Wie löse ich die Spinnkopfachse bei altem zweifädigen Rad?

Damit alle Handarbeitsgeräte richtig funktionieren ...

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Wie löse ich die Spinnkopfachse bei altem zweifädigen Rad?

Beitrag von Hummelbrummel » 01.10.2011, 13:56

Hallo Zusammen,

vorhin kam der Postebote und brachte ein großes Paket.
Inhalt: Eine ziemlich verdreckte kleine Ziege in Einzelteilen.
Das, was da aus der Luftpolsterfolie kam, lässt mich allerdings hoffen, ein spinnbares Rädchen draus zusammensetzen zu können.
Leider habe ich keinerlei Erfahrung mit einem zweifädigen Rad.

Die Metallachse, auf der Spinnflügel und Spule sitzen, läuft vorne und hinten durch so Lederlaschen.
Zum Reinigen und auch später mal zum Spulenwechseln müsste man das doch irgendwie rausnehmen können, oder? Muss ich die Lederlaschen aus dem Holz ziehen? Die eine ist mit einem Bindfaden umwickelt am Holzteil festgebunden. (Sieht wüst aus.)

Ich zeige Euch nachher Fotos, wäre aber auch schon vorab für einen kleinen Tipp dankbar.

Meint Ihr, Ballistol ist als Lederpflege brauchbar? (Steht jedenfalls drauf, dass man es dafür nehmen kann.)

Es ist übrigens dieses Rad: http://www.ebay.de/itm/270820303393?ssP ... 500wt_1256

Viele Grüße, Hummelbrummel

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Re: Wie löse ich die Spinnkopfachse bei altem zweifädigen Rad?

Beitrag von SaLue » 01.10.2011, 14:32

Huhu Hummelbrummel,

ja ... Balistol kannst Du fürs Leder nehmen ... habe ich auch gerade gemacht bei meinem Mäxchen :gut: Klappt prima ...

Fotos wären sehr hilfreich ... bei meinem Mäxchen drehe ich die Halterung ein kleines bissel, dann kann ich den Flügel ohne Probleme entnehmen ...

Dein Zicklein ist total süß ... die hätte mir auch gefallen :)) Viel Spaß damit :wink:

Grüßles
SaLü
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Re: Wie löse ich die Spinnkopfachse bei altem zweifädigen Rad?

Beitrag von Dirgis » 01.10.2011, 14:35

Hi,
nicht die Lederlaschen rausziehen! Dürfte auch nicht so ohne weiteres gehen - es sei denn, Du möchtest sie austauschen.
Bei den meisten älteren Ziegen, die ich kenne, kann man den Holm, an dem sich die Lederlasche befindet, etwas drehen und dann den Spinnflügel einfach abnehmen.

Ups, sehe gerade, Salue war schneller!
Liebe Grüße
von Dirgis

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Re: Wie löse ich die Spinnkopfachse bei altem zweifädigen Rad?

Beitrag von Hummelbrummel » 01.10.2011, 16:33

Hallo und Danke für Eure Antworten.

Leider hab ich jetzt schon alles vermurkst :( .
Andererseits waren diese Lederteile schon ziemlich morsch und von der Art und Weise, wie sie angebracht waren, kann ich mir auch nicht vorstellen, wie man sie hätte drehen können, um die Achse zu entnehmen.

So wird nun meine nächste Frage lauten: Wie bastle ich mir neue Lederlaschen? Mehrere Lagen Leder dick aufeinanderkleben?
Mit welchem Kleber? Oh, weh, das muss dann ja auch genau ins Spinnrad passen.

So, zuerst mal ein paar Bilder.

Hier liegen alle Teile auf dem Terrassentisch und warten darauf, geputzt zu werden.
Nette Überraschung: es waren 2 zusätzliche Spulen dabei. (Allerdings läuft nur eine leicht auf der Achse. Eine scheint innerlich verschlonzt zu sein und bei der anderen fehlt am einen Ende eine Buchse oder wie auch immer das Ding heißen mag, jedenfalls ist die Öffnung da zu groß und bei allen anderen Öffnungen ist eine Art Futter in der Bohrung, anscheinend auch aus Leder.)
Der Antriebsriemen war zuerst kunstvoll um die Haken am Spinnflügel gewickelt.

