eingelassene Gewindemuffe paßt.
Lager_Knecht_oben.png
DSCF8413.jpg
DSCF8414.jpg
Dann gab es noch eine wacklige Schwungradlagerung, eins der Kugellager (6000) war locker im Holm. Es gab im Originalzustand keine Möglichkeit, die Lagerung zu kontern und das Gewackel zu verringern, darum mußte eine neue Achse mit Distanzbuchsen und fest angebrachter Anschlagmutter her. Das Lager ist jetzt mit Zweikomponentenkleber eingeklebt.
DSCF8412.jpg
borekd hat geschrieben:
31.12.2020, 13:25
Wir hatten bei uns zu Hause vor Jahren zuerst einen 4mm Riemen im Einsatz, dann 3mm, um letztlich bei dem 2mm zu landen. Letzterer lieferte um einige 100% bessere Eigenschaften gegenüber seinen Vorgängern.
Der 3mm-Riemen hat in den breiten Rillen gezischt, weil er vom Versand leichte Knicke hatte und in den Rillen hin und her wanderte. Nun sind wir wieder beim 2mm-Riemen, der wird durch die Riemenspannung gerader gehalten und läuft leise.
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Re: Moswolt-Tuning

Beitrag von lisel » 17.01.2021, 13:21

Hallo Marvin,

der Umbau der Knecht- und der Schwungradlagerung hat mit sehr gefallen.
Sehr solide und gut handwerklich ausgeführt.
Das fällt erst richtig auf wenn man sich Fotos eines Moswolt Spinnrades im Originalzustand anschaut.
Sehr schöner Umbau auch am Flügel.

Ich ziehe da mal den Hut *chapeau*

LG aus Dresden
Technik der Lisel
Viele Grüße von Lisel :wink:

Marvin
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Re: Moswolt-Tuning

Beitrag von Marvin » 17.01.2021, 13:40

Hallo Liseltechniker,

herzlichen Dank für die Blumen! Deine Restaurierung des Rotterdam habe ich auch sehr interessiert verfolgt und habe gestaunt, was Du aus dem herunterwirtschafteten Teil gemacht hast. Ich hatte da schon überlegt, ob für die Schwungradlagerung nicht eine zweite Buchse anstelle der zwei schmalen Kontermuttern sinnvoll gewesen wäre, wollte das aber erst am Moswolt probieren. Und nun ist das Wernekinck ja fertig.

