Knit in Public

Alles zum Thema Stricken mit der Hand und der Maschine.

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Verdandi
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Re: Knit in Public

Beitrag von Verdandi » 12.06.2012, 13:42

Ich finde, da ist schon auch ein Unterschied zwischen "Knitting in Public" und "Stricken in der Öffentlichkeit". Ersteres hat so nen gewollt progressiven Happening-Charakter (und es ist schon possierlich, mit Handarbeiten provozieren zu wollen), letzteres sieht Spinnen/Stricken/usw. als ganz normales Alltagsverhalten und entspricht damit meinem Selbstverständnis als Handarbeiterin sehr viel mehr.
Nie wieder wird es heute sein. Nur wenn du ganz in den Augenblick hineingehst, erlebst du die Innenseite des Glücks.
(W. Sprenger)

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Re: Knit in Public

Beitrag von Gabypsilon » 12.06.2012, 14:32

Bei mir sind immer Wartezimmersocken in Arbeit, so wird ganz nebenbei immer wieder mal ein Paar fertig. Eine alte Dame meinte neulich, soooo was machen sie heute nicht mehr (die hatte wohl noch schlechte Erinnerungen an Notzeiten), und ein kleiner Junge, der seine Mama fragte, was die Frau da macht, bekam zu hören, dass diese häkelt (halt mit 5 Stricknadeln :D ). In diesen beiden Fälle ist wohl Hopfen und Malz verloren, aber meist sind die Leute interessiert und es gibt nette Unterhaltungen :)
Liebe Grüße
Gabi

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Re: Knit in Public

Beitrag von thomas_f » 12.06.2012, 16:01

Ich finde, da ist schon auch ein Unterschied zwischen "Knitting in Public" und "Stricken in der Öffentlichkeit". Ersteres hat so nen gewollt progressiven Happening-Charakter (und es ist schon possierlich, mit Handarbeiten provozieren zu wollen), letzteres sieht Spinnen/Stricken/usw. als ganz normales Alltagsverhalten und entspricht damit meinem Selbstverständnis als Handarbeiterin sehr viel mehr.
Es ist ja eher sowas wie "gemeinsames Stricken in der Öffentlichkeit" gemeint. Das ist artverwandt mit diversen unpolitischen Flashmobs (oder sagt man im Plural ~möpsen?). Ob es überhaupt in erster Linie provozieren soll, ist mir nicht so ganz klar. Mir scheint das eher als so eine Art modernes internationales Volksfest gedacht zu sein, "für Spass" eben.

Ich fahre am Sonntag wieder zum Spinntreffen (nicht: Public Spinning) im Freilichtmuseum in Münster, weil man da zusammen mit netten Leuten nette Sachen machen und sehen und plaudern kann. Einmal im Monat gibts im Café Prütt in Münster ein Stricktreffen (auch keine geschlossene Gesellschaft, auch nicht "Public Knitting" ;) ). Mangels Zeit, Strickfähigkeit und -neigung war ich da noch nicht, aber die Damen (zum Teil auch hier vertreten) lesen sich auf Ravelry auch sehr nett. Das gemeinsame Handarbeiten in der Öffentlichkeit finde ich sehr angenehm und manchmal auch ziemlich lustig. (Bloß das "Soso, kuck mal an, Männer können das also auch" hängt mir ein ganz klein wenig zum Hals raus ;) )

Was das Englische angeht: Die reden in den USA wirklich so ;) Viele Leute dort können gar kein deutsch. :D Und außerhalb der USA können viele Leute das Englische halbwegs verstehen. Deshalb ist es einfach praktisch, einem internationalen Handarbeitsereignis einen englischen Namen zu geben. Das hat mit vermeintlich "stylishen" denglischen "Meetings", "Designs" oder "Upgrades" nichts zu tun! Wenn sich unser Spinntrüppchen als "Fibre Designers in Public" annoncieren (huch: Französisch ;) ) würde, würde ich allerdings wohl auch etwas komisch kucken. Schon wegen des Akronyms :eek: .

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Knit in Public

Beitrag von Kattugla » 12.06.2012, 18:56

Ich versuche mal zu erklären, warum mir dieses künstliche Auflasen und Anpinseln ganz normaler Dinge auf den Keks geht... ;)

Mein Schatz und ich sitzen ja sommers auf Mittelaltermärkten. Ich mit meiner Wolle unterschiedlichen Stadiums und er mit seinen geschnitzten und gedrechselten Holzsachen.
Er ist nunmal waschechter Westfale, kann also nix umkommen lassen, was noch für irgendwas gut sein könnte und verdrechselt daher die Reste Holz, die übrigbleiben, zu hosentaschenformatigen kleinen Kreiseln. Die gehen für ein paar Euro weg und sind bei den Kurzen der Renner.