Bild

Die Spinneinheit:

Bild

Leider bin ich so veranlagt, dass ich gerne alles zerlege, schon allein, um es mal richtig sauber zu bekommen, und auch, um die Dinge zu begreifen. Deshalb habe ich dieses Zeug abgewickelt.
Das Nähgarn hatte sich schon sehr tief in das Leder reingezogen, und es dabei anscheinend zusätzlich zerschnitten.

Die Spule drehte nicht frei und schien mit dem Flügelwirtel verkantet. Aber es war die Spule mit dem fehlenden Futter, eine andere läuft nach Säuberung nun sehr leicht.


Fertig geputzt. Fotografieren ist nicht meine Stärke:

Bild


Bild

Beim Versuch, den originalen Antriebsriemen überzulegen und mal zu sehen, wie schön sich alles mit Pedalantrieb dreht, fiel die eine Lederlasche auseinander und der Riemen riss. (Letzteres ist nicht so tragisch). Zum Glück konnte ich den Spinnflügel auffangen.

Aber was mach ich mit der Lasche? Die vordere wird es auch nicht mehr lange machen. Sie hat auch schon einen Riss, so dass es kein geschlossner Ring mehr ist. (Kann man auf dem Bild schlecht sehen.)

Außerdem war nach dem Zusammenbau ein Teil übrig, das aber anscheinend auch aus einem anderen Holz ist. Nun vermute ich, es gehört gar nicht zu Rad. Wenn jemand von Euch weiß, wo ich es hintun muss, bin ich dankbar für einen Tipp.

Bild



Was mir noch Sorge bereitet ist, dass die beiden "Arme", die das Antriebsrad halten, recht lose sind und leicht rausflutschen können. Ich habe schon alle Kombinationen und Drehrichtungen der "Arme" ausprobiert, aber sie sitzen nicht fest. Leimen mag ich sie aber eigentlich auch nicht.

Tja, dabei hätte ich soooo gerne schon heut das neue Rädchen ausprobiert.

Grummel.

Trotzdem freue ich mich drüber, denn noch bin ich zuversichtlich, dass sich das Rädchen retten lässt und so geputzt ist es eigentlich auch hübsch. Auch die Größe gefällt mir und zumindest der Radantrieb per Pedal ist herrlich leise und gleichmäßig.

So, nun gehe ich mal in den Wald, um zum Abendessen ein paar Schwammerl zu suchen (schließlich kann die Familie nicht von Wolle leben) und bin dann nachher gespannt auf Eure Antworten.

Viele Grüße, Hummelbrummel

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Re: Wie löse ich die Spinnkopfachse bei altem zweifädigen Rad?

Beitrag von SaLue » 01.10.2011, 16:56

Halt ... nein, Mißverständnis :eek: ... nicht die Lederteile, die Stäbe, wo sie dran sind werden gedreht ... zumindest einer davon ...

Die Lederteile wären mit ein, zwei, dreimal Balistol sicher wieder weich geworden ...

Neue Teile ... ich würde aus meinem Fundus Leder nehmen ... kleben, da weiß ich nicht, ob da wirklich so toll ist. Probiert habe ich es noch nie ...
Wenn es nicht paßt ... zuschneiden bzw. mit kleinen Keilen einklemmen ...

Bei alten Rädchen darf man nicht ungeduldig sein ... gut Ding will Weile haben ist hier die Devise.

Bei meinem Mäxchen sind überall, wo Teile am Platz bleiben sollen, kleine Holzkeile angebracht ... zur Not und für den Übergang könnte man sich da auch mit kleinen Holzstäben oder Nägeln behelfen ...

Mäxchens Spulen sind auch mit Leder ausgelegt ... es geht auch Filz ...

Als Antiebsschnur eignet sich dünne Paketschnur hervorragend :gut:

Grüßles
SaLü
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Re: Wie löse ich die Spinnkopfachse bei altem zweifädigen Rad?

Beitrag von anjulele » 01.10.2011, 17:18

Das denke ich auch. Die vordere Halterung vom Spinnflügel sollte sich bei deinem Rad leicht drehen lassen. Ansonsten wäre irgendwo eine (Holz)-Schraube zu sehen. Dann drehst du es etwas nach vorne, den hinteren etwas zurück und so solltest du den Spinnflügel herausziehen können.

Das der Wirtel fest drauf ist, ist sicher richtig. Bei ganz alten Rädern ist er nur aufgesteckt. Wenn er ein Gewinde hat, musst du es anderes herum aufdrehen!

