Kettgarn
Moderator: Rolf_McGyver
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Kettgarn
Hallo
Mich würde interessieren welche Wollsorten geeignet sind für Kettgarn? Und welche Spinnmethode und Verzwirnart ist dafür geeignet?
Ich habe jetzt ein Webstück fertig gemacht aus gekaufter Wolle.(Die hatte ich noch zu Hause und wollte sie einfach aufbrauchen) Aber irgendwie war die Wolle wohl nicht ideal. Das Webstück verzieht sich da sich die Kettfäden sehr gedehnt haben.
LG
Mich würde interessieren welche Wollsorten geeignet sind für Kettgarn? Und welche Spinnmethode und Verzwirnart ist dafür geeignet?
Ich habe jetzt ein Webstück fertig gemacht aus gekaufter Wolle.(Die hatte ich noch zu Hause und wollte sie einfach aufbrauchen) Aber irgendwie war die Wolle wohl nicht ideal. Das Webstück verzieht sich da sich die Kettfäden sehr gedehnt haben.
LG
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- Vlies
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Re: Kettgarn
Das Thema "Kettgarn" ist bei mir auch recht hoch in der Liste des Wissenwollens.
Kettgarn wird beim Weben recht stark beansprucht. Deshalb muß es möglichst zugfest und scheuerbeständig sein, sowie wenige herausragende Einzelfasern haben. Die Scheuerbeständigkeit und Fusselneigung kann man mit Hilfe von Schlichte verbessern. In der Leinenweberei wurde dazu eine Art Stärkekleister auf die Kette gestrichen und trocknen gelassen. Die Zugfestigkeit bedeutet, daß das Garn nicht unter der zur Fachbildung nötigen Spannung reißt oder ohne Bruch bleibend beziehungsweise ungleichmäßig gedehnt wird.
Bei Deinem Gewebe scheint es, daß sich einige Fäden anders als der Rest gedehnt haben. Ich vermute, daß besonders die Randfäden von der verstärkten Dehnung betroffen sind. Nach dem Abnehmen vom Webrahmen gehen sie (möglichst) wieder in ihre Ursprungslänge zurück und erzeugen eine "Schüsselform". Überdehnte Fäden bleiben aber dauerhaft zu lang und erzeugen "Überschüssige Länge" im Gewebe, die dann Wellen schlägt. Bei aufgewickelter Kette kann es auch sein, daß einzelne Fäden sich tiefer in die Wicklung hinein drücken und dadurch lockerer werden. Randfäden sind besonders gefährdet. Abhilfe können Weblatten schaffen, die das Einsinken der oberen Lagen der Wicklung verhindern sollen.
Kettgarn wird beim Weben recht stark beansprucht. Deshalb muß es möglichst zugfest und scheuerbeständig sein, sowie wenige herausragende Einzelfasern haben. Die Scheuerbeständigkeit und Fusselneigung kann man mit Hilfe von Schlichte verbessern. In der Leinenweberei wurde dazu eine Art Stärkekleister auf die Kette gestrichen und trocknen gelassen. Die Zugfestigkeit bedeutet, daß das Garn nicht unter der zur Fachbildung nötigen Spannung reißt oder ohne Bruch bleibend beziehungsweise ungleichmäßig gedehnt wird.
Bei Deinem Gewebe scheint es, daß sich einige Fäden anders als der Rest gedehnt haben. Ich vermute, daß besonders die Randfäden von der verstärkten Dehnung betroffen sind. Nach dem Abnehmen vom Webrahmen gehen sie (möglichst) wieder in ihre Ursprungslänge zurück und erzeugen eine "Schüsselform". Überdehnte Fäden bleiben aber dauerhaft zu lang und erzeugen "Überschüssige Länge" im Gewebe, die dann Wellen schlägt. Bei aufgewickelter Kette kann es auch sein, daß einzelne Fäden sich tiefer in die Wicklung hinein drücken und dadurch lockerer werden. Randfäden sind besonders gefährdet. Abhilfe können Weblatten schaffen, die das Einsinken der oberen Lagen der Wicklung verhindern sollen.
