Seite 1 von 1

Litzen knüpfen

Verfasst: 01.02.2020, 22:06
von Sonnenschein
Hi,
Ich habe (nicht ganz freiwillig) beschlossen, meine Litzen selber zu knüpfen. Ich habe dazu eher wenig Infos online gefunden. Aber bevor ich jetzt mehrere hundert Litzen mach und den Webstuhl damit fertig einrichte, wollte ich hier mal nachfragen, ob es so passt.
Also - tadaaaa - meine erste Litze.

Das Auge ist relativ klein. Ist das ein Problem? Sie sitzt auch etwas fester als die Texsolv-Litzen, lässt sich aber noch ganz gut schieben. Ich habe ein Leinenzwirn benutzt (16/2), würde aber lieber Baumwolle nehmen (14/2), weil ich da mehr über habe. Macht einen Unterschied? Und eine letzte Frage: Mir würde zu Leinölfirniss geraten. Aber wie ist das mit der leichten Entzündlichkeit? Oder ist das ok, wenn es getrocknet ist?

Re: Litzen knüpfen

Verfasst: 02.02.2020, 00:59
von kjetta
Hier wird dafür so ein Ding verwendet. Lässt sich leicht mit einer dickeren Leiste und vier Dübeln nachbauen, dafür kann man die Originallitzen als Mass nehmen. So lassen die sich einfach knoten und werden alle gleich gross.
Mein Webstuhl hat Baumwolllitzen, aber die Empfehlungen in meinen Fachbüchern sind Paketschnur. Wärend des Webens ziehe ich kleinere Augen vor, aber das Einfädeln ist einfacher, wenn die grösser sind. Aber es kommt natürlich auch darauf an, was du eigentlich weben willst.
67235764_2945440088831655_1757448824512577536_o.jpg

Re: Litzen knüpfen

Verfasst: 02.02.2020, 09:34
von Sonnenschein
Ich habe mir sowas schon gebastelt - aus einer Holzleiste mit vier Nägeln und einer Litze für die Maße.
Sind Deine Baumwolllitzen irgendwie nachbehandelt? Oder halten die auch so? Paketschnur kann ich mir gar nicht vorstellen. Die ist doch viel zu dick?!

Re: Litzen knüpfen

Verfasst: 02.02.2020, 10:30
von Glaskocher
Beim Leinöl ist das Problem, daß es beim "Trocknen" etwas Wärme entwickelt. In einem zum Ballen geknüllten Lappen wird das problematisch. Bei frei hängenden Litzen ist es kein Problem, weil die Wärme von der Luft weg getragen wird. Dieses "Trocknen" unterscheidet sich vom Trocknen eines nassen Lappens, weil das Leinöl sich chemisch verändert und drin bleibt. Es oxidiert an bestimmten Stellen in den Molekülen und polymerisiert.

Bei den Litzen kommt es darauf an, daß das Material scheuerfest ist und wenig selber scheuert. Sie werden ja mit den Kettfäden recht oft bewegt und reiben an den "eigenen" und benachbarten Kettfäden. Den Begriff "Paketkordel" würde ich mit "Hanfgarn" übersetzen. Davon gibt es auch recht feine Qualitäten.

Re: Litzen knüpfen

Verfasst: 02.02.2020, 13:52
von Sonnenschein
Gut zu wissen, dass ich uns nicht die Wohnung abbrennen wird.
Hat das Leinoel einen Einfluss auf die Groesse der Litzen? Also, laufen die ein oder sowas? Nicht, dass es jetzt passt und dann nicht mehr. Und hast Du eine Ahnung, wie lange das Trocknen ungefaehr dauert? Stunden oder Tage? :fear:
Ich werde jetzt die Baumwolle ausprobieren. Einfach, weil ich sie da und ueber habe.

Re: Litzen knüpfen

Verfasst: 02.02.2020, 14:29
von Klara
Ich hab' einen Glimakra Ideal mit Schnurlitzen, und die sind meiner Meinung nach unbehandelt und aus Baumwolle. Allerdings nicht aus Häkelgarn, sondern sehr fest gezwirntem Garn - sowas wie dünnes Teppichkettgarn. Solches nehme ich her, wenn ich aufgrund eines Stechfehlers eine zusätzliche Litze brauche... Und meistens bleiben diese Notlitzen dann "ewig" auf dem Schaft (mir ist übrigens noch keine Litze durchgescheuert, nur manchmal Kettgarn).

Wie kjetta sagt, in Litzen mit grösseren Augen fädelt es sich leichter ein - da würde ich mit dem Haken und Garn, den du normalerweise nimmst, mal ausprobieren.

Ciao, Klara

Re: Litzen knüpfen

Verfasst: 02.02.2020, 16:03
von Glaskocher
Im Moment verstehe ich nicht ganz, was das Leinöl an den Litzen bewirken soll. Das Material wird steifer werden und bis zum vollständigen "Trocknen" des Öls etwas klebrig sein.

Die Trockenzeit des Öls wird sich eher in Tagen bis wenige Wochen messen als in Stunden. Das ist von vielen Faktoren abhängig, wie Temperatur, Licht und Zusammensetzung des Öls. Sonnenlicht und Wärme beschleunigen den chemischen Prozess. Es gibt Zusätze, Sikkativ genannt, die das "Trocknen" beschleunigen. Die sind aber auf Basis von Schwermetallverbindungen (Blei oder Kobalt) und werden eher in der Ölmalerei eingesetzt.

Ein Schwinden oder Ausdehnen sollte nicht stattfinden, wenn die Litzen mit nur wenig Öl "befeuchtet" und nicht darin "ersäuft" wurden. Tendenziell vergrößert Leinölfirnis ihr Volumen beim Aushärten, das wird aber erst bei recht dicken Schichten beobachtet.