Falls du kein Ersatzleder hast, frag mal beim Schuhmacher oder bei einem Orthopädietechniker nach. Nimm dein verbliebenes Stück mit, damit du gleich was Passendes hast.

Den Spinnflügel hast du noch nicht auseinander genommen? Bevor du weiter machst, lies dich erstmal in den Instandsetzungsbeiträgen durch. Da wird so gut wie alles beschrieben.

Ich drück dir die Daumen. Das wird schon klappen. Viel Spaß beim Basteln!

LG
anjulele

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Re: Wie löse ich die Spinnkopfachse bei altem zweifädigen Rad?

Beitrag von Hummelbrummel » 01.10.2011, 17:50

Hallo und Danke!

gerade im Wald habe ich mir auch gedacht, dass ich vermutlich am besten die Holzteile wegdrehen sollte, aber die sitzen so bombenfest, wie ich mir das von den Radhalterungen nur wünschen würde.
O.K, ich werde sie in einer ruhigen Minute schon lockern können.

Die Lederteile waren aber so sehr angefressen, dass sie vermutlich nicht zu retten waren. Vermutlich hatte deshalb auch der/die Vornutzer mit dem Garn hantiert.

Gerade steht Junior hinter mir und nervt - drum werd ich mich lieber nachher nochmal gründlich schlau lesen....

Ledervorräte habe ich schon, aber das ist nicht sooo dick.

Naja, bis später, Hummelbrummel

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Re: Wie löse ich die Spinnkopfachse bei altem zweifädigen Rad?

Beitrag von Eurasierwolle » 01.10.2011, 17:51

Zum Thema Lederösen: Nimm die Träger (wo die Achsenhalter aus Leder hineingehören) und den Spinnflügel (für die Maße der Löcher im Leder) gleich auch mit, Du kannst auch zu einem pfiffigen Sattler gehen! Es muss jedenfalls dickes Kernleder sein wie für Steigbügelriemen oder Kutschgeschirre, am besten doppelt gelegt (Kleber dafür hat ein Sattler auch). Eventuell muss das Ende in die Aussparung der Halter eingepasst werden, also etwas dünner geschnitzt werden, auch sowas beherrschen Sattler wie Schumacher perfekt. Und dann möglichst mit einem guten Lederfett gearbeiten, nicht mit Lederöl dabei gehen (oder Balistol)!! Öl macht Leder viel zu weich und schwammig, ist nur eine Rettung für ganz versteinertes uraltes Leder, nicht für Neues! Und vielleicht hat der Sattler/Schumacher ja auch noch ein Streifchen dünn ausgeschärftes Leder für Dich übrig, womit Du die Spulen renovieren kannst, nimm mal eine Musterspule mit.

Viel Erfolg bei der Renovierung!
Cornelia
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Re: Wie löse ich die Spinnkopfachse bei altem zweifädigen Rad?

Beitrag von anjulele » 01.10.2011, 18:24

Was sitzt denn zu fest? Den ganzen Spinnkopf hast du doch schon draussen. ;) Wenn du das im Rad eingesteckt hast und vorne an dem Holm drehst, müsstest du den Flügel aus der Halterung lösen können.
Ansonsten sind diese alten Räder immer nur gesteckt und mit Splinten vor dem Herausfallen geschützt. Fleissige Handwerker, die solch ein Rad zur Deko in die gute Stube stellen, leimen meist alles. Alles. Und dann funktioniert es oft nicht mehr so, wie es soll.
Das die Lederteile so hinüber sind, ist normal. Es ist halt ein alts Rad und das Leder hält nicht ewig.

Wenn du schon das Köfferchen gepackt hast mit Spulen, Flügel und den Lederresten, dann nimm doch auch noch die Holme mit. Dann sieht man gleich, wohin das soll. Vielleicht hast du ja Glück und es wird dir passend angefertigt. Oder Tipps gegeben, wie du das am Besten anstellst.

Und Fotos für uns nicht vergessen! :D

LG
anjulele

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Re: Wie löse ich die Spinnkopfachse bei altem zweifädigen Rad?

Beitrag von Hummelbrummel » 01.10.2011, 20:00

Hallo Ihr Lieben,

danke für Eure Tipps!
anjulele hat geschrieben:Was sitzt denn zu fest? Den ganzen Spinnkopf hast du doch schon draussen. ;) Wenn du das im Rad eingesteckt hast und vorne an dem Holm drehst, müsstest du den Flügel aus der Halterung lösen können
Die Holme sitzen fest, sehr fest. Und der hintere ist auch ein bisschen X-beinig nach innen gedreht.