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- Boucle
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Re: Kettgarn
Nachdem du auch nach Spinn- und Zwirnmethode fragst, nehme ich an, mit "Wollsorten" meinst du Schafrassen, bzw. Typen?
Das richtet sich ganz nach dem, was du weben willst: Wenn's ein Schal werden soll, Merino, Alpaka, Seide. Für einen Teppich oder ein Kissen zum Draufsetzen wäre Heidschnucke geeigneter
Spinn- und Zwirnmethode sind relativ egal, solange das fertige Garn genügend Drall hat (lieber zu viel als zu wenig! D. h. zu viel hatte ich noch nie...). Singles als Kettgarn habe ich mich allerdings noch nicht getraut... (obwohl's gemacht wird). Theoretisch betrachtet sollte man Kammgarn nehmen, aber praktisch habe ich das noch nie gemacht. Die Beanspruchung durchs Blatt ist gar nicht so gross, solange die Garnstärke nicht hart an der Grenze Ist (also das Metall wirklich bei jedem Anschlag am Garn scheuert). Bei feinen Geweben nimmt man lieber ein gröberes Blatt und sticht doppelt.
Wie Glaskocher schon sagt, wenn sich das Webstück verzieht haben sich die Kettfäden wohl unterschiedlich gedehnt. (In der Annahme, dass nicht der Schuss schuld ist...) Und das liegt dann höchstwahrscheinlich am Schären - Spannung nicht gleichmässig genug. Oder die Wolle war ungleichmässig gesponnen, was bei Industriegarn eigentlich nicht vorkommen sollte. Zu stark gedehnte Randfäden dürfen eigentlich nicht vorkommen (du legst den Schuss doch schön schräng ins Fach damit die zusätzliche Länge, die er braucht, um sich um die Kettfäden zu legen, vorhanden ist?).
Aber Ferndiagnosen sind immer schwierig, erst recht ohne Foto...
Ciao, Klara
Das richtet sich ganz nach dem, was du weben willst: Wenn's ein Schal werden soll, Merino, Alpaka, Seide. Für einen Teppich oder ein Kissen zum Draufsetzen wäre Heidschnucke geeigneter

Spinn- und Zwirnmethode sind relativ egal, solange das fertige Garn genügend Drall hat (lieber zu viel als zu wenig! D. h. zu viel hatte ich noch nie...). Singles als Kettgarn habe ich mich allerdings noch nicht getraut... (obwohl's gemacht wird). Theoretisch betrachtet sollte man Kammgarn nehmen, aber praktisch habe ich das noch nie gemacht. Die Beanspruchung durchs Blatt ist gar nicht so gross, solange die Garnstärke nicht hart an der Grenze Ist (also das Metall wirklich bei jedem Anschlag am Garn scheuert). Bei feinen Geweben nimmt man lieber ein gröberes Blatt und sticht doppelt.
Wie Glaskocher schon sagt, wenn sich das Webstück verzieht haben sich die Kettfäden wohl unterschiedlich gedehnt. (In der Annahme, dass nicht der Schuss schuld ist...) Und das liegt dann höchstwahrscheinlich am Schären - Spannung nicht gleichmässig genug. Oder die Wolle war ungleichmässig gesponnen, was bei Industriegarn eigentlich nicht vorkommen sollte. Zu stark gedehnte Randfäden dürfen eigentlich nicht vorkommen (du legst den Schuss doch schön schräng ins Fach damit die zusätzliche Länge, die er braucht, um sich um die Kettfäden zu legen, vorhanden ist?).
Aber Ferndiagnosen sind immer schwierig, erst recht ohne Foto...