Seit einiger Zeit wundern wir uns, wieso selbst die ganz Kleinen (also 2, 3 Jahre) mit erstaunlicher Fingerfertigkeit die manchmal fummeligen Kreisel zum richtig langen Drehen bringen.
Eine Mutter erklärte uns dann, dass es das uralte Spielzeug jetzt wieder gibt, die Dinger heissen jetzt nicht mehr schnöde "Kreisel" sondern "BeyBlade", sind quietschbunt und natürlich gibt es mittlerweile einen ganzen (teuren) Kult darum, mit Sammelboxen, Luxusausführungen (natürlich, Kinder vergleichen schliesslich!) und Meisterschaften. Und vermutlich verdient sich irgendein Markenvermarkter eine goldene Nase mit dem Taschengeld der Kurzen.
Das ist für mich eben "Gedöns". ;)

Was nix daran ändert, dass ich das für die motorische Entwicklung ganz toll finde und ich mich über jeden Knirps freue, der damit zurandekommt.
Aber warum kann man einfache Dinge nichtmal einfach lassen?

Oder um es mit meinem Lieblingsanstaltshausmeister Malmsheimer zu sagen (als allergische Reaktion auf den Satz "Früher war alles besser"): früher war vieles gut. Und das wärs auch heute noch, wenn man die Finger davon gelassen hätte... :D
(...die volle Wucht dieser These entfaltet sich allerdings erst gehört anstatt gelesen: http://youtu.be/5KIlAEQJx9Y :D )

Will sagen: wenns Spass macht... bitteschön. :)
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Re: Knit in Public

Beitrag von schafgarbe » 12.06.2012, 19:09

Wenn durch die neuen Labels die alten Aktivitäten plötzlich wieder in werden dann ist das doch gut, egal wie das heisst? Wer würde schon neu mit Kunststricken anfangen, lace ist da was anderes. Ich stricke allerdings weiter einfach da, wo mir danach ist, ganz ohne Rudel :D . Reaktionen gibt es eigentlich auch keine, warum auch?

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Re: Knit in Public

Beitrag von Rayarosa » 12.06.2012, 19:25

@Kattugla

Ist also ganz klar - wenn ihr den Verkauf steigern wollt, müsst Ihr mittelalterliche BeyBlades verkaufen. :totlach: Die BeyBlades von früher waren einfach besser. :totlach:

LG Rayarosa

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Re: Knit in Public

Beitrag von Sabam » 12.06.2012, 19:41

Puh bin ich altmodisch. Ich habe vor Jahren angefangen mit Spitzenstrickerei, weil ich die zarten Spitzendecken von meiner Oma so toll fand.
....und seitdem ich nun (noch nichte so lang) weiß, das das auf englisch dann lace ist, gibt es auf einmal tausende von Anleitungen im Internet für mich.
Wobei ich wirklich keine Probleme mit der englischen Sprache habe, ich habe viele englische (Handarbeits- und andere)Bücher und lese meist auch Romane lieber in der Orginalsprache.

Ich fände es trotzdem schön, wenn man nicht gleich altbacken aussieht,wenn man sich nur "zum Handarbeiten"trifft anstatt zum "knitting". Ist unsere Sprache denn soo schlimm und altmodisch?
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Re: Knit in Public

Beitrag von shorty » 12.06.2012, 20:49

Meiner Meinung nach nicht.
Ist einfach Einstellungssache.
Ich geh z.B. alle 3 Wochen zum Strickabend und nicht zum knitting.

Ich kann kattugla schon verstehen, allerdings ist halt alles im Fluss ;-).
Mir ist Holz viel lieber, aber das trifft den Zeitgeist der Kids einfach nicht.
Da beybladen mir die Kids lieber, als wenn sie gar nichts in die Richtung machen.
Und ehrlich, ich stricke auch lieber mit Knitpro´s obwohl ich sämtliche Stärken in Metall ebenfals hier hätte und es im Grunde nicht nötig wäre und diese ebensolchen Zweck erfüllen würden ;-)
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Knit in Public

Beitrag von Sabam » 12.06.2012, 21:14

Da hast du recht Karin!
Holznadeln sind mir auch lieber. Habe mir bei der Creativa schöne Rosenholznadeln gegönnt und möchte sie nicht missen.
Klar ist es schon gut, wenn die Kids überhaupt noch feinmotorisch unterwegs sind. Da ist es dann wirklich egal, mit welchem Material.
Meine Tochter (8Jahre) hat sich jetzt im Woll-Lädchen auch eine Acryl-Strickliesel gegönnt, weil die sich besser anfühlt als die Alte aus Holz.
Und manche neue Sachen würde ich auch nicht mehr hergeben. Mir geht nur diese "Verenglischung" und das Gleichsetzen von deutsch und altbacken auf die Nerven.
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Re: Knit in Public

Beitrag von LuckyTino » 12.06.2012, 21:37

Ich habe immer etwas zum Handarbeiten in der Tasche, sei es zum nähen, stricken oder häkeln, auch und gerade als ich noch gearbeitet habe war das immer gut, denn oft saß ich mit meinen behinderten Menschen beim Arzt im Wartezimmer, die kennen es gar nicht anders. Vor allem kann ich mich beim Handarbeiten immer noch unterhalten und starre nicht dumpf in die hundertste bunte Zeitschrift, in der doch wieder das selbe steht.