Viele Grüße

Marvin

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Re: Moswolt-Tuning

Beitrag von borekd » 17.01.2021, 21:32

Hallo Marvin,
Marvin hat geschrieben:
17.01.2021, 11:06
...
borekd hat geschrieben:
31.12.2020, 13:25
Wie groß sind denn die Spulen?
Formatfüllend :) Es bleibt nur wenig Platz zum "Rangieren", überall gibt es Kollisionen, und die Verfahrwege reichen einfach nicht aus. Zudem sollten Kugellager eingebaut werden, ein Drehen zwischen Spitzen schied also auch aus. ...
Was hältst Du davon, sich zwei Kugellager-Dummys z.B. aus Messing zu drehen, und diese mit einer Zentrierbohrung und einem in ihr eingelassenem Gewinde (zum späteren Herausziehen) zu versehen? Diese Stöpsel könnte man dann in die zuvor vorbereiteten Kugellager-Außensitze einpressen und so zwischen den Spitzen bearbeiten. Man müsste nur berücksichtigen, dass der Halt gegen das Verdrehen bei einer solchen Einspannung nicht besonders groß ist, und entsprechend kleine Späne abtragen. Oder aber müssten sie (ähnlich wie bei den Drechselspitzen) Dorne zum Einpressen in das Holz haben.
Marvin hat geschrieben:
17.01.2021, 11:06
... Die kugelgelagerten Spulen laufen recht ruhig, bei "höheren" Drehzahlen (für eine Radfahrerin auch mit dem Moswolt möglich) macht sich auch eine kleine Unwucht bemerkbar, was wohl bei volleren Spulen kaum vermeidbar ist. ...
Kugelgelagerte Spulen habe ich auch schon gemacht, und habe mich wieder davon abgewandt. Die Wartungsfreiheit (so gelagerte Spulen muss man nicht vor jedem Einsatz schmieren) ist in meinen Augen der einzige Vorteil, ansonsten haben Kugellager bei den Spulen nur Nachteile. Den Sitz für ein Gleilager kann man auf das Endmaß mit einem Fräser im Reitstock bohren, messen, und den Außendurchmesser des Gleitlagers passend mit 1-2 Hundertstel Übermaß drehen. Solche Lager braucht man nicht einmal einzukleben, man presst sie lediglich bis zum Anschlag ein. Dabei ist das Nennmaß vollkommen gleichgültig, denn das Eine wird zum Anderen passend hergestellt.
Auch die Vibrationen sind bei kugelgelagerten Spulen häufig vorprogrammiert, weil der Sitz des Innenrings auf der Spindel kein Echter ist, sonst würde man sich Schwierigkeiten beim Spulenwechsel einhandeln. So kommt es zu einem unsicheren Zustand: Man kann nicht genau sagen, ob die Drehbewegung im Lager (das wäre wünschenswert) oder zwischen dem Innenring und der Spindel stattfindet.
Marvin hat geschrieben:
17.01.2021, 11:06
... Danke für das Angebot für die Spulenkonstruktion! Hier kommt aber auch ein (antikes) Konstruktionsprogramm zum Einsatz, siehe unten. Ist immer gut, wenn man das verfügbare Material sichten und gleich damit konstruieren kann. ...
Sollte es doch nicht mit der Herstellung der großen Spulen klappen, kannst Du mir (wenn Du es möchtest) per PN oder Mail eine Zeichnung senden. Ich kann ACAD2000 dwg oder 2000-er dxf öffnen, bitte vor einer eventueller Konvertierung bereinigen. Meine Drehe ist etwas größer als Deine, vielleicht könnte ich Dir helfen. Sollte es so mit dem Anhang nicht klappen, können wir auch Mailadressen tauschen, per PN.
Marvin hat geschrieben:
17.01.2021, 11:06
... Zum Knecht: ...
Eine saubere und fachmännische Arbeit, Hut ab!
Marvin hat geschrieben:
17.01.2021, 11:06
... Der 3mm-Riemen hat in den breiten Rillen gezischt, weil er vom Versand leichte Knicke hatte und in den Rillen hin und her wanderte. Nun sind wir wieder beim 2mm-Riemen, der wird durch die Riemenspannung gerader gehalten und läuft leise. ...
Ich meinte das eher so, dass man versuchen könnte (sollte) die Rillen zu überdrehen, um ihnen einen günstigeren trapezförmigen Profil zu geben. Dabei sind die Spulen- und/oder Wirtelrillen gemeint, das Schwungrad kann man so lassen wie es ist. Durch das richtige Rillenprofil wird dort die Antriebsschnur quasi eingeklemmt (= die Reibung wird durch die Form der Rille erhöht), und man kann das Rad mit deutlich weniger Vorspannung in der Antriebsschnur und somit leichtgängiger betreiben. Ihr müsstet nur herausfinden, ob es Jedrik besser passt, wenn der Antrieb "weicher" ist (=mehr Dämpfung in der Antriebsschnur, wenig Vorspannung) oder "giftiger" (=wenig Dämpfung, mehr Vorspannung, direkter). Das lässt sich dann mit kleinen Korrekturen in der Länge der Antriebsschnur verwirklichen, oder (besser) mit der Einstellung einer Spannvorrichtung, falls vorhanden.

Gruß
Borek

Marvin
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Re: Moswolt-Tuning

Beitrag von Marvin » 17.01.2021, 22:35

Hallo Borek,
im Moment ist das mit den überarbeiteten Spulen soweit ok, die letzte von den vieren ist gerade zerlegt für den Umbau. Die komplette Neukonstruktion lasse ich noch etwas im Kopf rotieren, dann stelle ich mal eine Skizze zur Diskussion, bevor ich anfange. Das dauert noch, der Leidensdruck ist gering.
borekd hat geschrieben:
17.01.2021, 21:32
Sollte es doch nicht mit der Herstellung der großen Spulen klappen, kannst Du mir (wenn Du es möchtest) per PN oder Mail eine Zeichnung senden. Ich kann ACAD2000 dwg oder 2000-er dxf öffnen, bitte vor einer eventueller Konvertierung bereinigen. Meine Drehe ist etwas größer als Deine, vielleicht könnte ich Dir helfen. Sollte es so mit dem Anhang nicht klappen, können wir auch Mailadressen tauschen, per PN.
Besten Dank für das Angebot! Es muß aber prinzipiell auf der kleinen Maschine möglich sein, rundlaufende Einzelteile genau genug herzustellen, dass sie auch als montierte Spule noch rund laufen.
Für die Kugellager habe ich 608er (8x22mm) verwendet und einklippbare Buchsen aus PTFE für die 6mm Spindel hergestellt. Genau wegen der Überlegung, dass die Innenringe unbestimmbar teils als Gleitlager unterwegs sind, haben die Kunststoffclips einen engen Schiebesitz, womit auch das Hin- und Herklappern der Spulen unterbunden wird. Außerdem ist so, ähnlich den Gleitlagerbuchsen, die Abstandsbuchse gleich mit dabei, so dass die Spule nicht an den Flügel stößt.
Mein CAD-Progrämmchen gibt leider nur ein hauseigenes Format aus, für das das Internet keinen Konvertierer kennt. Aber PDF oder Bildschirmfoto geht. Mit anderen Programmen komme ich nicht klar, habe ich versucht.
borekd hat geschrieben:
17.01.2021, 21:32
Marvin hat geschrieben:
17.01.2021, 11:06
... Zum Knecht: ...
Eine saubere und fachmännische Arbeit, Hut ab!
Vielen Dank! Hat sich allerdings etwas in die Länge gezogen, bis die Passung im POM gepaßt hat, von den Vorüberlegungen ganz zu schweigen. Und ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass es beim ersten Anlauf brauchbar geworden ist. Normalerweise ist der erste Versuch bei etwas Neuem für die Tonne.
borekd hat geschrieben:
17.01.2021, 21:32
...Ich meinte das eher so, dass man versuchen könnte (sollte) die Rillen zu überdrehen, um ihnen einen günstigeren trapezförmigen Profil zu geben....
Deinen Beitrag zu den Wirtelrillen habe ich gelesen, und davon wird bei einer Neukonstruktion auch sicher was einfließen. Für's Erste habe ich mich auf den Rundlauf der Rillen und der Außenkontur beschränkt, nur bei einer Spule habe ich die schnellste Übersetzung von 7 auf 7,7:1 geändert.
Jetzt schauen wir erstmal, wie sich der Umbau der Schwungradlagerung und des Knechts bewährt, und dann ist irgendwann die Trittlagerung am Gestell fällig. Da sind beiderseits untermaßige Holzschrauben durch Stahlhalter durchgesteckt, mit reichlich Spiel und wenig Luft zum Nachbessern. Das quietscht immer mal und möchte mit Öl versorgt und nachgezogen werden.