Zitat: "Ansonsten sind diese alten Räder immer nur gesteckt und mit Splinten vor dem Herausfallen geschützt."

Ich vermute, dass sie nicht geleimt sind, bekomme sie aber "händisch" nicht los. (Sie sind konisch und stecken fest drin.) Werde wohl mal sehr vorsichtig von unten dagegen klopfen, aber erst, wenn ich richtig Muse dafür habe, denn wenn ich solche Aktionen "Hoppla-Hopp" mache und im Hintergrund schreit jemand derweil "Mama!", geht meist was schief.


Vorhin ist auch noch der Bändel gerissen, mit dem der Knecht am Tritt befestigt war. (Ich wollte wenigstens mal noch ein bisschen treten, auch wenn keine Spinneinheit dran ist...) Aber das ist nebst der Antriebsschnur das kleinste Problem.

Der Spinnflügelwirtel hat ein Gewinde und kann entsprechend dem Gewinde an der Flügelachse nur in einer Richtung aufgeschraubt werden. Als ich das Rad auspackte, drehten sich der Flügelwirtel und die Spule nur gemeinsam auf der Achse, aber mit der jetzigen Spule läuft alles wie geschmiert, und so wie ich mir vorstelle, dass es mal sein soll, soweit ich das beurteilen kann.

Aber wie ist das dann im Echtbetrieb: Kann ich dann nur in eine Richtung spinnen, und dreht sich das in die andere Richtung von selber auf?

Für das Lederlager-Problem wäre ein Sattler vermutlich tatsächlich die beste Adresse. da werde ich mich nächste Woche mal auf die Suche begeben und bis dahin in Geduld üben.

Und natürlich weiter berichten :]


Viele Grüße von der ungeduldigen Hummelbrummel

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Re: Wie löse ich die Spinnkopfachse bei altem zweifädigen Rad?

Beitrag von Kattugla » 02.10.2011, 01:13

So wird nun meine nächste Frage lauten: Wie bastle ich mir neue Lederlaschen? Mehrere Lagen Leder dick aufeinanderkleben?
Mit welchem Kleber? Oh, weh, das muss dann ja auch genau ins Spinnrad passen.
Für meine alte elsässische Prinzessin (da war das 150 Jahre alte Leder so krümelig, dasses von selber rausfiel) habe ich dafür Gürtelleder genommen.
Ich hatte auf dem Markt mal vor Jahren zwei Meter Gürtel-Lederriemen in 4mm Stärke gekauft, aus dem habe ich zwei neue Laschen gemacht. Passgenau mit dem Cutter ausgeschnitten und in die Holme eingepasst. Das hat so gut geklappt, dass ich auch meiner 80 Jahre alten Taunusziege auf die Art neue Laschen verpasst habe. 2m Gürtel brauche ich im Leben nicht, da war noch genug übrig. :))

Musst mal genau gucken, bei den meisten Rädern sind die Laschen in Längsschlitze im Holz eingesteckt und mit einem Holzsplint oder einem Nagel quer durchs Holz festgemacht.
Wenn Du die Lasche einsteckst, einfach mit einer Ahle durch das vorhandene Splintloch im Holz bohren, oder (so musste ich es machen, weil das Leder sehr fest war) mit einem 1mm-Bohrer durchbohren.

Bild



Aber wie ist das dann im Echtbetrieb: Kann ich dann nur in eine Richtung spinnen, und dreht sich das in die andere Richtung von selber auf?
Nö. Bei meinen alten Rädern sind zwei mit geschraubtem Wirtel dabei, das geht gut. Die aufgesteckten sind da wesentlich frickeliger (ab einem bestimmten Alter *g*). Die Kromski-Wirtel sind im übrigen auch aufgeschraubt, da dreht sich nix auf. Und ich spinne linksrum...

Das Holz, was da festsitzt, ist möglicherweise lange trocken gelagert worden und geschwunden und dann wieder in feuchterer Umgebung gequollen. Früher ist der Effekt genutzt worden, um Holzteile bei Möbeln proppenfest miteinander zu verbinden, hier ist das eher unpraktisch.