Ciao, Klara
- Gabypsilon
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Re: Kettgarn
Verzwirnt ist als Kette immer besser als Singlegarn, ich habe schon diverse selbstgesponnene Garne als Kette verwendet, das hat immer gut geklappt
. Wichtig ist halt, dass die Spannung beim Schären hinkommt. Zum Aufwickeln der Kette kannst Du auch Papier als Trennlage verwenden, das verhindert auch das einsinken von einzelnen Kettfäden in die unteren Lagen, es sollte halt einigermaßen stabil sein. Doppelte Zeitungslage funktioniert gut

Liebe Grüße
Gabi
Gabi
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- Rohwolle
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Re: Kettgarn
Kannst du ein Bild einstellen?
Meiner Erfahrung nach kann man fast alles als Kettgarn nehmen, nur Lópi würde ich nicht versuchen...
Tipp: bevor du dich an ein grösseres projekt wagst, teste Garn und Bindung! Entweder mit einer schmalen, kurzen Kette, oder an einem Schulwebrahmen.
Meiner Erfahrung nach kann man fast alles als Kettgarn nehmen, nur Lópi würde ich nicht versuchen...
Tipp: bevor du dich an ein grösseres projekt wagst, teste Garn und Bindung! Entweder mit einer schmalen, kurzen Kette, oder an einem Schulwebrahmen.
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- Boucle
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Re: Kettgarn
Ist die Belastung am Schulwebrahmen wirklich vergleichbar?
Ich würde einfach einen "Reisstest" empfehlen: Garn in beide Hände nehmen und dran ziehen. Wenn's bei leichtem Zug auseinanderdriftet ist es völlig ungeeignet, wenn's mit einem leichten "ping" zerreist, kann man's nehmen (aber schau dir schon mal an, wie man zerrissene Kettfäden repariert), wenn man's nicht kaputt kriegt ist es optimal (dann kann's höchstens noch durchgescheuert werden, wenn's zu dick fürs Blatt ist).
Bei mir "reissen" Kettfäden übrigens in erster Linie dann, wenn ich plötzlich dickere Stellen in einem feinen Garn habe - dickere Stellen haben automatisch weniger Drall. Das wird dann gerne zu wenig.
Ach ja, und was noch niemand erwähnt hat, weil es uns selbstverständlich erscheint: Lass die Finger von Mohair! Auch "glatt" gesponnen kleben die Kettfäden besser als so mancher Klettverschluss
Wenn die Kettfäden nur ein bisschen kleben hilft Mähnenglanzspray (von Decathlon gibt's für wenig Geld eine kleine Sprühflasche, mit der man ziemlich weit kommt). Das muss man allerdings nach dem Einsprühen erst trocknen lassen, ist also langwierig in der Anwendung.
Ciao, Klara
Ich würde einfach einen "Reisstest" empfehlen: Garn in beide Hände nehmen und dran ziehen. Wenn's bei leichtem Zug auseinanderdriftet ist es völlig ungeeignet, wenn's mit einem leichten "ping" zerreist, kann man's nehmen (aber schau dir schon mal an, wie man zerrissene Kettfäden repariert), wenn man's nicht kaputt kriegt ist es optimal (dann kann's höchstens noch durchgescheuert werden, wenn's zu dick fürs Blatt ist).
Bei mir "reissen" Kettfäden übrigens in erster Linie dann, wenn ich plötzlich dickere Stellen in einem feinen Garn habe - dickere Stellen haben automatisch weniger Drall. Das wird dann gerne zu wenig.
Ach ja, und was noch niemand erwähnt hat, weil es uns selbstverständlich erscheint: Lass die Finger von Mohair! Auch "glatt" gesponnen kleben die Kettfäden besser als so mancher Klettverschluss

Wenn die Kettfäden nur ein bisschen kleben hilft Mähnenglanzspray (von Decathlon gibt's für wenig Geld eine kleine Sprühflasche, mit der man ziemlich weit kommt). Das muss man allerdings nach dem Einsprühen erst trocknen lassen, ist also langwierig in der Anwendung.
Ciao, Klara