Ob man das jetzt knit in public oder Stricken überall nennt ist mir total egal.
Viele Grüße

Lucky Tino

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Re: Knit in Public

Beitrag von Kattugla » 12.06.2012, 21:54

Es ist ja nicht nur das.
Mal ganz unspassig transportiert sich über Sprache auch Kultur und Geschichte. Welches der beybladenden Kinder realisiert denn später noch, dass der Kreisel (wenn der Begriff denn überhaupt noch damit assoziiert wird) eins der ältesten Spielzeuge der Menschheit ist?
Ich sehe immer wieder die völlig konsternierten Gesichter bei uns am Lager, wenn den Leuten zwar a) klar ist, dass ein Spinnrad keine sooo alte Erfindung ist und ich (handspindelnd dasitzend) frage, womit sich denn b) die Leute in den Jahrhunderten davor gekleidet hätten.
Da ist allgemein in den Gehirnen eine ganz wichtige Verknüpfung verlorengegangen, ohne die bestimmte Zusammenhänge gar nicht mehr begreifbar sind.

Das, was unser Generationengedächtnis unter anderem so fragmentiert, ist eben auch die Sprache. Natürlich wandelt die sich. Ein Art Yarn kann ich heute auch so nennen, weil das zu Zeiten, als Anglizismen noch nicht so in waren, noch gar nicht in unserem Sprachraum existent war. Knitpros nenne ich manchmal auch so, zum einen, um sie in der Kommunikation abzugrenzen, zum anderen ist das für mich ein Synonym für eine bestimmte Art Stricknadeln geworden, wie "Tempos" für Papiertaschentücher.

Ums kurz zu machen: ich stricke, weil meine Oma gestrickt hat und ihre Oma davor auch. Da bin ich gerne wieder die ganz archaische Spinnerin, die Wert drauf legt, einen gesponnenen Faden auch durch die Zeiten zu legen. ;)
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Re: Knit in Public

Beitrag von fiberarts » 12.06.2012, 22:32

Nu ja, ich stricke wo immer es mir gefällt egal ob es modern ist oder nicht und egal was die anderen sagen. Als ich ein Kind war hat meine Mutter das Strickzeug überal mit hingenommen und hat sich nichts drum geschert und so mache ich es auch, bin damit aufgewachsen. Ich brauche die Ingruppe nicht unbedingt aber es macht Spaß ab und zu sich mit anderen um zusammen zu setzen um zu Handarbeiten. Hat man eigendlich schon immer gemacht bis es aus der "Mode gekommen ist". Somit überleben eineige Handarbeiten..etc.
Leider kann man die Globalisierung nicht aufhalten solange irgendjemand damit Geld verdient.
Happy Spinning

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Re: Knit in Public

Beitrag von Woelfin » 12.06.2012, 23:11

Heute hatt ich einen Kunden im Imbiss der seine Currywurst upgegrated (keine Anhnung ob das jetzt richtig geschrieben ist) haben wollte. Im Ernst, der hat mich das wortwörtlich so gefragt. Auf meine Antwort ich könnte ihm die Wurst gerne nachwürzen hat der mich angeschaut als käm ich von einem anderen Planeten. Erst als seine Kollegen in lautes Gelächter ausbrachen hat er begriffen was er vorher gesagt hatte. Ich geb ja zu, ich benutze selbstverständlich auch Anglizismen aber ich kann auch immer noch ganz gut meine Muttersprache .
Ok, das war jetzt ziemlich off topic. Mußte ich euch aber doch erzählen.
schöne Grüße
Heike

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Re: Knit in Public

Beitrag von Verdandi » 13.06.2012, 07:55

Da ist allgemein in den Gehirnen eine ganz wichtige Verknüpfung verlorengegangen, ohne die bestimmte Zusammenhänge gar nicht mehr begreifbar sind.
Ich glaube, Kattugla hat da etwas sehr wichtiges geschrieben. Viele Menschen (und beileibe nicht nur Kinder) sind schon so entfremdet von ihren eigentlichen Lebensgrundlagen, dass sie sie nicht kennen und nicht wertschätzen können (die berühmte "lila Kuh", die verschmähten echten Erdbeeren...).
Am Beispiel dieser Blade-Dinger zeigt sich doch wieder exemplarisch, dass man etwas nur verbunten und ihm einen englischen Namen geben muss, schon rollt der Rubel. Also: nieder mit der US-amerikanischen Kulturhegemonie!
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Re: Knit in Public

Beitrag von shorty » 13.06.2012, 08:01

Wobei die beyblades nicht aus USA kommen, die entstammen nem Manga und werden wie das meiste Spielzeug in Fernost produziert, Japan meines Wissens.

Verstehe aber schon, was Kattugla meint
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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