Am sinnigsten wäre vermutlich, das Holz erstmal richtig durchtrocknen zu lassen (kleinere Teile habe ich schonmal bei 50°C in den Backofen gesperrt).
Nutz doch einfach das Wetter und pack das Holz morgen bei Sonnenschein für ein paar Stunden ins sonnengeparkte Auto. Ich weiss von jemandem, der seine Rohlinge für den Bogenbau so turbotrocknet. Funktioniert prima.
Da noch grosszügig Ballistol draufzusuppen hat erstmal den gegenteiligen Effekt, das Holz quillt nur noch weiter.
Vielleicht bekommst Dus ja nach dem Sonnenbad gelöst.

Viel Glück! :gut:
"Verlasse dich nie auf das Bier eines gottesfürchtigen Volkes!" (Quark)

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Re: Wie löse ich die Spinnkopfachse bei altem zweifädigen Rad?

Beitrag von Hummelbrummel » 02.10.2011, 07:52

Hallo Kattugla und Ihr anderen

vielen Dank! Das mit dem Gürtel ist eine gute Idee.
Dass man die Laschen auch mit einem Splint sichern könnte, dachte ich auch schon, zumal sie auch nicht soo sehr fest in ihren Schlitzen klemmten, das es irgendwie schwierig gewesen wäre, sie einfach rauszuziehen.
Bei meinem Rad sind hier allerdings keine Löcher für Splinte im Holm (an allen möglichen anderen Stellen schon, vor allem bei den Metallverbindungen). Es sah so aus, als sei es wirklich nur so vorgesehen, dass die Lederlager in den Schlitzen feststecken.
Ich habe mir aber überlegt, ob man nicht die Lasche so lang machen kann, das sie hinten wirder rausschaut und denn hinter dem Holm ein Loch in das Leder und da einen Splint oder Knebel zur Sicherung durchführt.

Zur Holzfeuchte:
Als ich das Rad gestern gründlich gesäubert habe, hatte ich eher den Eindruck, dass das Holz sehr trocken war.
Die Holme, die das Antriebsrad halten, sind trotz konischer Form nicht festzukriegen, weil oben auf der Öffnung dann schon das gedrechselte Teil vom Holm aufliegt. (Gut, dass lässt sich dann mit einem Keilchen beheben.)
Und dieses runde Teil, das unter der Spinneinheit das Metall kaschiert, hat einen kleinen Riss, der ganz neu aussieht, und den ich mir auch nur mit Trockenheit erklärten kann. Auch dass die besagten Lederlaschen so leicht aus den Schlitzen gingen, interpretiere ich als Folge von Trockenheit, die das Leder ein bisschen hat zusätzlich schrumpeln lassen.
Ich vermute eher, dass jemand die Holme am Spinnkopf einfach zu fest reingedrückt hat.

Zum Alter:
Ich hab keine Vorstellung, wie als das Rädchen sein könnte.
Benutzt wurde es sicherlich, denn es hat Betriebssspuren an sämtlichen Lagern, aber keine sehr groben.
Der Spinnflügel schien mir deutlich mit Wollfett-resten "verziert", das wr eine richtige Schicht und das Metall ums Einzugsloch hat braune "Patina", die Rost sein könnte. Fühlt sich aber glatt an, deshalb schmirgle ich da jetzt nicht dran rum, sondern warte mal ab, wie es sich in Verbindung mit Wolle verhält.

Fast alle Verbinungen sind nur aus Holz, selbst die Metallteile der Spannungseinheit sind mit Holzstiften am Holz fixiert.
Nur das Pedal ist mit kleinen Metallnägeln auf die Querleiste genagelt.

Aber die Metallteile an der Spannungseinheit sehen extrem ordentlich aus, von Rost keine Spur, auch keine übermäßigen Fettspuren, nur leichte Beläge, als wäre mit Maß und Verstand geschmiert worden.
Das wirkt nicht wirklich alt.
Oder das Rad stand immer so trocken, dass es wirklich so gut erhalten ist.
Holzwurm ist auch keiner drin.

Wie alt könnte das sein?

Nach ein Frage zu den Bildern:

Kattugla, wie schafft Du das, ein Bild so einzustellen, dass man es ordentlich sieht?
Kleinrechnen kann ich ein Foto in beliebiger Weise, aber wie bekommt man es dann hier direkt rein?

Viele Grüße, Hummelbrummel

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