Viele Grüße,
Marvin

Marvin
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Re: Moswolt-Tuning

Beitrag von Marvin » 18.01.2021, 14:05

Hier noch die Maßskizze zur Schwungradlagerung:
Schwungradlagerung_alt-neu.png
Oben die alte Achse aus einer beidseitig abgesägten langen M10-Schraube, unten der Neubau aus 10mm Rundstab mit einer ausgedrehten M10-Mutter, mit einem 4mm-Stift gesichert. Das M8-Gewinde links kam nur zustande, weil ich den M10-Gewindeschneider nicht finden konnte.
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borekd
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Re: Moswolt-Tuning

Beitrag von borekd » 18.01.2021, 16:15

Hallo Marvin,
Marvin hat geschrieben:
17.01.2021, 22:35
... Es muß aber prinzipiell auf der kleinen Maschine möglich sein, rundlaufende Einzelteile genau genug herzustellen, dass sie auch als montierte Spule noch rund laufen. ...
Prinzipiell sicher ja, in der Praxis hat das zumindest bei mir noch nie so richtig geklappt. Aber auf der anderen Seite reden wir hier nicht von einer Herstellung von z.B. Spannzangen, sondern von einer Spinnradspule. Für letztere müsste die erreichbare Genauigkeit ausreichend sein.

Die Lösung mit den Zwischenbuchsen unter den Kugellagern muss ich mir merken, das klingt sehr gut.
Marvin hat geschrieben:
17.01.2021, 22:35
... Mein CAD-Progrämmchen gibt leider nur ein hauseigenes Format aus, für das das Internet keinen Konvertierer kennt. Aber PDF oder Bildschirmfoto geht. ...
Da habe ich mich wohl wieder einmal nicht korrekt ausgedrückt. Ich meinte nicht das Konvertieren einer bestehenden Datei im hauseigenen Sonderformat, sondern das Speichern in einem der o.a. Formate. Dxf ist in der CAD-Welt eine Art vom Universalformat, ähnlich wie das txt-Format bei den Textverarbeitungen.

Aber auch pdf oder Screenshot sind für das anschauen oder für die Fertigung durchaus brauchbar, nur das Editieren geht natürlich nicht.

Deine Schwungradlagerung sieht der von unserem Willy/Medík sehr ähnlich aus, nur ist bei uns statt des Kragens D=36/L=12 ein simpler Stellring und das ganze ist eine Nummer wuchtiger (D12/M12 statt D10/M10/M8). Der einzige prinzipielle Unterschied besteht darin, dass bei uns der Stellring den axialen Festpunkt bildet, die Lagerung wird von hinten mit einer Stoppmutter angezogen, und das Schwungrad von vorn, ebenfalls mit einer Stoppmutter.

Gruß
Borek

Marvin
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Re: Moswolt-Tuning

Beitrag von Marvin » 18.01.2021, 22:30

borekd hat geschrieben:
18.01.2021, 16:15
Da habe ich mich wohl wieder einmal nicht korrekt ausgedrückt. Ich meinte nicht das Konvertieren einer bestehenden Datei im hauseigenen Sonderformat, sondern das Speichern in einem der o.a. Formate.
Das habe ich wohl schonrichtig verstanden. Das hiesige Programm ist ein Malz&Kassner CAD4.7 aus dem letzten Jahrtausend, und das kann weder DXF lesen/öffnen noch meine Zeichnungen so abspeichern. Zum Speichern gibt es nur die Auswahl ".mkd" oder WMF. Also behelfe ich mir mit Bildschirmfotos oder "drucke" eine PDF-Datei. Wenn ich eine DXF-Datei anschauen will, kann ich das ja mit diversen teils kostenlosen Programmen tun. Nur zum Editieren müßte ich mich dann erst einarbeiten, und da bin ich bei keinem Programm bisher weit gekommen.

Grüße,
Marvin

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